Börse Online Intercell : Gegen Kursrückschläge geimpft von Stefan Riedel
Mittwoch 21. März 2007, 16:53 Uhr Aktienkurse Intercell AG ICLL.VI 23.70 -7.78%
Der Wiener Impfstoffentwickler Intercell zählt zu den Erfolgsstorys unter den europäischen Biotechs. Seit dem Börsengang im Februar 2005 ging die Aktie um 350 Prozent durch die Decke. Heute gibt die Aktie unter hohen Volumina in der Spitze um acht Prozent nach.
Auslöser der Verkaufswelle ist jedoch kein klinischer Fehlschlag. Und die jüngsten Geschäftszahlen, die das Unternehmen vor zwei Wochen präsentiert ANZEIGE hat, haben eine positive Tendenz vorgegeben.
Intercell hat 2006 die Verluste deutlich verringert und den Umsatz im Gegensatz fast verdreifacht. Mit neuen Impfstoffen in der klinischen Entwicklung und einem Produkt vor der Marktreife steht Intercell besser da als je zuvor in der neunjährigen Firmengeschichte.
Für Altaktionär Apax ist das der richtige Zeitpunkt, um sich die jahrelange Finanzierung des ehemaligen Startups endlich versilbern zu lassen. Als Wagniskapital(VC-)geber war Apax seit dem Jahr 2000 Anteilseigner bei Intercell. Weil der Emissionspreis von 5,50 Euro in einem weniger günstigen Börsenklima unter den Erwartungen lag, blieb Apax an Bord. Die Kapitalerhöhung im Juni 2006 war schließlich für andere VC-Gesellschaften wie TVM Capital und MPM Capital Anlass, um zu einem Preis von 12,36 Euro den lukrativen Exit zu realisieren.
Für Apax hat sich das Warten gelohnt. Die beauftragte Investmentbank Merrill Lynch hat alle 4,6 Millionen Papiere zu einem Preis von 23 Euro platziert. Dabei hatte die Venture-Capital-Gesellschaft nur 2,5 Millionen Papiere verkaufen und so ihren Anteil von 11,6 auf sechs Prozent reduzieren wollen. Der Run der Investoren auf das Bookbuilding-Verfahren machte dann die Entscheidung leicht, sich von allen Anteilen zu trennen.
Das wiederum spricht für das Renommé, das Intercell unter den Investoren gewonnen hat. Nicht nur branchenspezifische Investoren, sondern auch Publikumsfonds haben dem Vernehmen nach zugegriffen. Die Aussicht, dass Intercell demnächst in den österreichischen Blue-Chip-Index ATX-20 aufrückt, hat der Euphorie zusätzlichen Vorschub geleistet.
Für BÖRSE ONLINE bleibt Intercell einer der langfristig aussichtsreichsten Biotechtitel, den der deutschsprachige Raum zu bieten hat. Das Unternehmen hat alle Voraussetzungen geschaffen, um den Zulassungsantrag für IC-51 gegen die Infektionskrankheit Japanische Enzephalitis in diesem Jahr einzureichen.
Geht alles glatt, könnte der Impfstoff 2008 in den USA zugelassen werden. In Europa wird Pharma-Partner Novartis das Marketing übernehmen. Und was einen potenziellen Partner für den japanischen Markt angeht, gibt Intercell laut Finanzchef Werner Lanthaler ebenfalls Vollgas, um noch dieses Jahr einen Deal abzuschließen. Experten beziffern das Umsatzpotenzial für IC-51 weltweit auf bis zu 400 Millionen Dollar. Zugute kommt dabei, dass sich die Zulassung eines Konkurrenzprodukts, das die britische Firma Acambis entwickelt, sich mindestens bis 2009 verzögern wird.
Gleichzeitig kommen die klinischen Projekte mit Impfstoffen gegen im Krankenhaus erworbene Infektionen voran. Eine zusammen mit dem Pharmakonzern Merck entwickelte Substanz soll noch 2007 mit den Wirksamkeitsstudien beginnen. Zwei weitere Kandidaten, darunter ein Wirkstoff aus dem Labor der übernommenen Firma Pelias, sollen dann 2008 folgen.
Das größte Rückschlagsrisiko birgt der Impfstoff IC-41 gegen Hepatitis C. Hier werden die ersten Wirksamkeitsdaten zur Jahresmitte erwartet. Ziel der Phase-II-Studie ist es, die Vrienlast durch den therapeutischen Impfstoff dauerhaft zu senken ? eine ambitionierte Funktion, die bei noch keinem der erhältlichen Therapeutika ohne größere Nebenwirkungen umgesetzt wurde.
Gerade die Vielzahl der klinischen Projekte federt Kursverluste ab, die negative News zu IC-41 mit sich bringen könnten. Umgekehrt ist Intercell immer für eine positive Überraschung gut, wenn es darum geht, neue Kooperationspartner für die hauseigene Impfstoff-Technologien zu gewinnen. Die Chancen überwiegen deshalb weiter die Risiken und mit 94,4 Millionen Euro an Barmitteln ist die Forschung bis zum Erreichen des Breakeven abgesichert, den wir für 2009 erwarten.
Empfehlung: KAUFEN Kurs am 21. März (Frankfurt): 23,81 Euro Stoppkurs: 17,30 Euro
|