Erneuter Wechsel an der deutschen Alstom-Spitze Gasteiger tritt nach nur 11 Monaten ab / Neuer Chef will an Plänen für Mannheim aber festhalten Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros Mannheim. Der französische Alstom-Konzern tauscht zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres seinen Deutschland-Chef aus. Georg Gasteiger muss nach nur elf Monaten dieses auf nationaler Ebene wichtigste Amt räumen und Platz für Wilhelm Heitmann machen. Heitmann, der schon verschiedene Führungspositionen bei Alstom innehatte und zuletzt Deutschland-Chef eines anderen französischen Unternehmens war, wird zugleich Aufsichtsratchef der Alstom Power AG und der Alstom GmbH. Gasteiger soll sich künftig als Vorstandsvorsitzender der Alstom Power AG auf das deutsche Kraftwerksgeschäft konzentrieren.
Mit dieser Verstärkung des Managements wolle man den verbesserten Marktaussichten im deutschen Kraftwerksgeschäft Rechnung tragen, sagte Heitmann. Alstom Deutschland rechnet im kommenden Geschäftsjahr nach eigenen Angaben mit einem um rund 50 Prozent höheren Auftragsvolumen, das insbesondere auf bessere Geschäfte im Kraftwerksbau zurückgeht. Als eine Rückstufung seiner eigenen Person will Gasteiger den Wechsel an der Spitze jedenfalls nicht interpretiert wissen. "Es ist hervorragend, dass wir Verstärkung bekommen", sagte er. "Das ist eine ganz normale Personalie".
Auch einen Zusammenhang mit den seit mehreren Wochen fest gefahrenen Gesprächen um das Werk Mannheim, wo Alstom rund 900 Stellen streichen will, verneinten Heitmann und Gasteiger. Der neue Deutschland-Chef betonte, er habe nicht die Absicht, in die laufenden Gespräche mit dem Betriebsrat einzugreifen. Heitmann und Gasteiger ließen allerdings keinen Zweifel daran, dass sie einen weiteren Personalabbau in Mannheim trotz der deutlich besseren Marktaussichten für unumgänglich halten. "Die neuen Aufträge ändern nichts an den strukturellen Problemen, die wir in Mannheim haben", sagte Gasteiger und verwies zum Beispiel auf den schwach ausgelasteten Generatorenbau, den das Management schließen will. Wenn nun wieder verstärkt Aufträge aus Deutschland zu erwarten seien, heiße das auch nicht unbedingt, dass sie ausschließlich dem Werk Mannheim zugute kämen. "Wir haben heute einen weltweiten Fertigungsverbund", betonte Heitmann.
Der Betriebsrat des Mannheimer Alstom-Werkes begrüßte die Personalentscheidung vom Grundsatz her. Im Hinblick auf die vielen Kraftwerke, die aktuell zur Vergabe stünden, sehe man die Verstärkung des Managements positiv, heißt es in einer Stellungnahme. Mindestens genauso wichtig sei es aber, die Kompetenzen am Standort Mannheim zu erhalten, um solche Anlagen zu planen und zu erstellen. Die Arbeitnehmervertreter fordern daher von der Geschäftsleitung, "die noch immer anstehenden Abbaupläne vom Tisch zu nehmen".
Mannheimer Morgen - 03.12.2005
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