Bullen wie J. Cramer von Street.com glauben, dass Zinssenkungen, die in USA wegen der Housing- und Junkbond-Krise zunehmend erwartet und vom Bondmarkt eingepreist werden, "gut für Aktien" seien. Sie würden den DOW noch 2007 "um 17 Prozent steigen" lassen:
Jim Cramer - Street.com Subprime May Give Fed Crisis Cover 02/15/2007 1:36 PM
I wish the bears understood how important subprime lending is to my thesis about the market going higher. ... For as long as I have been at this game, it has taken a crisis for the Federal Reserve to move. The Fed is always reluctant to move because it needs the crisis as a cover so it doesn't look like it's soft on inflation. ... but if all of the subprime lenders pull out of that market ...then we'll have a crisis that can justify not one but maybe three or four cuts.
I believe that subprime is awful, even worse than the bears think... If anything, they're saying there might be a fire. I say it's raging, which is why I believe the crisis is about to give us that May cut that I am counting on to take the Dow up 17% this year.
Wie irrig diese These ist, zeigt ein Artikel von Georg Thilenius aus dem April 2000, der damals - ebenfalls aufgrund von Zinssenkungen - Finanztitel empfahl. Was daraus wurde, zeigt u. a. die Commerzbank, die nach seiner "Empfehlung" von 44,30 Euro auf 5,30 Euro fiel bis März 2003 (Chart unten).
Georg Thilenius, Vermögensverwalter aus Stuttgart, schreibt regelmäßig in manager magazin online.
G E O R G T H I L E N I U S Die Zinsen sinken
Selbst wenn es die täglichen Nachrichten kaum glauben lassen: Es stimmt. Der Zinsgipfel ist bald erreicht. Weitsichtige Anleger [!! - A.L. ;-))] setzen deshalb auf ausgewählte Finanzwerte, meint Georg Thilenius.
Hamburg, 03.04.00 - Ja es stimmt, die Zinsen sinken. Jedenfalls schon jetzt am langen Ende. So ist das Zinsniveau der zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen seit Jahresanfang von etwa 6,5 Prozent auf 6,0 Prozent gesunken. Die kurzfristigen Zinsen dürften dagegen noch etwa sechs Monate lang weiter steigen. In diesem Zeitraum sind noch ein bis zwei weitere Zinserhöhungen in den USA und auch in Europa denkbar. Dann ist aber der Zinsgipfel erreicht. Danach folgt der Abstieg auch der kurzfristigen Zinsen. Die langfristigen werden weiter sinken.
Hintergrund ist die Entwicklung des Ölpreises. Dieser ist seit dem Tief bei zehn Dollar im Frühjahr 1999 bis jetzt um das dreifache auf rund 30 Dollar gestiegen. Diese Ölpreisinflation schlägt im Laufe der Zeit auch auf die Großhandels- und Einzelhandelspreise durch. Da der Anteil von Energie und Rohstoffen an Industrieprodukten heute wesentlich niedriger als beispielsweise in der Ölkrise vor 25 Jahren ist, ist auch die Wirkung des Ölpreisanstiegs auf die Preissteigerung wesentlich geringer als damals.
Die OPEC signalisiert bereits eine Erhöhung der Ölproduktion, um den Preis durch ein höheres Angebot zu senken. Saudi Arabien peilt einen Ölpreis von 20 bis 25 Dollar an, um einerseits die Einnahmen zu verbessern, andererseits aber das Wachstum der Weltwirtschaft nicht abzuwürgen. Konsequenterweise ist der Forward-Ölpreis auch schon auf 25 Dollar gesunken.
Das bedeutet, dass der Ölpreiszyklus auf seinem Höhepunkt angelangt ist. Da die Ölpreisentwicklung um einige Monate zeitversetzt auf die Inflationsentwicklung durchschlägt, bedeutet das, dass die Inflation auf etwa sechs Monate Sicht ebenfalls rückläufig sein dürfte. Damit besteht dann kein Grund mehr für die Notenbanken, die Zinsen weiter zu erhöhen. Damit wird der Höhepunkt des laufenden Zinszyklus schon bald erreicht sein. Ölpreis und Bondmarkt zeigen schon heute, wohin die Reise geht.
Bank und Versicherungsaktien haben in der Vergangenheit immer sehr sensibel auf Zinserhöhungen und -senkungen reagiert. So auch heute: Gute Finanzwerte, wie Aegon, Fortis, ING, ABN Amro haben sich seit Anfang letzten Jahres, als Zinserhöhungen ins Blickfeld kamen, seitwärts bewegt. In Deutschland ist das Bild prinzipiell ähnlich, nur haben Fusionen und entsprechende Gerüchte einige Kurse steigen lassen.
Sobald sich Zinssenkungen ankündigen, dreht sich die Entwicklung um und die Aktienkurse von Finanzwerte steigen wieder. Die Begründung für die Abhängigkeit von der Zinsentwicklung ist die Auf- beziehungsweise Abwertung der Anleihebestände; außerdem die verbesserte oder verschlechterte Refinanzierung der Versicherungen und Banken.
Deshalb kann der weitsichtige Investor heute schon anfangen, Positionen in den oben genannten Werten, aber auch der Commerzbank [!!!] aufzubauen.
Und so kam es wirklich:
Chart der Commerzbank: Ein Kauf in 2000 wegen "sinkender Zinsen" (Thilenius) war Geldvernichtung reinsten Wassers. Der Kurs fiel von 44,30 bis 5,30 E. Noch heute, 7 Jahre später, ist die Commerzbank 12 Euro vom damaligen Höchstkurs bei der "Empfehlung" entfernt!
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Angehängte Grafik:
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