Deine Beschreibung und ihre Schlussfolgerungen kann ich nachvollziehen und ohne weiteres unterschreiben. Allerdings vermeidest Du anders als weiter oben, die libertäre Philosophie zu interpretieren und entziehst Dich damit letztlich meiner Kritik....
Mit der Skandalisierung der AFD als rechts oder faschistoid als einer unfairen Waffe in der politischen Konkurrenz hast Du natürlich recht. Sicher wird es wie in anderen Parteien auch ein entsprechendes Potential geben, insbesondere unter dem Fussvolk, aber die mir bekannten AFD-Positionen geben dies nicht her. Den Schuh werd ich mir insofern anziehen, als ich in der nicht immer ernst gemeinten Auseinandersetzung mit dem Ex-Pitbull zugegebenermaßen zur polemischen Übertreibung neigte. Aufgrund fehlender Relevanz befasse ich mich aber nicht wirklich mit der AFD, eine Gefahr für die Demokratie kann ich - wie bereits beschrieben - nicht im Ansatz erkennen...
Ich weiss nicht, wie weit Deine Sympathie für die Austrians geht. Mein primärer Einwand ist der, dass der Sozialstaat nicht sinnloser Ballast ist, sondern faux frais* des kapitalistischen Systems darstellen, ohne die dessen Selbsterhaltung nicht möglich wäre...
* Begriff der klassischen und der marxistischen Ökonomie zur Kennzeichnung desjenigen Arbeitsaufwands, der zwar im Rahmen der kapitalistischen Produktion notwendig ist, aber keinen Wert und deshalb auch keinen Mehrwert schafft, sondern einen Abzug vom produzierten Mehrwert bedeutet
Das Fass, von dem Du oben schreibst, habe nicht ich sondern Al mit seinem Beitrag # 448 aufgemacht.
Es ist immer einfacher, irgendeinen Unsinn zu behaupten, als diesen zu widerlegen. Will man solche Dinge nicht durchgehen lassen (alleine schon die Überschrift seines angeblich seriösen Heise-online-links "Organspendepflicht für ALGII-Empfänger" - soetwas wurde nirgends gefordert oder formuliert! Das ist eine glatte Falschinformation) dann ist man leider genötigt, so ein Thema zu diskutieren.
Das ganze ist dabei absolut nicht mein Thema und ich sehe mich auch nicht in der Lage, aus dem Stehgreif in dieser Organspendedebatte eine Position vertreten zu können, die ich für richtig halte.
Das ist ein sehr kompliziertes Thema, bei dem sich einige nur schwer lösbare ethische Dilemmata stellen. Mir ging es nur darum, das Ausmaß der Diffamierung aufzuzeigen. mit dem da oben gerarbeitet wurde.
Das alles geht an der tatsächlichen Diskussion und der Realität völlig vorbei.
Gerade in den ärmeren Ländern hat der illegale Organhandel offenbar seit vielen Jahren immer mehr zugenommen. Das lässt sich nicht einfach ignorieren. Dies ist ein echtes Problem, das immer grösser zu werden scheint, und mit dem sich die Fachwelt bereits seit Jahren auseinandersetzt. Dieser Boom des illegalen internationalen Organhandels, ist dabei genauso traurige Realität, wie die abscheulichen Bedingungen, unter denen er stattfindet. Den Profit machen nicht die Organspender, sondern mafiöse Organisationen, und die Spenden selbst werden unter so schlechten Bedingungen durchgeführt, dass ein großer Teil der Spender dies nicht überleben. Es ist ebenso Fakt, dass es mit den bisherigen Mitteln offenbar nicht gelungen ist, diese Strukturen wirksam zu bekämpfen.
Dabei ist die Spende von Organen, wenn sie nicht unter den Bedingungen wirtschaftlicher Not zu Stande kommt, sogar etwas Gutes. Alleine in Deutschland sterben jedes Jahr tausende Menschen, darunter auch Kinder, weil es keine passenden Spenderorgane für sie gibt.
Dabei ist es natürlich höchst problematisch, wenn Menschen nicht aus Altruismus sondern aus purer wirtschaftlicher Not dazu übergehen, Organe zu spenden! Was in den ärmeren Ländern, in denen der Organhandel boomt, leider in der Regel genau der Fall ist. Eine Entwicklung, bei der sich wohl bei jedem Menschen innerlich alles sträubt.
Dieses Problem ließe sich auch durch eine Liberalisierung des Organhandels natürlich kaum lösen. Es würde allerdings laut der Befürworter mitsichbringen, dass die Spender dabei wenigstens nicht mehr von kriminellen Händlerringen ausgenommen würden, die teilweise mehr als 90% des Profits für sich selber einstreichen, und bei der Spende menschenwürdige Bedingungen vorfinden könnten. Nebenbei könnte mit diesen Organen dann auch noch anderswo Leben gerettet werden.
Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass der Organhandel schlichtweg verboten gehört und man weiter und mit stärkeren Einsatz gegen die Händlerringe vorgehen sollte. Eine Haltung, die ich gut verstehen kann. Bestenfalls würde sich der Handel damit auch wieder etws zurückdrängen lassen. Die Ausbeutung derjenigen, die sich nunmal aus ihrer Not heraus zu illegalen Organspenden enstschlossen haben und die unmenschlichen Bedingungen unter denen diese stattfinden, blieben indessen bestehen! Wer diese Lösung bevorzugt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er diese Leiden dabei weiterhin in den Kauf nimmt.
(Dann müsste man allerdings auch nach ein paar Jahren den tatsächlichen Erfolg überprüfen, wie weit man den internationalen Handel mit Organen tatsächlich eindämmen konnte.)
Die andere Alternative wäre die Liberalisierung, mit den oben beschriebenen Vorteilen aber dem Problem, dass der Umstand, dass Menschen aus Not ihre Organe verkaufen weiterhin bestehen bleibt. Der Status quo würde sich für die Spender aber zumindest verbessern. Eine wirklich befriedigende Lösung sähe natürlich anders aus. Dieses Problem lässt sich allerdings letzten Endes auch nicht mithilfe von Verboten lösen sondern nur mit einer guten Wirtschaftspolitik, die zu stabilem Wachstum und Arbeitsplätzen führt und einem Sozialstaat, der vielleicht ähnlich wie unser deutscher Sozialstaat aussehen könnte.
Über mögliche Lösungen und ihr für und wieder wird dabei bereits seit Jahren diskutiert, was auch richtig ist. Mit seinem Vorschlag steht der Oberender dabei keinesfalls alleine. Es sieht auch nicht so aus, dass hier nun irgendeine leichtfertige Entscheidung getroffen werden würde. Dieser Prozess und der Versuch einer sinnvollen Problemlösung dürfte sich noch über Jahre hinziehen und am Ende wird man zu einer mehr oder minder vertretbaren Lösung kommen, die Vor- und Nachteile haben wird. Es gibt manchmal Dinge, bei denen sich keine sauberen ethischen Lösungen finden lassen.
In dieser Debatte aber nun eine Organspendepflicht für Hartz4ler an die Wand zu malen ist völlig am Thema und den Problemkernen vorbei und in meinen Augen nichts weniger als ein Versuch, diejenigen, die sich für eine Liberalisierung aussprechen, mit übelsten Mitteln zu diskreditieren.
Hier mal ein paar Links, die vielleicht einen gewissen Überblick über den Stand der Diskussion und die eigentlichen Probleme verschaffen. ----------- 'Being a contrarian is tough, lonely and generally right'
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