03.04.2011 20:29| A A Teilen | Drucken |Senden
Risikoforscher warnt vor schnellem Atomausstieg
STUTTGART (dpa-AFX) - Der Stuttgarter Risikoforscher Ortwin Renn hat vor einem überstürzten Ausstieg aus der Atomkraft gewarnt. "Wenn wir unsere Kernkraftwerke abschalten und stattdessen Atomstrom aus Frankreich oder Tschechien importieren, dann wäre das wirklich Augenwischerei, dann belügen wir uns selbst", sagte der Professor für Umwelt- und Techniksoziologie an der Universität Stuttgart den "Stuttgarter Nachrichten" (Montag). Der 59-Jährige wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist die neue Ethikkommission der Bundesregierung berufen, die an diesem Montag erstmals zusammenkommen soll.
Der Ausstieg aus der Atomkraft sei richtig, aber "nicht in dem rasenden Tempo, wie sich das viele vorstellen", sagte Renn dem Blatt. Der 23-prozentige Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung lasse sich zwar innerhalb der nächsten zehn Jahre durch risikoärmere Energieträger auffangen. "Wenn wir aber auch noch die 42 Prozent Kohle ersetzen wollen, dann wird es schwierig, das wird eine ganz große Herausforderung." Der Anteil regenerativer Energien betrage derzeit ja gerade mal 17 Prozent.
Kernkraft durch Kohle zu ersetzen, hält Renn für den falschen, weil noch gefährlicheren Weg. Durch die Verbrennung würden Schadstoffe frei, die das Klima belasteten. "Wenn ich mich persönlich entscheiden müsste zwischen Kernenergie und Kohle, dann würde ich mich eher für die Kernenergie entscheiden - allein der Risiken wegen", sagte Renn.
Er verwies darauf, dass die Bilanz der Atomenergie, wenn man nur die Todesfälle betrachte, "wesentlich besser" sei als die der Alternativen. Bei der Nutzung von Wasserkraft habe es schon Tausende von Toten durch das Brechen von Staudämmen gegeben, durch Unglücke beim Kohleabbau würden weltweit jedes Jahr knapp 8000 Menschen sterben, davon allein 5000 in China./sew/DP/he
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