Auf zum nächsten Debakel Eine Analyse von Christian Rickens Schuldenschnitt geglückt, Rettungspaket abgenickt: War es das schon mit der Eurokrise? Leider nein. In wenigen Wochen wird die Lage in Griechenland erneut eskalieren. Bis dahin müssen die übrigen Euro-Staaten ihre Hausaufgaben erledigen - ganz besonders Deutschland. Ausnahmsweise läuft in Sachen Eurorettung gerade fast alles nach Plan: Am heutigen Mittwoch wird eine Beamtenrunde aus den Finanzministerien der Eurozone die 130 Rettungsmilliarden für Griechenland durchwinken. Pure Formsache, nachdem in der vergangenen Woche bereits ein erfreulich hoher Anteil der Gläubiger dem Schuldenschnitt für Griechenland zugestimmt hat. Und vielleicht der wichtigste Erfolg der vergangenen Tage: Der Schuldenschnitt wird als sogenanntes Kreditereignis gewertet, die Kreditausfallversicherungen für Griechenanleihen müssen zahlen - und kaum jemanden interessiert es. Über mehr als zwei Jahre hinweg hat die internationale Finanzlobby der Öffentlichkeit eingeflüstert, diese so genannten Credit Default Swaps (CDS) dürften auf keinen Fall fällig werden, sonst drohe dem Bankenssystem eine Katastrophe wie nach der Lehman-Pleite . Was in der Praxis hieß: Die Steuerzahler sollten für alles aufkommen, die Gläubiger für nichts. Das Schauermärchen von den CDS ist jetzt endlich auserzählt. Also: Griechenland gerettet, Eurokrise abgewendet, Finanzmärkte gezähmt, alle Probleme gelöst? Leider nein. Mit den Erfolgen der letzten Tage haben sich die Politiker der Eurozone Zeit gekauft - mehr nicht. Dieses Zeitfenster gilt es zu nutzen, um sich gegen die nächste Welle der Schuldenkrise zu wappnen, die auf Europa zubrandet. Denn bereits jetzt ist klar: Auch mit den verbliebenen Staatsschulden in Höhe von 117 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ist das Land ökonomisch nicht überlebensfähig. Nicht angesichts einer Wirtschaft, die nach wie vor im Rekordtempo schrumpft. Es fehlt noch immer an einem schlüssigen Konzept, wie Griechenland innerhalb der Eurozone wieder wettbewerbsfähig werden kann und woher das Kapital für die gewaltigen Investitionen kommen soll, die dazu notwendig wären - vom notwendigen Komplettumbau der griechischen Staatsverwaltung ganz zu schweigen. Und so dürfte Athen bereits in wenigen Monaten die nächsten enttäuschenden Haushaltszahlen vermelden, und dann wird schon bald das Geschacher um einen neuen Schuldenschnitt und ein neues Rettungspaket beginnen. Vielleicht bricht die nächste Welle der Schuldenkrise sogar noch früher: Am 22. April stehen in Griechenland Wahlen an. Diese Wahlen werden aller Voraussicht nach eine linke Parlamentsmehrheit hervorbringen, die den strikten, aus Brüssel verordneten Sparkurs ebenso strikt ablehnt. Mehr unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,821086,00.html
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