Wacker Chemie hat gestern einen schwachen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2012 gegeben und der Aktienkurs ist daraufhin um über 2% auf rund 70 Euro gefallen, womit der Titel zu den schwächsten Titeln im MDAX (
ISIN DE0008467416 /
WKN 846741) zählte.
Wie der Spezial-Chemiekonzern am Mittwoch bekannt gab, wuchs der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2011 um gut 3% auf 4,91 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,75 Mrd. Euro). Der Grund für den Anstieg war die starke Nachfrage. Das EBITDA sank auf 1,10 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,19 Mrd. Euro). Hohe Rohstoffkosten, das schwache Geschäft mit Polysilicium im vierten Quartal, Anlaufkosten für die Inbetriebnahme neuer Produktionsanlagen am Standort Nünchritz und diverse Sondereffekte sind der Grund dafür, dass das EBITDA im Jahresvergleich um 8% zurückgegangen ist. Die EBITDA-Marge beträgt 22,5% (Vorjahr: 25,2%). Unter dem Strich hat Wacker das Geschäftsjahr 2011 mit einem Konzernergebnis von 356 Mio. Euro (Vorjahr: 497 Mio. Euro) abgeschlossen. Darin enthalten ist ein Strukturaufwand von rund 50 Mio. Euro, der im Zusammenhang mit der angekündigten Schließung des japanischen Halbleiterstandorts Hikari steht. Die Dividende soll von 3,20 Euro auf 2,20 Euro je
Aktie reduziert werden.
Für das Geschäftsjahr 2012 peilt die Unternehmensführung von Wacker Chemie einen
Umsatz von rund 5 Mrd. Euro an und das EBITDA soll unter dem Niveau aus 2011 liegen. Als Gründe für den erwarteten Ergebnisrückgang führe die Konzernführung geringere Abnahmepreise für Solarsilicium sowie die nach wie vor hohen Rohstoffkosten an.
Unserer Einschätzung nach ist die Guidance für 2012 verhalten ausgefallen. Wacker Chemie leidet derzeit unter der schwachen Preisentwicklung für Solarsilicium und auch die allgemein hohen Rohstoffkosten lassen sich nicht ohne weiteres kompensieren. Hier ist auch auf absehbare Zeit keine Erholung zu erwarten. Vor diesem Hintergrund ist zwar die deutliche Dividendenkürzung verständlich, sorgt aber auch bei vielen Marktteilnehmern für Enttäuschung. Positiv ist immerhin hervorzuheben, dass der Ausblick von Wacker Chemie einen gewissen Spielraum für Überraschungspotenzial nach oben liefert: "Auch wenn nach wie vor große Unsicherheiten für die Konjunktur bestehen und die Rahmenbedingungen nicht einfach sind, bin ich optimistisch, dass 2012 ein erfolgreiches Geschäftsjahr werden kann", teilte gestern Konzernchef Rudolf Staudigl auf einer Pressekonferenz mit.
Aufgrund der derzeit unsicheren Perspektiven nehmen wir vorerst unsere Empfehlug für die Wacker Chemie-Aktie auf "halten" zurück, auch wenn wir grundsätzlich von den Produkten und den Qualitäten des Managements überzeugt sind.