PLB-Platow Brief - Wie Piech bei Porsche die Macht übernehmen will
Darauf hat Ferdinand Piech lange gewartet. Seit dem erzwungenen Burgfrieden mitseinem Cousin Wolfgang Porsche musste der VW-Patriarch mit ansehen, wie Porsche-Chef Wendelin Wiedeking Zug um Zug seine Beteiligung an dem Wolfsburger Autoriesen zu einer Mehrheitsposition ausbaute. Erklärtes Ziel der Zuffenhausener ist die Aufstockung des VW-Anteils auf 75% und der Abschluss eines Beherrschungsvertrags, der den Wolfsburger Kontrollrat und dessen großen Vorsitzenden Piech faktisch entmachten würde. Solange Brüssel das leicht reformierte VW-Gesetz, das dem Land Niedersachsen mit seiner 20%-Beteiligung eine Sperrminorität garantiert, unangetastet lässt, hat Piech nicht viel zu befürchten. Einem Beherrschungsvertrag wird Niedersachsen-Premier Christian Wulff keinesfalls zustimmen. Doch die latente Bedrohung seiner Machtposition in Wolfsburg kann Piech nicht gefallen, zumal die EU-Kommission in Zukunft wieder eine härtere Gangart beim VW-Gesetz einlegen könnte.Seit sich jedoch die finanziellen Probleme bei Porsche offensichtlich zuspitzen, wittert der alte Fuchs Piech wieder Morgenluft. Tatsächlich passen die jüngst in den einschlägigen Leitmedien genüsslich ausgebreiteten Porsche-Interna über die am 23.3. mit Ach und Krach erreichte Verlängerung von Bankkrediten im Volumen von 10 Mrd. Euro zur Finanzierung der VW-Übernahme, die Vorbereitungen zu einer Kapitalerhöhung sowie die Spekulationen über die angeblich wackelnden Stühle von Wiedeking und Porsche-CFO Holger Härter vor allem einem ins Konzept: Ferdinand Piech. Als Quelle der Indiskretionen wird denn auch die VW-Zentrale vermutet. Und dort geschieht kaum etwas ohne die zumindest stillschweigende Billigung durch den AR-Chef. Angesichts der stetig sprudelnden Spekulationen kommt die ansonsten so gut geölte Porsche-PR kaum noch mit dem Dementieren hinterher. Angeblich soll nur durch eine Intervention der Stuttgarter Staatskanzlei die LBBW bereit gewesen sein, ihr ursprünglich auf 500 Mio. Euro begrenztes Porsche-Engagement auf insgesamt 2 Mrd. Euro zu erhöhen.Der mittlerweile auf netto 9 Mrd. Euro angewachsene Schuldenberg von Porsche soll denn auch das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital, auf das die Banken momentan ein besonders wachsames Auge werfen, aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Um diese Kennziffer wieder ins rechte Lot zu bringen, müsste Porsche entweder seine Schulden durch den Verkauf von VW-Aktien drücken oder eben das Eigenkapital erhöhen. Da ein Verkauf von VW-Anteilen für Porsche keine Option ist, bleibt eigentlich nur eine Kapitalerhöhung. Genau hier könnte Piech jedoch den Hebel ansetzen, um im Familien-Duell mit Wolfgang Porsche die Machtbalance in dem Doppel-Clan nachhaltig zu seinen Gunsten zu verschieben. Bei der Porsche Holding, unter deren Dach das operative Geschäft von Porsche und die Mehrheitsbeteiligung an VW gebündelt ist, hält der Familienzweig Porsche mit Clan-Oberhaupt Wolfgang Porsche an der AR-Spitze die Mehrheit. Wichtige Entscheidungen müssen jedoch einvernehmlich mit dem Piech-Zweig gefällt werden.
Der VW-Oberaufseher verfügt somit über eine Art Vetorecht.Da eine Kapitalerhöhung über die Börse durch Ausgabe von stimmrechtslosen Vorzugsaktien, nur diese Gattung ist bei Porsche gelistet, im momentanen Marktumfeld praktischunmöglich ist, wird die Familie unter Umständen kaum um die Aufnahme einesInvestors in den erlauchten Kreis der Stammaktionäre umhin kommen. DieHereinnahme eines arabischen Investors, über die zuletzt spekuliert wurde,könnte zwar Wiedeking gefallen, jedoch nicht Piech. Der Österreicher hat offensichtlich andere Pläne. Mit dem Argument, externe Dritte dürften keinen Ein-fluss auf die Porsche Holding bekommen, könnte Piech auf einen Einstieg von VW drängen. Mit einer Nettoliquidität von 10,7 Mrd. Euro könnte VW einen Einstieg bei der Porsche Holding wohl mühelos stemmen und Porsche bliebe mit einer solchen Überkreuzbeteiligung quasi in der Familie. Die Machtverhältnisse in der Familie würden sich jedoch nach einem VW-Einstieg massiv verändern. Porsche verfügt bei VW zwar über die Mehrheit, doch an den Schalthebeln in Wolfsburg sitzen nicht Wiedeking und Wolfgang Porsche, sondern Piech und sein Ziehsohn Martin Winterkorn. Ob es am Ende jedoch, wie zuletzt spekuliert, zu einem Reverse Takeover, bei dem sich VW Porsche als weitere Konzern-Marke einverleibt, kommt, bleibt abzuwarten. Denn auch der Porsche-Clan hat noch keineswegs ausgespielt. -----------
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