Glanzlose Real-Stars atmen durch
Von Arne Richter und Hubert Kahl, dpa
München/Madrid (dpa) - Zinedine Zidane entzaubert, Ronaldo ratlos und David Beckham gründlich bedient: Den Superstars von Real Madrid war nach ihrer glanzlosen Vorstellung die große Erleichterung deutlich anzumerken.
Trotz der nach dem 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Bayern München günstigen Ausgangslage gaben sich die «Königlichen» beinahe kleinlaut. «Es ist noch längst nicht geschafft. Bayern ist ein starkes Team. Wir haben erst Halbzeit», sagte Beckham. Und Zidane gestand: «Wir haben richtig Glück gehabt.»
Der französische Welt- und Europameister wusste wohl genau, dass nur der folgenschwere Lapsus von Bayern-Torwart Oliver Kahn den hohen Favoriten vor einer Niederlage und so vor vernichtender Kritik und reichlich Häme bewahrt hatte. Für die um deutliche Worte nicht verlegene spanische Presse gab der deutsche Nationaltorwart nach seinem Fehler zum späten Treffer von Roberto Carlos die perfekte Zielscheibe ab. «Weine nicht, Kahn», spottete «Marca», nach dem «galaktischen Gefallen» («El Pais»). Der Kolumist der Sportzeitung «As», Hugo Gatti, kommentierte bissig: «Er ging wie eine alte, schwangere Frau zu Boden.»
Ähnlich unschmeichelhafte Schlagzeilen hätten ohne das Ausgleistor auch dem die meiste Zeit uninspiriert und sogar gehemmt wirkenden Madrider Spitzenensemble gedroht. «Das ist noch das Beste, was wir uns nach unserer Leistung hätten wünschen können», gestand auch Trainer Carlos Queiroz seine Erleichterung über das Remis ein. Von galaktischem Zauber der in München mit großem Trubel empfangenen Spanier war nichts zu sehen.
Besonders der brasilianischer Stürmerstar Ronaldo wurde neben seinem Angriffspartner Raul zum Sinnbild der unerwartet harmlosen Angriffsbemühungen. Nur einmal schoss der Weltmeister auf das Bayern-Tor, blieb ansonsten chancenlos und verschwand nach dem Spiel wortlos. Lothar Matthäus fand als TV-Experte bei «Premiere» für die Leistung des WM-Torschützenkönig keine lobenden Worte: «Als Trainer habe ich eine Fürsorgepflicht. Ronaldo hätte ich rausgenommen, er wäre fast eingefroren», sagte der ungarische Nationalcoach.
Während Reals Bester, der überzeugende Torwart Iker Casillas, die Minusgrade im Olympiastadion «schrecklich» fand, wollte David Beckham die Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt nicht als Ausrede hernehmen. «Es ist auch in Madrid noch kalt», sagte der Engländer. Wesentlich überraschter zeigte sich der in der ersten Halbzeit von Michael Ballack rüde gefoulte «Becks» über die robuste Spielweise der Münchner und schickte gleich noch eine Warnung für das Rückspiel am 10. März in Richtung FC Bayern: «Ich habe einige Kratzer und blaue Flecken. Es wird wieder eine neue Schlacht in zwei Wochen geben.»
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viel glück! den Bayern beim Rückspiel
Gr. luki2
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