Der erhebliche Kursverfall bei JD.com liegt aus meiner Sicht weniger in der Unternehmensentwicklung selbst begründet. Die ganze Region China wird hier kollektiv abgestraft. Grobe Verluste auf Monatssicht: JD.Com - 19%, Alibaba - 12 %, Tencent -14%, Baidu -25%, TSMC (Taiwan) - 9% Der Markt (oder zumindest einige finanzstarke Marktteilnehmer) preist gerade eine Eskalation der geopolitischen zweifellos vorhandenen Spannungen ein. Insofern spielt die fundamentale ökonomische Verfassung der chinesischen Unternehmen momentan eine eher untergeordnete Rolle. Was wir hier sehen sind politische Kurse. Da ich keine Glaskugel habe, kann ich natürlich nicht vorhersagen wie sich diese Krise entwickeln wird. Momentan dominiert offensichtlich die Angst im Markt. Die Marktteilnehmer haben ja aus der jüngsten Vergangenheit noch vor Augen was passieren kann, wenn geopolitische Risiken eskalieren. Russische Rohstoffaktien waren auch mal fundamental total unterbewertet und mussten anschließend als Totalverlust abgeschrieben werden. Ich glaube nicht, dass der Verkaufsdruck hier von Seiten der privaten Kleinanleger kommt. Hier verkaufen aktuell vermutlich eher institutionelle Anleger in großem Stil, weil die sich Totalverlustrisiken nicht leisten können/wollen/dürfen. Problem ist, dass es aktuell offensichtlich zu wenig Akteure gibt, die bereit sind, hier unter diesen Voraussetzungen neu einzusteigen. Die bereits seit längerem Investierten sitzen i.d.R. auf hohen Verlusten, haben ggf. keinen Cash mehr um hier immer weiter nachzukaufen oder wollen dies nicht mehr, weil ihr Klumpenrisiko China bereits jetzt zu hoch ist. In relativ komfortabler Situation sind natürlich die Investoren, die bisher noch nicht in China investiert sind und noch genügend Cash haben. Aber warum sollten die jetzt übereilt kaufen? Die schauen sich das Spiel doch lieben von der Seitenlinie an und warten erstmal eine Bodenbildung ab, bevor sie hier ins fallende Messer greifen. Wünsche allen Investierten Gelassenheit, einen kühlen Kopf und gute Nerven.
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