Rom (www.kath.net) Seitdem im Nahen Osten gekämpft wird, hat Papst Benedikt XVI. Woche für Woche zum Frieden aufgerufen - am deutlichsten vielleicht vor dem Gebet des "Engel des Herrn" am vergangenen Sonntag. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Indem der Papst ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen fordert, stellt er sich gegen Israel. Steht also Rom - und allen voran der Nachfolger Petri - auf der Seite vom Hamas und Hisbollah? Nun weiß man, dass der Vatikan im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern nicht parteiisch ist, sondern für ein friedliches Leben beider Völker in jeweils anerkannten und souveränen Staaten eintritt. Ebenso steht außer Frage, dass Rom jede terroristische Gewalt verurteilt. Wie aber steht es in dem aktuellen Konflikt? Hat Israel nicht das Recht, seine Nordgrenze zu sichern und sich vor Aggressionen aus den Palästinensergebieten zu schützen? Immer dann, wenn Päpste Kriege verurteilen - Johannes Paul II. die gegen den Irak oder jetzt Benedikt XVI. den im Libanon - , rühren sich christliche Intellektuelle und buchstabieren die "Lehre vom gerechten Krieg" erneut durch, um den Rahmen aufzuzeigen, innerhalb dessen die Anwendung militärischer Gewalt vielleicht doch zu rechtfertigen ist. So könnte man auch jetzt den Israelis nahelegen, auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu achten und die Zivilbevölkerung zu schonen, um ihnen dann zu bescheinigen, dass ihr Kampf gegen Hisbollah und deren Hintermänner das kleinere Übel ist. Christliche Intellektuelle mögen das tun - aber der Papst tut das nicht. Seit Benedikt XV. und seinen Friedensbemühungen im Ersten Weltkrieg sind die Päpste konsequent in ihrer Ablehnung jeglicher militärischer Gewalt. Das ist kein Dogma, und die Gläubigen müssen ihnen darin nicht folgen. Aber die beständig wiederholten Aufrufe, dass nur der Weg der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Liebe und der Freiheit zum Frieden führt, während Gewalt immer wieder neue Gewalt sowie Hass und Rachedurst heraufbeschwören, gehören seither zum klaren Bestandteil der päpstlichen Lehre. Auch Benedikt XVI. hält entschieden daran fest, dass jeder kriegerische Akt, der über die reine Notwehr hinausgeht, mehr Schwierigkeiten schafft als dass er sie überwindet. Der Papst ist kein Pazifist. Eher ein Prophet, der alle dazu aufruft, sich im Herzen zu Gott zu bekehren. Darum geht es, nicht um den Frieden an sich. Alle, auch die Muslime und die Juden, sollen sich Gott unterwerfen. Und das geht nicht mit der Waffe in der Hand. Denn nur Gott kann der Menschheit Frieden schenken. Guido Horst / Die Tagespost Die bei KATH.NET veröffentlichten Kommentare spiegeln die Meinungen der jeweiligen Autoren wider. Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber wieder. Foto: (c) kath.net |