Ich schwanke im Zusammenhang mit den Quartalszahlen zwischen Belustigung und Entsetzen, was die Berichterstattung angeht. Folgende deutschen Headlines sind zu lesen:
"Mangelnde Kinohits: Disney verdient deutlich weniger - Anleger schieben Aktie dennoch an" (dpa-afx) "ROUNDUP: Mangelnde Kinohits und Streaming-Kosten belasten Disney" (dpa-afx) "Blockbuster fehlen: Gewinn von Walt Disney bricht ein" (N-TV) "Unterhaltungskonzern: Walt Disney erleidet Gewinneinbruch - Aktie steigt trotzdem" (Handelsblatt) "Höhere Kosten lassen Disney-Gewinn sinken" (Dow Jones Deutschland)
Das nur eine kleine Auswahl, der Tenor bleibt immer gleich. Dagegen die amerikanische Presse:
"Disney profit beats, driven by theme parks, ABC network" (Reuters) "Disney Earnings Start 'Transformative' Year Better Than Expected" (Fool) "Disney (DIS) Crushes, Snap (SNAP) Surprises" (Zacks)
Zusammengefasst kann man sagen, dass die deutsche Presse Disney in Schieflage sieht und rätselt, warum der verrückte Zockeranleger jetzt wieder die Aktien kauft, in Amerika dagegen wird das Ergebnis an den Erwartungen gemessen und überzeugt. Natürlich werden die Headlines innerhalb der Artikel jeweils etwas relativiert, ich verstehe nur nicht, weshalb überhaupt so reißerische Negativ-Headlines nötig sind. Es ist ja nicht so, als ob Disney irgendwo in Hinterzimmern undurchsichtige Schattengeschäfte abwickelt, im Gegenteil kann bereits jetzt jeder sehen, welcher Film wann in die Kinos kommt. Q1 ohne Blockbuster bedeutet daher nicht, dass drei kostenintensive Projekte geflopppt sind, sondern nur, dass die Munition erst in den Folgequartalen verschossen wird. Daher ist "Gewinn von Disney bricht ein" mMn. so falsch formuliert - der Gewinn bricht nicht ein, er verschiebt sich nur in das nächste Quartal. Ein Gewinneinbruch ist für mich eine Krisensituation, bei der es mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern gilt. "Einfach warten" verstehe ich dabei nicht als geeignete Gegenmaßnahme.
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