Was genau in dem FT-Artikel drin steht, kann ich nicht sagen, da ich kein Abo habe. Die IT-Times schreibt:
https://www.it-times.de/news/...-auch-angaben-zur-liquiditaet-133908/
"Neue Vorwürfe der Financial Times übten heute Morgen bereits Druck auf die Aktie der Wirecard AG aus. Die FT zweifelt nun auch die Berechnung des Bestandes liquider Mittel des Payment-Anbieters an.
Es geht bei der Berechnung der Cash-Bestände der Wirecard AG um das Jahr 2017. Treuhandkonten des Kerngeschäftes ?Payment Processing? sollen genutzt worden sein, um die Liquiditätsbestände im eigenen Unternehmen ?aufzublähen?.
Zudem ist es verwunderlich, dass sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens immer weiter erhöhen, obwohl das Unternehmen einen deutlich positiven Free Cash-Flow erwirtschaftet, der im Jahr 2017 laut Bilanz 282,6 Mio. Euro betrug (Vorjahr: 209,87 Mio. Euro). "
Dazu folgende Zahlen:
Die "substancial cash outflows for investments" betrugen 2017 für M&A-Aktivitäten 264,97 Mio EUR, nach 69,65 Mio in 2016 (Geschäftsbericht 2017 Seite 114).
Quelle: https://ir.wirecard.com/websites/wc/English/3000/...publications.html
Somit ist es nicht verwunderlich, dass die langfristigen Verbindlichkeiten anstiegen, wenn diese Übernahmen kreditfinanziert wurden.
Diese stiegen von 670 Mio auf 917 Mio (Seite 175, non-current liabilities), so dass man hieran sieht, dass die Übernahmen nicht vollständig kreditfinanziert wurden, sondern ein Teil der Übernahmen aus Gewinnen gestemmt werden konnte - Daumen hoch!
die Cahsbestände (6. Cash and cash equivalents, Seite 116 oder auch Seite 174) stiegen von 1,33 auf 1,90 Mrd, also um 570 Mio.
die current liabilities, also kurzfristige Verbindlichkeiten, stiegen von 1,34 auf 1,98 Mrd (s. Seite 175), was (rein zufällig?) ziemlich genau dem Anstieg der Cashbestände entspricht. Ob nun die Bilanz aufgebläht wurde, weil hier in den Positonen "cash und current liabilities" etwas eingebucht wurde, was nicht hätte eingebucht werden müssen oder hätte eingebucht werden sollen, ist für den Unternehmenserfolg von Wirecard so uninteressant wie das Paarungsverhalten von für die Herstellung von Lippenstiften genutzter Kermes- oder Cochenilleschildläusen!
Das gilt umso mehr, da derartige "Vorwürfe" für 2018 nicht im Raum stehen. Wenn man eine Bilanz aufblähen will, dann leiht man sich Geld bei der EZB für 100 Milliarden und legt dies bei der Bundesbank an oder umgekehrt - dann hat man Bilanzwachstum, was aber für den Unternehmenserfolg ebensowenig aussagt wie die Verbuchung oder nicht-Verbuchung oben genannter Treuhandgelder, die, wie gesagt, ebenso uninteressant sind, wie das Paarungsverhalten besagter Kermesläuse.
Das einzige, was hier stichhaltig im Raum steht, das ist, dass es Verbesserungspotenzial in den organisatorischen Strukturen bei Wirecard gibt, weil die nicht-Nachvollziehbarkeit des Rechnungswesens einzelner Konzerntöchter zu erhöhtem Prüfungsaufwand im unteren zweistelligen Millionenbereich geführt hat. Und hierwegen gingen ca 12 bis 13 Mrd. Börsenwert flöten. Soviel zum Thema Verhältnismäßigkeit.
Wo bleibt hier eigentlich der Pfleger (Betreuuer)?!
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