Ein Netz für Kinder In den USA beschäftigt sich das Family Online Safety Institute mit den Möglichkeiten, das Web 2.0 kinderfreundlich zu machen. Ein Hauptproblem trotz aller möglichen Filter gegen Sex und virtuellen Exhibitionismus: Die Kids kennen sich mit dem Netz meist weit besser aus als ihre Eltern. Gewalt, Sex und Pornografie sollen nicht an Kinderaugen gelangen. Nicht in der realen Welt und nicht im Netz, so der Wunsch vieler Eltern.
Filtersoftware, Verhaltensregeln und Aufklärung sind die einzig wirksamen Waffen dagegen, und zwar in Kombination, sagt Steven Balkam, selbst Vater und CEO des Family Online Safety Institute [FOSI].
Kennzeichnungssystem für Websites Seit 1995 setzt sich Balkam für sichere Inhalte im Netz ein. Er war Mitbegründer der Internet Content Rating Association [ICRA]. Die Vereinigung hat ein gleichnamiges Kennzeichnungssystem für Websites entwickelt. Mit einer Software erstellt ein Programm einen maschinenlesbaren Code, der genau über die Inhalte der Seite Auskunft gibt und so genaues Filtern ermöglicht.
Die Webmaster müssen die Seiten selbst klassifizieren. Die Vorteile eines ICRA-Labels liegen vor allem in der Genauigkeit der Angaben. Wenn bei einem Filter normalerweise eingestellt wird, welche Worte nicht vorkommen sollen, werden oft zu viele und harmlose Inhalte gefiltert.
Schließt man beispielsweise das Wort "Sex" aus, werden auch Seiten, die sich mit Staatsexamen beschäftigen, nicht angezeigt, weil die Zeichenfolge "Sex" darin enthalten ist. Das kann bei ICRA nicht passieren, da das Programm einen maschinenlesbaren Code erstellt, der alle Angaben genauestens beinhaltet. Mehr als nur Filter Die besten Filter nutzen nichts, wenn die Kinder mit dem Netz allein gelassen werden, lautet der Ansatz des FOSI. "Die Kinder haben überhaupt keine Angst im Netz und die Eltern keine Ahnung. Sie haben Angst, dass sie den Computer ruinieren oder sich einen Virus einfangen. Viele Eltern kümmern sich nicht darum, was die Kinder im Netz machen, weil sie nicht mehr mitkommen. Sie stellen einfach einen Computer in das Kinderzimmer und machen die Tür zu."
Balkam hat selbst zwei Töchter. Die ältere ist 22, und das Netz ist zu einem Teil ihrer Medienrealität geworden. Die Elfjährige kennt die Welt ohne Internet nicht mehr.
Wenn sie gewisse Regeln einhält, darf sie auch alleine im Netz surfen. Die Balkams sitzen allerdings oft gemeinsam mit ihr am Computer und reden mit ihr über die Inhalte, die aufpoppen. Die Beschäftigung mit den Online-Aktivitäten der Kinder sei genauso wichtig wie das Basketball-Spiel am Wochenende, so Balkam. Mit dem History-Button überprüft er ihre Streifzüge im Netz. Sollte sie einmal gegen die Regeln verstoßen, wird das mit Internet-Entzug geahndet.
"Naivität im Umgang mit dem Netz" Kinder müssten ebenso wie die Eltern Verantwortung übernehmen, sagt Balkam. "Ich glaube, dass Kinder, die mit dem Internet aufgewachsen sind, ein wenig naiv sind und waren im Umgang mit dem Netz. Sie haben alles Mögliche gepostet und gedankenlos online gestellt und werden es später bereuen. Vor allem wenn sie in zehn oder 15 Jahren auf Jobsuche gehen. Die zukünftigen Chefs werden sich ihre Videos auf YouTube ansehen und fragen: 'Schau, was du da vor zehn Jahren gemacht hast. Willst du ernsthaft für mich arbeiten?'" Quelle ORF.at
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