Landgericht Köln, 87 O (Kart) 7/06 Also für mich ist der Verkauf der spanischen Beteiligungen eher ein Alarmsignal, denn eine gute Nachricht. Den Quatsch von einer Erhöhung der ohnehin noch gar nicht sicheren Dividende kann man sowieso vergessen. Nicht nur, daß die Gewinne aus dem Auskunftsgeschäft stärker zurückgehen, als die Verluste aus dem sog. Media-Bereich eingedämmt werden können (Das Ganze ist einfach nur eine ABM zur Vernichtung von Aktionärskapital, sonst nichts!), das was da erlöst wird aus dem Verkauf der spanischen Töchter, wird bei TGT in zwei Monaten für den Media-Bereich verdampft. Dazu kommt, daß es sich um Erlöse handelt, die allenfalls für das Gj. 2013 relevant werden, sicher aber nicht für das Gj. 2012, um das allein es ja bei der immer noch ausstehenden HV gehen wird.
Ich sehe mit dem Verkauf der spanischen Töchter, der ja schon einmal angestrebt war, nicht die Konzentration auf den heimischen Markt, sondern die Reduktion von TGT auf eine geschäftsideenlose, deutsch-bayerische Provinzbude, die damit auch einiges der Phantasie für eine evtl. Übernahme durch einen App-Betreiber, wie von mir zuletzt gemutmaßt, einbüßt. Gäbe es einen solchen Interessenten, wäre eine möglichst weite Verbreitung von TGT natürlich interessanter gewesen, als eine Beschränkung auf einen möglichst kleinen Markt. Es spricht daher jetzt doch viel dafür, daß Seat die komplette Einverleibung von TGT, möglicherweise im Rahmen eines Steuersparmodells plant.
Darüber hinaus habe ich mir heute mal das Urteil des LG Köln zu Gemüte geführt. Wer will kann das über den Link oben auch tun. Also mir ist natürlich klar, daß in solchen Urteilen auch nur steht, was aus Sicht des Gerichts notwendig ist, aber ich denke doch, den Grundtenor des Ganzen einigermaßen verstanden zu haben. Bislang war mir nicht klar, daß es bei diesem Rechtsstreit um eine Art Wunschdenkenschadensersatz geht. Tatsächlich hat TGT ja offenbar schon praktisch alle Ausgaben für Datenkosten von der TKAG zurückbekommen. Jetzt behauptet TGT in diesem sauteuren Prozeß, wenn nicht die hohen Kosten damals gewesen wären, dann hätten sie das Geld in noch mehr Werbung stecken können und damit noch mehr Kunden gewinnen können. Leider gibt es nur eigene Veröffentlichungen von TGT, die besagen, daß man gar keine umfangreichere Kundschaft wolle, sondern 25% Marktanteil ausreichten, schon weil es an den technischen Mitteln zur Bewältigung eines größeren Kundenanteils fehlte. Darüber hinaus ist der höhere Marktanteil quasi eine Behauptung ins Blaue hinein, für die TGT lediglich ein Gutachten vorweisen kann, das eine ex-post-Betrachtung vornimmt. Hier muß man TGT freilich zugute halten, und das kommt in dem Urteil in der Tat zu kurz, daß TGT angesichts fehlender finanzieller Mittel auch keinen Anlaß hatte, vorher ermitteln zu lassen, welcher Marktanteil bei noch höhere Werbeausgaben zu erreichen gewesen wäre. Insgesamt glaube ich, daß die jetzt noch ggf. in die Berufung gehende Schadensersatzklage von TGT vielleicht nicht völlig chancenlos ist, aber doch nur sehr geringe Aussichten auf Erfolg hat. (Das ist um Gottes Willen kein juristischer Rat, sondern lediglich der Eindruck, der sich mir beim Lesen des Urteils vermittelt hat!)
So komme ich langsam zu der Erkenntnis, daß bei unverdrossener Fortsetzung der bisherigen Geschäftspolitik - und leider deutet nichts auf ein Umdenken hin - sowie fehlender Übernahmephantasie, TGT nur noch für den Vorstand, den Aufsichtsrat und die Belegschaft für 2 bis 3 Jahre als gewinnbringende Investition taugt. Vom Hauptaktionär sind auch keine besonderen Impulse zu erwarten, weil der immer noch glaubt, mit dem gleichen Geschäftsmodell wieder reüssieren zu können. Mal sehen, wie lange ich das noch mit mache. An der bei gleichbleibenden Verhältnissen unvermeidlichen Insolvenz von TGT in 4 bis 5 Jahren muß ich jedenfalls nicht unbedingt teilhaben.
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