bedient sich einer vulgärmarxistischen Diktion, deren bombastisches Trara, kombiniert mit akademischem Gestelze, stark an "Kampfschriften der Arbeiterklasse" in Uni-Mensen und an Uni-Infoständen erinnert. Unter diesen sprachlichen und teils auch gedanklichen Verkrustungen leidet die stellenweise aufschlussreiche Analyse.
Konicz haut dabei mit ähnlich dogmatischen Stereotypen um sich wie seine erklärten Gegner, die Sarrazins und Luckes der (neu-extremistischen) "bürgerlichen Mitte". Die Strategie ist in beiden Fällen ähnlich: Andersdenkende werden in Schubladen gesteckt, gemäß Schema F etikettiert und anschließend mit doktrinärer Terminologie, die eigenes kritisches Denken erspart, keulengleich platt gemacht.
Besonders tragisch ist Konicz' Geißelung des "Kulturalismus" und "Ökonomismus". Wer immer von ökonomischen Sachzwängen spricht, ist in diesem verengten Weltbild ein "neoliberaler Ideologe". Wenn Deutschland den Eurozonen-Peripherieländern wegen der Staatsschuldenkrise einen Sparkurs auferlegt, dann ist das gemäß Konicz nichts anderes als rechtes Hegenomiestreben und neoliberale Schikane, die diese Länder um ihre "Wachstumschancen" betrügt und in tiefe Krisen stürzt - so als hätte es dort das vorangegangene Jahrzehnt des ungezügelten Konsums auf Euro-Pump nie gegeben. Schuldenmachen und Wachstum werden dabei - in bewährt vulgär-linker Manier - unkritisch ineins gesetzt.
In dieser engen kleiner Welt hätte selbst ein Karl Marx keine Chance gehabt, auf den sich Konicz zumindest terminologisch und ansonsten implizit laufend zu berufen scheint. Zu Marx Erkenntnisleistungen zählte, politische und historische Entwicklungen auf wirtschaftliche Ursachen zurückzuführen. Wegen dieses "Primats der Ökonomie" würde Marx in Konicz Mikrokosmos vermutlich ebenfalls als "Neoliberaler" abgekanzelt - weil er den "Fauxpas" beging, wirtschaftlich rationale Argumente (samt dialektischer Wechselbezüge) in den Vordergrund zu stellen und diese sogar als ursächlich für andere politische und historische Prozesse heranzuziehen.
FAZIT: Nicht uninteressante, aber letztlich nicht erhellende Lektüre.
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