boerse.ard.de 23.12.2010 11:06 EADS spielt mit dem Wind Die boomende Windenergie lockt immer mehr Firmen an. Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS steigt in das Milliardengeschäft ein und will zum führenden Rotorenblätter-Hersteller werden. Auch Rüstungskonzerne machen auf "grün". Im europäischen Vergleich hinkt Frankreich bei der Windenergie hinterher. Nun will die "Grande Nation" den Rückstand aufholen und plant ein großes Programm zum Bau von 600 Offshore-Windrädern mit 3.000 Megawatt – trotz der Monopolstellung des Stromversorgers EDF, der auf Kernkraft setzt. Viele ausländische Windkraft-Firmen stehen Schlange und hoffen auf den Zuschlag für die lukrativen Vorhaben. Französische Unternehmen mit großem Know-How im Windgeschäft sind kaum zu finden. Astrium will Nummer 1 in Frankreich werden Das soll sich ändern. Die EADS-Satelliten-Tochter Astrium möchte den französischen und europäischen Windenergie-Markt erobern - als Rotorblätter-Hersteller für Anlagen. "Wir wollen die Nummer 1 in Frankreich werden - und warum auch nicht die Nummer 1 in Europa", sagte Astrium-Managerin Valérie Cazes gegenüber der "Financial Times Deutschland". Bislang, so Cazes, gebe es keinen Rotorblatt-Bauer in Frankreich. Erste Aufträge im Windgeschäft hat Astrium bereits an Land gezogen. So habe Astrium bereits kleinere Rotorblätter für Windenergie-Anlagen an den Kernkraftwerk-Anbieter Areva geliefert. Von Vergnet gibt es zudem einen Auftrag für den Bau von 40 Rotorblättern. Rotorblätter vor allem für französische Offshore-Windanlagen Das Ziel von Astrium sei die Ausrüstung großer Windparks, auch auf dem Meer. Das Unternehme könne Windparks Lösungen bei Blitzen, Eis oder Radarüberwachung bieten, sagt Managerin Cazes. Für die erste Demonstrationsanlage vor der französischen Küste, die Ende 2012 in Betrieb gehen soll, liefert Astrium Rotorblätter mit bis zu 60 Meter Länge. Bislang dominieren deutsche und dänische Firmen das Rotorblätter-Geschäft. Marktführer ist die dänische LM Glasfiber. Zu den größten deutschen Anbietern gehört SGL Rotec, eine Tochter der Wiesbadener SGL Group. Die Firma produziert ihre Rotorblätter ausgerechnet am früheren Airbus-Standort Lemwerder. Das Milliardengeschäft lockt Der Windenergie wird in den nächsten Jahres ein enormes Wachstumspotenzial vorausgesagt. Laut einer Prognose der Internationalen Energie-Agentur soll die weltweit installierte Leistung von 185 Megawatt auf 573 Megawatt bis 2030 klettern. Derzeit leidet die Branche aber unter den neuen, billigeren Wettbewerbern in China. Der Windanlagenbauer Repower musste deshalb am Mittwoch die Jahresprognose senken. Rüstungskonzerne setzen ebenfalls auf erneuerbare Energien Nicht nur EADS träumt vom Milliardengeschäft mit der Windenergie. Auch Boeing und große Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin und BAE Systems wollen in den Markt für erneuerbare Energien einsteigen. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" am Donnerstag. So testet Lockheed Martin den Einsatz von Biokraftstoffen in US-Kampfflugzeugen. Boeing kooperiert mit der niederländischen Kema-Gruppe, die sich auf die Beratung und Prüfung von Energiesystemen spezialisiert hat. Kevin Mc Leod, Manager des größten europäischen Rüstungskonzerns BAE Systems, kann sich vorstellen, dass die britische Firma bald nicht mehr nur U-Boote und Kriegsschiffe baut, sondern auch Spezialboote, die Offshore-Anlagen auf dem Meer errichten, sagte er der FTD. "Erneuerbare Energie wird 2011 und 2012 das große Thema für die Rüstungsindustrie", glaubt Torsten Henzelmann, Umweltexperte von Roland Berger. Nachhaltigkeit und Rüstung – wächst da etwas zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört? Die Börsianer lassen die Windträume von EADS relativ kalt. Die Aktie notiert fast unverändert bei 18 Euro. Noch wird das Geschäft eben hauptsächlich mit Flugzeug gemacht. nb
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