Verschnaufpause für Irland Von WZ Online
Stark verschuldetes Euro-Land lieh sich erfolgreich 1,5 Mrd. Euro am Kapitalmarkt.
Frankfurt/Brüssel. Aufatmen in Irland: Das stark verschuldete Euro-Land hat sich am Dienstag erfolgreich neue Mittel am Kapitalmarkt geliehen. Auf 1,5 Mrd. Euro beliefen sich die beiden Staatspapiere, die Dublin jetzt am Markt unterbringen konnte. Die Nachfrage war sogar stärker als von vielen erwartet. Damit sind aber noch längst nicht alle Ängste vertrieben. Die Investoren seien weiter misstrauisch, wie das Euro-Land seine großen Schuldenprobleme bewältigen will, hieß es am Markt. Deshalb muss Irland hohe Zinszahlungen leisten, um seine Anleihen zu platzieren. Befürchtet wird, dass Irland ein zweites Griechenland werden könnte. Nur unter Einsatz milliardenschwerer Rettungspakete konnte Athen im Sommer vor der Staatspleite gerettet werden.
Die beiden Irland-Anleihen verteuerten sich am Dienstag deutlich: Für die achtjährige Anleihe über eine Milliarde Euro muss Irland nun 6,023 Prozent Zinsen zahlen. Im Juni 2010 waren es noch 5,088 Prozent. Bei der vierjährigen Anleihe über 500 Millionen Euro werden 4,767 Prozent fällig, nach 3,627 Prozent im August.
Irland steht aktuell wegen der hohen Kosten für die Rettung der heimischen Banken unter Druck und wird im laufenden Jahr wohl ein Rekorddefizit melden. 2009 hatte das Land mit 14,3 Prozent sogar ein höheres Haushaltsdefizit als Griechenland. Die Staatsschulden beliefen sich auf mehr als 100 Mrd. Euro. Die Risikoaufschläge für Irlands Staatsanleihen waren zuletzt vor allem wegen Spekulationen über möglicherweise notwendige Hilfsmaßnahmen von EU und Internationalem Währungsfonds gestiegen. Das irische Finanzministerium hatte aber prompt dementiert.
Auch die EU bestreitet bisher vehement, dass Irland demnächst finanzielle Hilfe von außen benötigt. "Ich rechne nicht damit, dass der Ernstfall eintritt und wir Kredite aufnehmen und weitergeben müssen", sagte der Geschäftsführer des Euro-Krisenfonds, Klaus Regling, dem "Handelsblatt". Der Fonds war im Frühjahr unter dem Eindruck der griechischen Schuldenkrise quasi über Nacht geschaffen worden - für Athen wurde allerdings ein separates Hilfsinstrument gebildet.
Rehn zuversichtlich Auch EU-Währungskommissar Olli Rehn ist zuversichtlich, dass Dublin seine Schuldenprobleme alleine lösen kann. Er habe volles Vertrauen, dass Irland die zusätzliche Kraftanstrengung beim Sparen bewältigen werde, sagte Rehn am Rande eines Besuchs in der estnischen Hauptstadt Tallinn, wie sein Sprecher in Brüssel bestätigte. "Ich bin zuversichtlich, dass Irland die Sanierung seiner Finanzen und die notwendige Restrukturierung seines Banken- und Finanzsektors vollenden kann", sagte Rehn. (APA/dpa)
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