Vor knapp drei Monaten hatte die Notenbank eine Kursuntergrenze des Euro von 1,20 Franken festgesetzt.
B-Direktoriumsmitglied Thomas Jordan hält den Franken für deutlich überbewertet
Die Schwizerische Nationalbank (SNB) ist zu weiteren Maßnahmen zur Schwächung des Franken bereit. Dieser sei noch immer auf erhöhtem Niveau, sagte SNB-Direktoriumsmitglied Thomas Jordan der "Sonntagszeitung". Er habe ein gewisses Verständnis für die Forderungen nach einer Anhebung der Kursuntergrenze zum Euro. "Die Schweizer Wirtschaft geht nun in eine schwierige Phase mit einer niedrigen oder möglicherweise sogar leicht negativen Wachstumsrate über", erklärte er. Dazu komme die Abschwächung der Weltkonjunktur.
Vor knapp drei Monaten hatte die Notenbank eine Kursuntergrenze des Euro von 1,20 Franken festgesetzt. Nach Einschätzung Jordans drohte der starke Franken damals einen großen Teil der Exportindustrie zu zerstören und eine deflationäre Tendenz herbeizuführen. Die Kursuntergrenze habe die Risiken für die Wirtschaft und den deflationären Druck verringert. "Aber ich möchte daran erinnern, dass wir seit dem 6. September gesagt haben, dass wir zu neuen Maßnahmen bereit sind, sollten es die wirtschaftlichen Perspektiven und die deflationären Risiken erfordern", erklärte Jordan.
Am Vortag hatten die Schweizer Sozialdemokraten die SNB aufgefordert, rasch für eine Schwächung des Frankens zu sorgen. Nach Einschätzung der Partei liegt ein fairer Franken/Euro-Kurs bei 1,40 bis 1,45 Franken. Auch der Präsident des Industrieverbandes Swissmem, Hans Hess, befürchtet, dass es im kommenden halben Jahr zu einer Stellenabbau-Welle kommt, wenn der Frankenkurs auf dem gegenwärtigen Niveau von 1,23 Franken verharrt. Der Wechselkurs müsse sich in Richtung Kaufkraftparität bewegen, die derzeit etwa bei 1,38 Franken pro Euro liege, sagte der der Zeitung "Sonntag".