Entnervt verließ QSC-Finanzvorstand Markus Metyas Ende November das Analystentreffen auf dem Frankfurter Eigenkapitalforum. Die Präsentation im voll besetzten Saal hatte ihm sichtlich keinen Spaß bereitet. Wie auch? Nach mehreren Gewinnwarnungen kannte der Kurs der im TecDax notierten Aktie nur eine Richtung: nach unten.
Der Kurssturz ließ den Börsenwert der Kölner auf rund 220 Mio. Euro zusammenschmelzen, was gerade mal zwei Dritteln des 2007 erzielten Umsatzes entsprach. So wenig war der Breitbandanbieter zuletzt im Juni 2003 wert. Anfang April wendete sich das Blatt aber urplötzlich, binnen weniger Tage schoss die Notiz um rund 80 Prozent nach oben. Zu Beginn der Rally mussten Übernahmespekulationen als Erklärung herhalten. Angeblich sei der Finanzinvestor Apax an einem Einstieg interessiert, hieß es. Solche Gerüchte sind nicht neu. Schon mehrmals - zuletzt Ende Februar - hatten solche Spekulationen zu heftigen Kurssprüngen bei der QSC-Aktie geführt, bestätigt haben sie sich allerdings nie. So auch diesmal: Apax dementierte umgehend.
Finanzkennzahlen QSCDoch nach dem Dementi ging die Rally erst richtig los. Flankiert wurde der Kursanstieg von einer Reihe positiver Aussagen der QSC-Vorstände: "Unsere Ebitda-Prognose für 2008 ist sehr konservativ", sagte etwa Unternehmenschef Bernd Schlobohm. 50 bis 60 Mio. Euro will QSC vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in diesem Jahr verdienen, 2007 waren es knapp 35 Mio. Euro. Gelingt dieses Vorhaben, dürfte QSC 2008 unterm Strich erstmals schwarze Zahlen schreiben. Bislang war das Unternehmen den Beweis schuldig geblieben, mit seinem Geschäftsmodell Geld verdienen zu können. 2007 hatte sich der Nettoverlust sogar auf 10,4 Mio. Euro fast verdoppelt.
QSC bietet Firmen- und Privatkunden Kommunikationsdienste auf DSL-Basis an. Sorgen bereitete nicht nur der Wettbewerbs- und Margendruck, sondern auch die Deutsche Telekom, die Leitungen nur zögerlich bereitstellte. Die "letzte Meile" zu den Anschlüssen der Kunden liegt meist in der Hand des Bonner Exmonopolisten. Abhilfe dürften hier strengere Auflagen der Bundesnetzagentur für die Telekom bringen.
Kursinformationen + Charts QSC AG NAMENS-AKTIEN O.N. TECDAX PERFORMANCE-INDEX 2,59 EUR -0,38 % [-0,01]
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QSC AG NAMENS-.. 2,59 EUR -0,38 % TECDAX PERFORM.. 844,13 Pkt 0,10 % Mit Ausnahme der letzten Meile kann QSC als eines von wenigen Telekomunternehmen auf eine gut ausgebaute eigene Netzinfrastruktur zugreifen. Vor allem die hohen Investitionen und Abschreibungen verhinderten in den vergangenen Jahren den Sprung in die schwarzen Zahlen. Inzwischen kann sich Schlobohm sogar vorstellen, das Netz zu verkaufen. Zwar entfielen dann die hohen Abschreibungen, doch müsste QSC die Kapazitäten fortan mieten. Insgesamt dürfte sich ein Verkauf aber positiv auf das Nettoergebnis auswirken.
Die Analysten rechnen erstmals für 2009 mit einem kleinen Gewinn. Das daraus errechnete Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26,5 ist relativ hoch. Diese Kennzahl ist bei einem Turnaroundwert allerdings wenig aussagekräftig. Interessanter ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), das auf Basis der für 2009 erwarteten Erlöse 0,85 beträgt. Der ebenfalls mit einem eigenen Netz ausgestattete Wettbewerber Versatel kommt auf ein KUV von 1,0.
Von dieser Warte aus betrachtet hätte die Aktie also noch Potenzial. Immerhin 6 von 17 QSC-Analysten raten zum Kauf. Für die Aktie spricht die weiterhin bestehende Übernahmefantasie. Trotz des Dementis von Apax ist ein Kauf denkbar. Der Finanzinvestor hält 43,5 Prozent an Versatel und ist an einer Konsolidierung der DSL-Branche interessiert. QSC würde da nur allzu gut ins Konzept passen.
Christian Scheid schreibt als freier Autor für die FTD.
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