hereinkopiert; is ne pdf-Datei, weis also nicht ob das so funzt...
Devisen: US-Dollar: Comeback des Greenback oder Totalabsturz? Nach der Einführung des Euro im Jahr 1999 gab es in der Mainstream-Presse einen weitgehenden Konsens. Der Euro würde eine schwache Währung werden, die Stabilität der DM im Außenwert unerreicht bleiben, der übermächtige USDollar seine Dominanz beibehalten bzw. weiter ausbauen. Nur die offi ziellen Stellen machten auf Optimismus. Die anfängliche Entwicklung gab den Pessimisten recht. Von seinem Start bei 1,18 US-$ brach der EUR bis auf 0,83 US-$ weg. Heute, fünf Jahre später: Der Euro hat allein in den letzten drei Jahren gegenüber der US-Währung rund 50% zugelegt. Die Weltpresse geißelt die USA wegen überbordender Defi zite in der Leistungsbilanz und im Staatshaushalt. Die Notenbanken weltweit spielen mit dem Gedanken (oder realisieren ihn bereits), Teile ihrer in US-$ gehaltenen Währungsreserven in andere Devisen wie den EUR zu tauschen. Beinahe jeder Kommentator prognostiziert einen weiteren Verfall des Dollars. Momentan ist die Aufwärtsbewegung der europäischen Einheitswährung merklich gebremst. Zeit, inne zuhalten und die Perspektiven zu beleuchten. Wenden wir uns zunächst den fundamentalen Begründungen für den Dollarverfall zu. Leistungsbilanzdefi zit Simpel betrachtet bedeutet ein Leistungsbilanzdefizit: Es werden mehr Güter und Dienstleistungen importiert als exportiert. Finanziert werden muss das durch Kapitalzuflüsse aus dem Ausland, oder anders gesagt: die Auslandsverschuldung steigt (inländische Ausgaben übersteigen inländische Einnahmen). 2003 wurde mit über 5% eine allgemein als problematisch betrachtete Schwelle überschritten, 2004 summierte sich der Fehlbetrag in der Leistungsbilanz auf 665,5 Milliarden Dollar oder 5,7 Prozent des BIP. Für 2005 gehen Volkswirte von einem Wert um 6% aus. Um 1987 herum bildete sich bei ca. 3,5% des BIP das erste Tief in der Leistungsbilanz. Vor 1971 (Kündigung Bretton Woods) waren die USA Nettoexporteur. Der drastische Einbruch der Leistungsbilanz führte 1985 auf massiven Druck der USA zum so genannten ?Plaza-Abkommen?, als dessen Folge der US-Dollar gegenüber dem Yen abgewertet wurde. Gegenüber der DM verlor die US-Währung innerhalb von 3 Jahren mehr als die Hälfte. Die Parallelen zu heute sind augenscheinlich. In der Folge gelang es kurzzeitig, das Defizit wieder in ein Plus zu verwandeln. Der dann folgende Boom inklusive massivem Kapitalzufluss besonders in den amerikanischen Aktienmarkt inklusive Dollar-Aufwertung führte letztlich zu einer Beschleunigung der Ausweitung des Defizites. Geht das Defi zit wieder zurück? Die seit rund drei Jahren schleichende und zuletzt beschleunigte Abwertung der US-Währung sollte mit einiger Zeitverzögerung dazu beitragen, das Defizit wieder zu verringern. Dabei könnten mehrere Effekte einhergehen: Eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporteure durch die währungsbedingte Verbilligung ihrer Produkte. Dann eine Erhöhung der US-Sparquote. Letzteres würde 13 TRADERSJournal Mehr Wissen aber nichts anderes als einen Rückgang des inländischen Konsums bedeuten, gleichbedeutend zumindest mit einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Und schliesslich eine Verlagerung von Arbeitsplätzen/Produktionsstätten in die USA, wie sie z. B. von deutschen Autobauern angekündigt wurden, um Währungsrisiken zu minimieren. Europa Die Eurozone dagegen verbucht derzeit ? dank der deutschen Exportkraft ? eine leicht positive Leistungsbilanz. Grundsätzlich muss zum Thema der Defizitdiskussion gesagt werden: Solange es Exportnationen gibt, wird es auch Importnationen geben. Der Saldo aller Leistungsbilanzen der Welt muss zwingend Null sein. Somit ist die Summe aller Export-Überschüsse weltweit gleich der Summe aller Importüberschüsse. Dies sollte man besonders auch immer dann bedenken, wenn die Regierungschefs grosser Exportnationen über das US-Defizit schimpfen. Ohne hohe Importe auf der einen Seite keine hohen Exporte auf der anderen Seite. Finanzierung des Defi zits Wer finanziert die Amerikaner? Glaubt man den Statistiken, dann sind es die Asiaten. Die Währungsreserven der asiatischen Notenbanken betragen rund 3.800 Mrd. US-$, davon dürften rund 80% in der US-Währung valutiert sein ? genaue Angaben gibt es nicht. Alleine die Japaner halten rund 845 Mrd. US-$, die Chinesen über 600 Milliarden. Seit einiger Zeit macht sich die Sorge breit, dass diese Länder ihre Währungsreserven stärker diversifizieren wollen. Allerdings hätte dies für eben jene Länder auch eine Kehrseite. Denn dann würde ihr Exportüberschuss mit den Amerikanern schnell in sich zusammenfallen. Das wissen beide Seiten. Die oft gestellte Frage ?Wie lange finanzieren die Asiaten noch das US-Defizit? ist deswegen sehr einseitig gestellt. Zudem gibt es noch einen simpleren Ansatz, an dieses Problem heranzugehen: Das Defizit wird eben genauso lange existieren KÖNNEN, wie es finanziert wird. Wird es nicht mehr finanziert, gibt es das Defizit nicht mehr ? allerdings dann inklusive Zusammenbruch des Konsums in den USA und Einbruch der bisherigen Exportländer. Das ist im Grunde ein so einfacher Zusammenhang wie der, dass alle Exporte weltweit allen Importen weltweit entsprechen müssen. Haushaltsdefi zit und Verschuldung Ein leidiges Thema, bei dem auch wir Deutsche und alle Europäer mitreden können: Staatsverschuldung. Auf folgender Grafi k sehen Sie die Entwicklung in den USA seit 1989. Immerhin gelang es den Amerikanern vier Jahre lang Überschüsse zu erwirtschaften, was z.B. Deutschland nicht von sich behaupten kann. Die gleichen Daten noch mal in Relation zum BIP, (siehe Abb. Seite 14) da aussagekräftiger. Man sieht, zumindest nach den alten Regeln des Euro-Stabilitätspaktes wären die USA derzeit nicht euroreif. Die Gesamtverschuldung der USA derzeit: Rund 7,8 Billionen (tausend Milliarden) US-$! Was auf den ersten Blick schockierend wirkt, relativiert sich, wenn man die Zahl in Relation zur Wirtschaftsleistung setzt. Die öff entlichen Schulden der USA entsprechen dann bei einem 2004er-BIP von nominal 11,728 Bio. US-$ ca. 65% des BIP. Das ist im Vergleich zu europäischen Staaten alles andere als erschreckend. Deutschland als wichtigstes EULand liegt bei rund 66%. Nicht dass eine Verschuldung in dieser Höhe gänzlich unproblematisch sei. Aber es ist erstaunlich, dass Kommentatoren bei der Beurteilung der Aussichten des Dollars ständig auf die Höhe der Staatsverschuldung hinweisen, wenn diese doch auch nicht dramatischer aussieht als die Verschuldung der ?Konkurrenzstaaten?. Die Verschuldung ist ein weltweites Problem, kein spezifi sch amerikanisches. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Beurteilung der zukünftigen Entwicklung ist die weitgehende Aufgabe der Euro- Stabilitätskriterien. Kaum ein EU-Staat muss noch ernsthaft Sanktionen fürchten, wenn er die Defi zitkriterien nicht einhält. Und Beitrittskandidaten wird die Aufnahme so indirekt erleichtert. Die in den meisten Ländern vorherrschende Schuldenmentalität wird so zumindest nicht gerade unterdrückt. Zusätzlich fehlt ein wichtiger Korrekturmechanismus in den Einzelstaaten. Vor der Währungsunion musste ein Land mit hoher Verschuldung (z.B. Italien) auch mit hohen Zinsen leben. Die fehlende Zinsdiff erenzierung im Euro-Raum führt aber nun zu einer europaweiten Sozialisierung der Schuldenproblematik. Die Rolle der Zentralbanken Die Ausrichtung der Fed und der EZB sind unterschiedlich. Während die EZB ihre Aufgabe mehr oder weniger ausschliesslich in der Wahrung der Geldwertstabilität sieht, greift die Fed auch gern und häufig ins ökonomische Abb. Haushaltsdefi zite/Überschüsse der USA von 1989 bis 2004 onomische GeTRADERSJournal Mehr Wissen 14 schehen ein. Tendenziell ist der Dollar daher von Notenbankseite aus stärker stabilitätsgefährdet als der Euro. Diese Problematik auf den Punkt gebracht hat der mögliche Greenspan-Nachfolger Ben Bernake. ?Wir verfügen über eine Technologie namens Notenpresse. Notfalls werfen wir Dollars mit Helikoptern auf die Bevölkerung ab.? Das war Bernakes Antwort auf defl atorische Ängste. Seitdem nennt man ihn auch Helikopter-Ben. Die EZB ist anders gestrickt. Nicht mehr als 2% Infl ation und die Welt ist gut. Ökonomische Probleme werden zwar gesehen, aber die Ökonomie nicht so strikt unterstützt wie durch die FED. Zinsen und Wachstum Nach mehreren Zinserhöhungen durch Alan Greenspan liegt der US-Leitzins nun bei 2,75%. Der kurzfristige Zins der EZB dagegen bei 2%. Die Fed hat bereits angekündigt, weiter in kleinen Schritten nach oben zu gehen ? passend zum ordentlichen Wachstum und einer anziehenden Infl ation. In Europa schwächeln die grossen Ökonomien Deutschland, Frankreich und Italien erheblich. Für die Euro-Zone wird 2005 ein Wachstum von 1,4% erwartet, nach 2,0% im Vorjahr und 0,5% in 2003. Die USA dagegen wuchsen 2003 um 3%, 2004 um 4,4% und für 2005 sind weitere 3,5% avisiert (das reale Wachstum dürfte laut Kritikern wie dem bekannten Vermögensverwalter Dr. Jens Ehrhardt in den USA aber wegen unterschiedlicher Inflationsberechnungen um einen Prozentpunkt tiefer liegen). Da durch den starken Euro die Importpreise günstig sind, ist der Infl ationsdruck auf den Euro-Raum relativ gering. Die EZB steht daher nicht unter massivem Zinserhöhungsdruck. Die Zinsschere zwischen USA und Europa könnte sich also weiter öff nen, was Geldanlagen im US-$-Raum relativ attraktiver macht und damit den Dollar stützt. Stimmung/Sentiment Die Dollar-Bullen sind eine fast ausgestorbene Gattung. Die meisten Analysten, Fondsmanager und Anleger, ja sogar absolute Laien glauben, der Dollar wird langfristig weiter deutlich fallen. Erst in die letzte Korrekturbewegung des EUR hinein wagten sich erste Dollar-Optimisten aus ihren Löchern. Als Kontraindikator sollte diese für einen stabileren Greenback sorgen. Investitionsmöglichkeiten Dollar-Bullen aufgepasst. Wer sehr kurzfristig auf eine weitere Erholung der US-Währung setzen will hat, eine grosse Zahl an Vehikeln zur Verfügung. Wegen der hohen Transparenz bevorzugen wir Zertifi kate vor Optionsscheinen. Wer den Nervenkitzel liebt nimmt kurze Laufzeiten und einen engen Knockout. Z.B. von der Deutschen Bank das Euro-Short-Zertifikat mit der ISIN DE000DB24900 ! Fälligkeit 16.05.2005, Knockout und Strike bei 1,32, Hebel 48 !! Ruhigere Gemüter bevorzugen einen höheren Knockout, z.B. von der HSBC das Euro-Short-Zertifikat mit der ISIN DE000TB8R9R0, Knockout und Strike bei 1,365, Laufzeit bis 19.05.2005, Hebel 18! Einge Argumente, die auf den ersten Blick gegen den US-Dollar sprechen, sind eigentlich Argumente gegen Papiergeldwährungen an sich. Dies gilt zumindest für die Verschuldung, die in anderen Industrienationen mindestens genauso schlimm ist. Das hohe Leistungsbilanzdefi zit sollte auf Sicht einiger Jahre ? u.a. durch die bereits erfolgte Abwertung ? zumindest abgemildert werden. Das Haushaltsdefizit soll sich angeblich in den nächsten Jahren halbieren, was natürlich auch nur eine vollmundige Ankündigung sein kann. Die sich öff - nende Zinsschere zwischen den USA und Europa begünstigt Anlagen im USD-Raum, das negative Sentiment für die US-Währung sollte als Kontraindikator gesehen werden. Die asiatischen Notenbanken können die Finanzierung des US-Defi zites nicht weitgehend aufgeben, ohne ihre eigene Exportwirtschaft empfi ndlich zu strafen. Alles in allem genug Plausibilität für die Annahme einer zumindest temporären Gegenbewegung des Greenback. TJ-FAZIT Abb. Haushaltsdefi zit der USA in Relation zum BIP
hier noch ein Link zur aktuellen (kostenlosen) Ausgabe: (ist lesenswert)
http://www.tradersjournal.de/download/TJ_0305.pdf
mfg füx
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