Bei Alstom lösen sich Spannungen wegen Job-Abbaus
Im Mannheimer Kraftwerksbau entfallen nach angekündigter Betriebsvereinbarung offenbar deutlich weniger Arbeitsplätze Von unserem Redakteur Michael Wendel MANNHEIM. Im Mannheimer Werk des französischen Energietechnikkonzerns Alstom streicht die Konzernleitung offenbar deutlich weniger als die zuletzt noch auf der Kippe stehenden 320 Arbeitsplätze.
Nur die Generatorenfertigung mit rund 90 Beschäftigten wird geschlossen: Dies ist nach unbestätigten Informationen Kern des Kompromisses, auf den sich Geschäftsleitung und Betriebsrat am Dienstagabend nach langwierigen Verhandlungen geeinigt haben und der in einen neuen Standortsicherungsvertrag münden soll (wir berichteten gestern). Angeblich soll auch die jetzt vereinbarungsgemäß ins Auge gefasste Verringerung der Belegschaft ohne betriebsbedingte Kündigungen vollzogen werden. Die Alstom-Belegschaft wird bei einer Betriebsversammlung am kommenden Montag über die Details des offenbar unterschriftsreifen Standortsicherungsvertrags informiert.
Die jetzt in ihren Grundzügen erkennbare Kompromissformel hat sich bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres abgezeichnet (wir berichteten am 3. Dezember). Bereits damals war angesichts eines deutlich anziehenden Auftragseingangs davon die Rede, dass in dem seit Frühjahr 2005 schwelenden Konflikt zwischen Betriebsrat und Konzernleitung eine Lösung für den Erhalt eines Teils der Stellen ?greifbar nahe" sei. Der Pariser Alstom-Chef Patrick Kron äußerte sich im Dezember auch erstmals zuversichtlich zur Entwicklung des deutschen Energiemarktes. Die lokale Alstom-Arbeitnehmervertretung hatte dem Management im Streit um den Stellenabbau stets vorgehalten, trotz der günstigen Marktentwicklung (siehe Grafik) an den ?Kahlschlagplänen" für den Mannheimer Kraftwerksbau festzuhalten.
Nach neun Monaten des Geschäftsjahres 2005/06, das am 31. März endet, hat der Alstom-Konzern das Volumen der gebuchten Aufträge im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 12,86 (12,1) Milliarden Euro ausgedehnt. Allein im dritten Quartal hat Alstom Auftragseingänge im Wert von 5,4 (3,82) Milliarden Euro erhalten. Dieses Wachstum ist nach Darstellung des Konzerns vor allem der Kraftwerkssparte zu verdanken gewesen, zu der auch das Mannheimer Alstom-Werk gehört. Die Erwartungen beim Auftragseingang für das gesamte Geschäftsjahr hat die Konzernleitung vor kurzem nach oben korrigiert, sie rechnet jetzt mit einem Plus in Höhe von 5 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Geschäftsjahr.
Im Mannheimer Kraftwerksbau vereinbarten Betriebsrat und Unternehmensleitung 2003 den Abbau von 520 der damals noch 2400 Stellen, unter Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Im Frühjahr 2005 legte die Unternehmensleitung Pläne zur Streichung weiterer 450 Arbeitsplätze vor, die der Betriebsrat mit dem Hinweis auf die anrollende Auftragswelle entschieden ablehnte. Ende Dezember waren im Mannheimer Alstom-Werk noch rund 1970 Arbeitnehmer beschäftigt.
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