Der Aufstand wird zum Flächenbrand !
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neuester Beitrag: 26.10.06 19:52
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eröffnet am: | 05.11.05 08:00 von: | satyr | Anzahl Beiträge: | 390 |
neuester Beitrag: | 26.10.06 19:52 von: | Karlchen_II | Leser gesamt: | 25684 |
davon Heute: | 11 | |||
bewertet mit 7 Sternen |
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Kreuzberg ist ein gemütlicher und sehr lebendiger und bunter Stadtbezirk, in dem die Aggression sich sehr in Grenzen hält. Das 1.-Mai-Ritual mal ausgenommen, aber das hat eine ganz andere Geschichte, die mit "Migrationshintergrund" nicht zu erklären ist. Aber natürlich sind auch hier die Probleme von hohem Ausländer- und Migrations-Anteil vor allem an den Schulen extrem.
(Mein Vorschlag hierzu: Man führt ganz klare Vorgaben/Anforderungen hinsichtlich der Deutschkenntnisse für den Zugang zur Schule ein und verlangt rechtzeitig von den Eltern, dass sie sich drum kümmern. Tun sie das nicht, wird das Kindergeld nicht ausgezahlt, sondern direkt in die sprachliche Früherziehung gesteckt. Und für deutsche Eltern, die ihren Erziehungsauftrag nicht Ernst nehmen und nur Kinder wegen dem Kindergeld in die Welt setzen: Gleiche Maßnahme.)
Trotzdem funktioniert im Gegensatz zu einigen Bereichen im Wedding und in Neukölln das Zusammenleben in Kreuzberg noch einigermaßen, weil sich hier auch sehr viele Türken sich dem Berliner Leben stärker angepasst haben.
Und das Märkische Viertel ist zwar nicht ganz unproblematisch, aber mit den französischen Vorstädten kaum zu vergleichen. Dort sind z. B. Sozialstruktur/die Schulen noch wesentlich gemischter als in Kreuzberg. Ich habe weder in Kreuzberg noch im Märkischen Angst, mich bei Tag oder bei Nacht frei zu bewegen und tue das auch. Und in den letzten 30 Jahren waren die unangenehmen Erlebnisse äußerst rar und hatten eher mit deutschen Hängern und Pennern zu tun, als mit Ausländern. Für Jugendliche ist die Sache allerdings oft schwieriger - da kommt es in den letzten jahren schon häufiger zu Konfrontationen. Eine unangenehme Entwicklung, der man auch nicht lange zuschauen sollte...
Gruß BarCode
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- In Frankreich gibt es eine closed-shop-Gesellschaft, was den Jugendlichen den Zugang zum Arbeitsmarkt extrem schwer macht. Das gilt aber auch für Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Ich sag nur: Mindestlöhne und Senioritätsprinzip.
- Und natürlich: eine völlig verfehlte Einwanderungspolitik.
Schon komisch, da sind wir mal absolut einer Meinung. Und genau das ist es doch, was ich die ganze Zeit meine. Auch deutsche Jugendliche, auch französische Jugendliche (also ohne Migratiosnhintergrund) haben die gleichen Probleme und handeln genauso gewalttätig wie ausländische Jugendliche. Die Politik ist aber eben dafür zuständig, die Einwanderungspolitik und Städtebaupolitik zu ändern. Nur ist jetzt wieder die Frage, ob wir uns zwar in diesen 3 Punkten (also der Situation) einig sind, aber ob wir uns auch in der Lösung (Bekämpfung der Ursachen) einig sind. Denn hier ist für mich eine multikulturelle Gesellschaft unter Beachtung kultureller Eigenheiten und mit weitaus mehr sozialer Kompetenz entscheidend, während ich nicht genau weiß, ob du ein Zurückfahren der multikultuerellen Gesellschaft als Lösung betrachtest.
Was letztlich die richtige Lösung ist, ist natürlich wissenschaftlich nicht erwiesen, sondern erstmal eine Meinungsverschiednheit, aber mir gings mit meiner Kritik an deinen Postings lediglich darum, dass Du jedesmal türkische Jugendliche bzw. afriaknisch stämmige Jugendliche erwähnst, anstatt sie erstmal nur als Jugendlichezu sehen. Eigentlich widersprichst Du mit deinem letzten argumentativ guten Posting deinen vorherigen Postings, oder du erkennst den Zusammenhang nicht.
Jetzt muss ich aber endgültig in die heia ...
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eine grüne Stimme:
Donnerstag 26. und Freitag 27. Mai 2005 Gefördert mit Mitteln der Europäischen Union. Die Schlagzeilen, die den Berliner Stadtteil Kreuzberg weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht haben, sind zwiespältig: Hochburg der links-alternativen Szene, Klein-Istanbul, sozialer Brennpunkt. Der Stadtteil mobilisiert widersprüchliche Bilder und Emotionen. Einerseits hebt sich Kreuzberg durch seine soziokulturelle Vielfalt und Vitalität und den hohen Grad an Bürgerbeteiligung von anderen Bezirken Deutschlands mit vergleichbarer Sozialstruktur ab. Projekte wie der ?Karneval der Kulturen? und die reichhaltige Kreuzberger Kulturszene sind Zeugnisse für die Lebendigkeit des Quartiers. | ||
Auf der anderen Seite zeichnen Bildungsnotstand, Arbeitslosigkeit und Auszehrung des Mittelstands eine Kreuzberger Alltagsrealität. Besonders dramatisch ist die Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Viele von ihnen fühlen sich ohne Perspektive. In der Konsequenz nehmen Rückzugstendenzen in das eigene ethnische und religiöse Milieu zu. Verschiedentlich wurde Kreuzberg als Beispiel für das ?Scheitern der multikulturellen Illusion? ausgerufen. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat mit der Konferenz genauer hingesehen: Welche Lehren lassen sich aus den Kreuzberger Erfahrungen für die Zukunft ziehen? Was muss Politik, was kann die Zivilgesellschaft für ein gelungenes Zusammenleben in Einwanderungs-Hochburgen tun? Zentrale Themen waren:
TEXTE ZUM KONGRESS Immigranten, werdet Bürger! Mythos Kreuzberg - Multikulti und die Abdullahs Globalisierung, Migration, Integration, Segregation Mythos Kreuzberg ?
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sieht es arger aus?
In Reinickendorf ist die Welt z.B. noch in Ordnung?
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Im Prinzip sind es zu viele und man sollte jetzt endlich wirklich ziemlich rigide Anforderungen an Zuzug stellen. Wie karlchen schon erwähnt hat: So wie das z.B. bisher mit dem Familienzuzug geregelt ist, kann das m.E. nicht weitergehen. Wer in der Türkei heiraten will, sollte auch dorthin gehen und dort bleiben. Dann hört das auch mit den "Funktionsehen" auf. Man hätte nie so viele so schnell und ohne jede Vorgab reinlassen dürfen. Aber das ist im Großen und Ganzen jetzt Schnee von gestern. Jetzt sind sie da und wir müssen das Ding irgendwie friedlich und gemeinsam schaukeln. Weggucken ist nicht mehr. Die Maßstäbe von Recht, Liberalität und Toleranz können keine Einbahnstraße sein. Wer die nur für sich in Anspruch nehmen will, sie aber nicht gleichzeitig selbst erfüllen will, sollte dann doch höflich aber bestimmt zur Rückkehr aufgefordert werden. Und die Sprache ist nunmal ein ganz entscheidender Punkt wenn es um Integration geht. Das ist die absolute Minimalanforderung - neben der Einhaltung von Recht und Gesetz, was ich als selbstverständlich ansehe.
Jedenfalls ist es noch nicht zu spät, aber auch nicht mehr zu früh, um da mal Klarheit reinzubringen. Vielleicht hilft ja der chrecken, der da aus Frankreich rüberschwappt...
Gruß BarCode
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Integration ist keine Einbahn-, sondern eine Zweibahnstraße. Nicht allein die "Türken" (jetzt mal stellvertretend für alle Migrationshintergründler) müssen sich integrieren (und integrieren lassen) wollen, sondern die "Hiesigen" (um das Wort "Deutsche" zu meiden) müssen sie integrieren wollen.
M.a.W., unsere Gesellschaft müßte die Bereitschaft entwickeln sich zu vermischen - das heißt ja wohl "integrieren = einbauen".
Nur damit ich richtig verstanden werde:
Integration ist mehr als gute Nachbarschaft; mehr als Nebeneinanderherleben; mehr, als daß jeder in seine Kirche geht und seine Festtage feiert; das alles wäre nämlich immer noch segregiert denkbar.
Wer von Euch möchte das bzw. ist dazu wirklich bereit ?
Wer möchte künftig Verwandte in bzw. aus der "Türkei" oder in bzw. aus "Afrika" ?
MfG
kiiwii
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Ups, zwei Absätze weiter heißt es dann aber:
"In der Pariser Vorstadt Sevran setzten Jugendliche eine Schule in Brand. In Vitry-sur-Seine wurden Molotow-Cocktails auf ein Krankenhaus geschleudert. Verletzt wurde dabei niemand. In Stains im Nordosten der Hauptstadt ging laut Hamon ein Bus in Flammen auf. In Chenove im Burgund warfen Jugendliche Molotow-Cocktails auf eine Polizeistation. Ein Kindergarten brannte in Lille-Fives im Norden. In der südfranzösischen Stadt Toulouse zwangen Randalierer die Fahrgäste aus einem Bus und zündeten das Fahrzeug an. Als die Polizei eintraf, wurde sie mit Molotow-Cocktails und Steinen beworfen. Bereits in der Nacht zum Montag war es in Toulouse zu schweren Unruhen gekommen, ebenso wie in zahlreichen anderen Städten. Die Gewalt erreichte einen neuen Höhepunkt; insgesamt brannten mehr als 1400 Autos sowie Kirchen, Schulen und Geschäfte. Die Unruhen kosteten auch erstmals ein Menschenleben."
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Vergangene Woche geisterten noch "Oberschicht" und "Arbeiterkinder" als Menetekel deutscher Bildungspolitik durch die Kommentare und Besorgtheitserklärungen. Inzwischen ist es, angesichts brennender Autos und zerlegter Vorstädte in Frankreich, die deutsche "Integrationspolitik". Ein weites Feld, auf dem viel zu tun wäre, doch bleiben regelmäßig nur die Schulen übrig, die dann richten sollen, wovor eine ahnungslose Gesellschaft sich zu fürchten beginnt. Falls ihnen das, was zu erwarten wäre, nicht gelingt, werden die Schulen versagt haben - zum Ritual folgenloser Schuldzuweisungen gehört auch das.
Wenn die Lehrergewerkschaft GEW die von ihr scheinbar soeben erst entdeckte Benachteiligung als "Schandfleck des deutschen Schulsystems" geißelt, fragt man sich besorgt, in welcher Wirklichkeit ihre Funktionäre eigentlich leben. Die Bildungspolitik, deren Ergebnisse sie jetzt so empört kritisieren, haben sie im wesentlichen selbst zu verantworten. So wie die frühere Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger die Einwanderungspolitik mitzuverantworten hat, deren Folgen sie nun anderen vorhält und die eine der Ursachen ist, warum Schulen damit überfordert sind.
Die Wedding-Grundschule im Berliner Norden wäre zum Beispiel ein solcher "Schandfleck". Sie ist alles andere als ein Schandfleck, nur sind ihr Grenzen gesetzt, Grenzen des pädagogisch noch Möglichen, die Funktionäre und Politiker lieber ausblenden. Diese Schule ist das Scharnier zwischen dem Milieu, in das ihre Schüler hineingeboren werden, und der Gesellschaft, in der wir leben. Ihre Lehrer haben zunehmend das Gefühl, daß das Scharnier überdehnt wird, daß die unzähligen Probleme, die man ihnen aufbürdet, längst zu groß sind, als daß sie noch zu lösen wären.
Es ist Anfang November, später Vormittag, ein lauer Wind treibt bunte Blätter über die Sitze des kleinen Amphitheaters im menschenleeren Schulhof. Dahinter Klettergerüste, Bänke, ein Trinkwasserbrunnen sprudelt, schmale, ordentlich geharkte Wege winden sich um Hügelchen. Ein Idyll. Das Schulhaus trägt einen frischen Anstrich, wie die meisten Häuser im Viertel auch. Es ist hell und großzügig, und vom blitzblanken Fußboden drinnen könnte man essen. Von den Flurdecken baumeln originelle Mobiles, an den Wänden leuchten selbstgemalte Porträts neunjähriger Mädchen und Jungen - die Schule legt größten Wert auf künstlerische Erziehung. Eine Tafel informiert über fünfzehn verschiedene Arbeitsgemeinschaften; unten, gleich neben der Schulstation für kleine und größere Nöte und Zwiste, die ein Sozialarbeiter betreut, hört man aus einem Raum, an dessen Tür "Mensa" steht, leises Tellerklappern. Die Mittagszeit naht.
Kurzum: eine Schule, die, wenn man sie so besichtigt, mit eigener Bücherei und diesem fabelhaften Hof und freundlichen Lehrerinnen, jeder Akademikerfamilie, jedem Apotheker, Buchhalter oder Ingenieur für seine Kinder zu empfehlen wäre. Doch wird sich keine dieser Berufsgruppen unter den Eltern der Weddinger Schüler finden, von denen allzu viele von der staatlichen Wohlfahrt leben, häufig schon in zweiter Generation. Nicht wenige Mütter, die weder lesen noch schreiben können. Dem abzuhelfen, bemühen sich Alphabetisierungskurse, durchaus mit Erfolg. Doch wenn der nächste Jahrgang eingeschult wird, werden wieder Kinder kommen, deren Mütter zur Heirat aus einer ländlichen Gegend irgendwo in der Welt geholt wurden, wo sie, wenn überhaupt, zwei, vielleicht auch vier Jahre unregelmäßig eine Schule besuchen durften. Ein Jahrhundertschritt von da in den Berliner Norden.
Unter den Kindern, die Jahr um Jahr in die Wedding-Grundschule aufgenommen werden, sind nicht wenige, die keine Vorstellung von den Abenteuern haben, in die sie sich nach dem Zuckertütenfest stürzen müssen.
Sie sprechen kaum oder auch gar nicht Deutsch, in vielen Wohnungen steht nur ein Buch, der Koran. Sie haben noch nie mit der Schere gebastelt, wissen nicht, wie man sie oder einen Stift hält, ihre motorischen Fertigkeiten entsprechen Drei- bis Vierjährigen, und nur eines eint sie mit allen Schulanfängern in Berlin: Sie sind fünfeinhalb Jahre alt oder gerade sechs. Und wenn sechs, vielleicht auch sieben Jahre vorüber sind, wechseln sie auf eine der Berliner Oberschulen, immerhin über dreißig Prozent der Wedding-Schüler auf ein Gymnasium. Gleicher Weg für alle und doch unvergleichbar.
Zwar sitzen in den ersten Klassen der Weddinger Schule wieder genauso viele Kinder wie in Dahlem, Zehlendorf, Steglitz; dort, wo die Professoren, die Lehrer, die Ingenieure und Beamten wohnen - wohl die neuerdings sogenannte "Oberschicht". Im Viertel um die Wedding-Grundschule aber lebt die Unterschicht Berlins, auch wenn niemand das so, weil politisch unkorrekt, sagen würde. Das ist nicht erst seit gestern so, und Kinder, die hier aufwachsen, haben zuweilen nicht mal mehr einen Berufswunsch, sondern halten das Sozialamt für eine Zukunft, mit der man irgendwie durchs Leben kommt. Nähme man die vielzitierte Pisa-Ungleichheit der Chancen, dann wäre sie wohl auch das Maß für den Unterschied zwischen Zehlendorf, Steglitz oder Dahlem und dem Viertel um die Weddinger Antonstraße.
Natürlich taucht dieses Viertel in den regelmäßig verfaßten "Armutsberichten" der Stadt auf. Die Armut wird dort in Geldwert aufgerechnet, aber was sagt das schon über die Chancen dieser Kinder? Der wesentlichste Unterschied nämlich ist statistisch nicht erfaßbar, aber jeder Lehrer, der sich ihm entgegenstellt, kennt ihn genau: Es ist der Unterschied zwischen Eltern, die eine Vorstellung von Bildung und ihrem Wert für die eigenen Kinder haben, und jenen, die davon gar keine oder nur eine sehr ungefähre haben. Sie sind keine Minderheit, sie sind die Mehrheit. Und sie haben wahrscheinlich mehr Kinder als Zehlendorf und Steglitz zusammen. Die größte Chance der Weddinger Kinder sind ihre Lehrer, nicht selten die einzigen Menschen, mit denen sie immer Deutsch sprechen. Wenn man das alles weiß und die Zahl der Abiturienten aus Ober-Berlin mit denen aus Unter-Berlin vergleicht, dann taugt das Scherenmaß der Pisa-Fehlinterpreten nichts.
Auch sagt die hohe Quote von Unterschicht-Kindern aus Wedding (und ähnlichen Vierteln in Berlin), die es aufs Gymnasium schaffen und dann sogar bis zum Maß aller deutschen Bildungsdinge, dem Abitur, in Wirklichkeit und Wahrheit nichts über ihre Tauglichkeit, damit eine akademische Karriere anzustreben.
Denn auch das hatte die letzte Pisa-Studie zu vermelden: Die getesteten Fünfzehnjährigen in Bayern und Baden-Württemberg wissen mehr und können mehr als ihre Berliner, Brandenburger oder Bremer Altersgefährten. Man könnte auch sagen: Die einen sind wahrscheinlich besser auf ein Universitätsstudium vorbereitet als die anderen. Da es aber keine Aufnahmetests an Hochschulen gibt - etwa solche wie in Frankreich, das damit seine vielen Abiturienten noch einmal harsch sortiert -, wäre dieser Befund allenfalls geeignet, eine ganz andere Chancengleichheitsdebatte zu entfachen.
Aber das interessiert Lehrer an Schulen wie der Wedding-Schule kaum. Nicht wenige arbeiten hier schon seit Jahrzehnten. Sie haben die Kinder der ersten Gastarbeiter unterrichtet, damals noch gemeinsam mit sehr vielen Deutschen und unvergleichlich weniger Kindern, deren Familien von der staatlichen Wohlfahrt lebten. Die Gastarbeiterkinder hatten häufig noch Schulen im Heimatland der Eltern besucht, also Vorkenntnisse, vor allem in ihrer Muttersprache, die sie heute oft nur noch so bruchstückhaft sprechen, wie sie anfangs das Deutsch ihrer Lehrer verstehen.
Natürlich vermochte man diesen Kindern mehr beizubringen als ihren Schülern von heute. Die Eltern waren anders, pflegten ein enges Verhältnis zur Schule. Die Lehrer versuchen, die Eltern von heute, so gut es geht, heranzuziehen, vor allem die Migrantenmütter - andere gibt es kaum -, die in speziellen Kursen nicht nur Wissen vermittelt bekommen, sondern auch die Grundzüge moderner, notwendiger Erziehung. Es ist mehr als nur ein Tropfen auf einen heißen Stein, aber die Erwartungen an die Schulen, nicht nur die Kinder, sondern noch die ganze Familie dazu auf ein gleiches Niveau mit der übrigen Gesellschaft zu bringen, sind unrealistisch. Die wachsende Zahl von Schülern, vor allem von Jungen aus Zuwandererfamilien, ohne Schulabschluß ist dafür ein Beleg. Warum sieht man diese Katastrophe nicht als die eigentliche Zeitbombe an, der jedoch mit Sprachkursen allein längst nicht mehr beizukommen ist?
Das Wedding-Kollegium hat darüber auch schon geredet, als es öffentlich noch ein Tabu war. Sie haben, würde man die Rechnung aufmachen, schier Unmögliches geleistet. Und doch das Gefühl, gegen einen Strom zu schwimmen, den andere Kräfte steuern, gegen die sie sich zuweilen ohnmächtig fühlen. Sie haben Dutzende von "Schulreformen" erlebt, sie listig und phantasievoll, nach Maßgabe ihrer pädagogischen Vorstellungskraft übernommen, sie haben sich Verbündete gesucht und die Wahnsinnstaten mancher Schulbürokraten aufgefangen.
Die Grenze des Zumutbaren scheint erreicht zu sein, seit die letzte Reform genannte Umstellung sie der Vorklassenlehrer beraubte, eine ihrer wichtigsten Stützen in der Aufholjagd mit den benachteiligten Kindern. Die Vorklassen sind gestrichen, die Klassen nun doppelt so groß; statt dreizehn kämpfen sich jetzt 24 Erstkläßler durch den deutschen Sprachnebel und all die Hürden des Alltags, von denen viele zu Hause noch nicht einmal andeutungsweise erfuhren. Stellten die Lehrer so etwas früher bei Schulbeginn fest, konnten diese Kinder in dafür eingerichteten Vorklassen betreut werden, oder, um es genauer zu sagen: Sie wurden in die Lage versetzt, dem Unterricht überhaupt folgen zu können.
Was Lehrern auf die Nerven geht, ist der blinde Aktionismus so vieler Veränderungen, die sich "Reformen" nennen, bis sie sang- und klanglos aus dem Programm genommen werden. Nichts, was auf Geheiß der Schulbehörden erprobt werden mußte, ist jemals ernsthaft auf seine Tauglichkeit überprüft worden. Dabei ist ziemlich viel Geld ausgegeben worden, doch das allein reicht eben nicht. Vor allem aber ist es ziemlich gleichgültig, ob in Berlin-Dahlem jedes zweite Kind das Abitur schafft und im Berliner Wedding nur jedes vierte. REGINA MÖNCH
Text: F.A.Z., 08.11.2005, Nr. 260 / Seite 35
MfG
kiiwii
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Nazis in Brandeburg haben genau wie Türken in Berlin das Gefühl von Isolation und Ausgeschlossenheit aus der Gesellschaft. Ob davon ein Teil hausgemacht ist oder von der Gesellschaft ausgelöst wurde, sei mal dahingestellt, aber es ist erstmal ein Fakt, mit dem beide Gruppen zu kämpfen haben. Und beide Gruppen versuchen das durch Gewalt an den Menschen zu kompensieren, die in ihrer direkten Umgebung eben unterlegen sind. In Berlin sind es meist rivalisierende Jugendbanden oder auch mal deutsche Jugendliche in manchen Stadtvierteln, und in Brandenburg sinds die weniger Ausländer oder Behinderte, Linke etc., also die die zwar nicht sozial unter ihnen stehen, aber die einfach in der Minderheit sind! Man nutzt also das Feld, auf dem man sich überlegen fühlt, weils das einzige Feld ist, auf dem man etwas zu bestellen hat.
Wie Du richtig sagst, sind all diese Gewalttaten nicht entschuldbar, und das hast Du jetzt auch mehrfach von mir gelesen, aber im Gegensatz zu Dir sehe ich das Ganze eben mehr aus der Sicht eines Sozialarbeiters (und eigentlich sollte das auch die Sicht eines Politikers sein). Und als Sozialarbeiter bin ich der Meinung, das Politik und Sozialwesen durchaus sowohl den brandenburgischen Nazi als auch den französischen Vorstadtmigranten noch eine Zukunft bieten können. Jeder Jugendliche (vor allem unter 20 Jahren) ist resozialisierbar, was natürlich nicht heißt, dass er für Verbrechen nicht zur Verantwortung gezogen werden soll, aber man kann erstens eine milderes nach Jugendrecht geltendes Urteil verlangen, und vor allem kann man verlangen, dass die Politik wieder für ein besseres Umfeld sorgt. Für Letzteres wurden ja schon genügend Vorschläge gemacht.
Und noch was zur nationalen Selbsterkenntnis der Jugendlichen. Es widerspricht keineswegs dem multikulturellen Charakter meiner Ansichten, wenn sich Türken als Türken betrachten, und Deutsche eben als Deutsche. Multikuturell sagt doch genau das. Deutschland (z.B. Kreuzberg) wäre doch arm dran, wenn alles ein Einheitsbrei wäre, weshalb ich kein Problem damit habe, wenn sich manchmal ganze Häuserblocks in "tükischer hand" befinden. In NewYork gibts auch ChinaTown und LittleItaly, und man hat sich dran gewöhnt. Solange den Menschen dort klar gemacht wird, dass sie ohne die deutsche Sprache zu lernen, sozial abdriften, ist alles in Ordnung. Und da wären wir wieder beim sozialen Umfeld. Solange der Staat für den gesetzlichen Rahmen sorgt (BarCode hat einige Dinge ja in #396 angesprochen), so daß die Türken in Deutschland selbst ihre Chancen erkennen, ohne dabei die kulturelle Identität zu verlieren, solange werden auch die Türken eine soziale Chance auf ein Leben auf Augenhöhe zu den Deutschen haben, und dann ist ein Nebeneinanderleben in einer multikulturellen Gesellschaft auch möglich.
Für mich sind Jugendliche jedenfalls erstmal nur Jugendliche, und ich mache da keine Abstufungen zwischen Nationalitäten oder Religionen. Für mich hat fast alles soziale Ursachen. Bestenfalls sind Gewalttaten unter Jugendlichen noch mit deren Pupertät zu erklären (nur als Verstärker natürlich), aber auch das ist ja keine Frage von Nationalität oder Religion. Das es kulturelle Unterschiede gibt, und jeder Jugendliche sich auch zurecht darauf beruft, ist doch verständlich, ist aber kein Grund für die Probleme derzeit. Die liegen ganz klar im sozialen Umfeld, und da müssen der Staat aber natürlich auch die Leute selbst bereit für Verbesserungen sein. Die ewige Diskussion um eine multikulturelle Gesellschaft, so wie sie leider die meisten Deutschen sehen, ist da völlig überflüssig.
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- in frankreich besonders stark ausgeprägt, bei uns schon in ansätzen vorhanden. migranten ziehen in eine wohnsiedlung und die einheimischen weichen aus, d.h. sie verlassen die siedlung. eine soziologisch gesunde durchmischung wird so nicht erreicht. da hilft kein wehklagen. die einzige lösung wäre so wie in singapore zu verfahren. zwangzuweisung von wohnungen an die gesamte bevölkerung.
- bei einer bewerbung für einen arbeitsplatz wird unter gleichqualifizierten bewerber der ureinheimische gegenüber demjenigen aus der migrantensiedlung klar bevorzugt. war auch schon früher so, wenn der bewerber eine postadresse aus der obdachlosensiedlung hatte. dem arbeitgeber ist ein bewerber mit einem derartigen hintergrund einfach zu risikoreich. könnte man auch wieder nur über zwangszuweisungen lösen. ist politisch nicht durchsetzbar.
- ....
das problem auf sprache und bildung zu reduzieren ist zu einfach. die banden in den sozialwohnungsslums sprechen alle französich, manche besser als mancher urfranzose. etliche von ihnen haben ein gutes abitur hingelegt und sind trotzdem arbeitslos.
in frankreich gibt es riesige subventionen, weit mehr als in den neuen bundesländer, bei der ansiedlung von firmen in den migrantensiedlungen. der erfolg ist praktisch null. keiner will hin!
den größten fehler, der bei der integration gemacht wird, ist parallelwelten auch nur ansatzweise zu akzeptieren. das betrifft das gesamte verhalten. natürlich ist auch die sprache und die bildung sehr wichtig. reicht allerdings nicht. die einheimischen müssen die migranten akzeptieren. das wird jedoch nicht über soziologisches geschwätz erreicht, sondern die migranten müssen einheimische werden.
wenn der inegrationsdruck nicht groß genug ist, werden sich slums über generationen mit bandenkriegen bilden. siehe einwanderungsgeschichte der usa.
mfg 54reab
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LOL aus der Jungen Welt heute
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Anmerkungen zu den französischen Jugendunruhen
Die in den letzten Tagen eskalierten Unruhen in Pariser Vorstädten und in der Provinz zeugen von einer neuen Wucht. Jugendliche aus unterprivilegiertem Milieu, meist noch im Schulalter und ohne Aussicht auf Arbeit, scheinen ihrer Hoffnungslosigkeit nur noch durch Gewaltakte Ausdruck geben zu können. Der Schriftsteller François Bon engagiert sich seit Jahren in den sogenannten «schwierigen Zonen».
Von François Bon
Wie kann man Abstand nehmen, einen vernünftigen Gedanken fassen? Das Denken selbst ist schachmatt gesetzt.
Der erste «Gewaltakt» liegt weit zurück, er war nachhaltig und tiefgreifend. Man «parkiert» die Immigranten in einer Provinzstadt, in einer Cité ausserhalb von Paris. Man überlässt ganze Gegenden ihrem faktischen Elend: Die Gemeinden, wo sich Unternehmen niederlassen, stellen keine Sozialwohnungen zur Verfügung - der Abstand wächst. Ein gravierendes Detail: Zur Banlieue gehören schlecht bis erbärmlich ausgestattete Banlieue-Universitäten. Wer in Nanterre, Créteil oder Villetaneuse wohnt, müsste, um sich an innerpariserischen Universitäten wie Jussieu oder der Sorbonne einzuschreiben, seine Adresse fälschen.
Tropfen auf heisse Steine
Dieser offiziellen Haltung gegenüber den Unterprivilegierten wird indessen durchaus mit konkreten Strategien begegnet. Das dicht bevölkerte Département Seine-Saint-Denis mit der Nummer 93, kurz «neun drei» genannt, ist auch ein wunderbares Labor, eine Hyper-Stadt mit allen Sorten von Musik - namhafte Rap-Gruppen stammen von dort, aber es gibt auch ein hochkarätiges Konservatorium -, mit einer Urbanistik in Entwicklung, mit breit angelegten Initiativen, um der Jugend das Lesen und die Literatur näherzubringen. Das Département bezahlt aus eigener Tasche den - auf nationaler Ebene gestrichenen - Philosophieunterricht für die 14-jährigen Mittelschüler, jene, die man später in Berufsschulen schickt oder in eine Lehre und die danach höchstens auf eine schlecht bezahlte Arbeit hoffen können. - Aber diese Bemühungen, Unterstützung zu leisten, sind der sprichwörtliche Tropfen auf einen heissen Stein.
Jedes Mal, wenn ich im Rahmen von Schreib- Workshops mit solchen Jugendlichen arbeite, höre ich von denselben Demütigungen: ständige Identitätskontrollen, unzimperliche Leibesvisitationen. Unmöglich, eine Stelle oder nur eine Unterkunft zu finden, wenn der Personalausweis als Wohnort die Cité des 3000 oder die Cité des 4000 vermerkt (so heissen, nach der Einwohnerzahl, die Cités von Aulnay und Courneuve). Und dennoch lässt man nicht locker, versucht man, die Grenzen durchlässig zu machen: Die Plattensiedlung von Argenteuil ist weder bukolischer noch wohlhabender geworden, nur weil der Ort erst auf Val d'Argenteuil und dann sogar auf Val d'Argent umgetauft wurde. Aber man hat ein paar der Hochhäuser abgerissen und dafür eine Fussgängerpassage geschaffen, welche die Vorstadt via Schnellbahn-Bahnhof mit der Aussenwelt verbindet. Im populären Zentrum von Saint-Denis und in mehreren Provinzstädten wurde während der vergangenen zehn Jahre eine beachtliche Arbeit in Richtung soziale Durchmischung geleistet. Wenn man Vorstädte durch öffentliche Verkehrsmittel mit dem Stadtzentrum verbindet, wenn man der Verwaltung von Sozialwohnungskomplexen verbindlich aufträgt, neben Familien auch Studenten zu akzeptieren, kann sehr vieles ändern.
Es könnte ändern. Vor 15 Jahren lebte ich in Bobigny. Die ehemalige Arbeiterbevölkerung des traditionellen roten Gürtels am Stadtrand von Paris war in «villes nouvelles» wie diese gezogen; neu kam dazu, wer in den modernen Fabriken Arbeit gefunden hatte: auf Metro-Distanz zur Hauptstadt. Doch die Mittelschulen und Gymnasien hielten nicht mit. Man schickt, zum Unterrichten, oft Anfänger hierher, unerfahrene Lehrkräfte, die baldmöglichst Versetzung beantragen. Permanente Lehrerwechsel verschärfen die Ghetto-Situation. Das Beispiel Villepinte illustriert den Vorgang: ein ruhiges Einfamilienhäuser-Städtchen, welches die Mittelklasse von Aulnay absorbierte; Aulnay driftet gesellschaftlich ab.
Clichy-sous-Bois, wo die jüngsten Ausschreitungen ihren Anfang nahmen, ist eine Stadt ohne Zentrum. Ein Jahr habe ich dort mit Gymnasiasten gearbeitet (das - ausgezeichnete, engagierte - Gymnasium heisst «Alfred Nobel»). Zwischen Schule und Cité gibt es gerade einmal einen McDonald's, eine Hundedressur und eine vierspurige Autostrasse. Es handelt sich um eine der ärmsten Städte eines Département, wo die Misere greifbar ist.
Wenn das Anliegen gewisser Leute, sich nach Kräften für einen sozialen Ausgleich einzusetzen, trotzdem vital bleibt, dann, weil es keinen anderen Weg gibt. Die massive Importierung in den siebziger Jahren von Familien, ja ganzen Dörfern aus Marokko und aus Algerien, welche gebraucht wurden, um die Citroën-Fabrik in Aulnay und die Renault-Fabrik in Flins zu betreiben, ist irreversibel. Und jeder fände seinen Platz. Seit Jahren kämpft man gegen die herrschende Verachtung, um zentimeterweise Boden zu gewinnen. Pantin, wo ich gerade Schreib-Workshops gebe, hat einen «Jugenddienst der Gemeinde», wo ein Dutzend Leute, häufig selbst hier geboren und aufgewachsen, ihre individuelle Hilfe beisteuern.
Verhärtung und Chaos
Doch schliesslich stösst man an Mauern - und es gibt nur noch die Angst. Meine langjährige Arbeit in diesen Départements scheint in einer Sackgasse blockiert. Im letzten Juni, als ich mit zwei Berufsschülern eine Serie von Porträts machte für den Fernsehkanal Arte, haben uns 10- und 11-Jährige - Kinder noch, keine jungen Männer - zum Rückzug gezwungen. Oder vor drei Wochen in Pantin, wo ich in der Bibliothek mit angehenden Coiffeusen einen Workshop abhalten wollte, hinderten mich erst fünf, dann zehn Jugendliche handfest daran, ihren Schwestern oder den Freundinnen ihrer Schwestern Literatur zu vermitteln. Plötzlich waren die Kapuzenshirts da und bewiesen mir, dem «Weissen», ihrerseits Verachtung. Es ist zum Heulen.
Alles verhärtet sich. Jetzt bricht das Chaos aus. Autos - die der Eltern, der Freunde, der Nachbarn - werden angezündet: Elend wendet sich gegen Elend. Die Schulen, die Kinderkrippen, die Feuerwehr müssen dran glauben.
Seit langem hat man Alarm geschlagen. Seit langem sucht man gangbare Pfade, um während Schul- und Freizeit mit der jugendlichen Bevölkerung in den «schwierigen Zonen» den Kontakt aufzunehmen und so ihre Integration zu befördern. Aber nicht nur die Chancenungleichheit hat sich verschärft, nun wurde auch eine symbolische Grenze überschritten: Die Republik tut ihre Geringschätzung gegenüber den immigrierten Franzosen durch die Worte eines ehrgeizigen Ministers kund, der den Rechtsextremen die verängstigte Wählerschaft abspenstig machen will. Auch wegen seiner brachialen Äusserungen ist jetzt die der Misere entsprechende Gewaltwelle blind.
Was mich und meine Freunde im Lehrbereich und in der Kultur- oder Sozialarbeit niederdrückt, ist, dass wir nichts mehr in den Händen haben, nicht einmal eine gemeinsame politische Idee, um Einfluss zu nehmen, Widerstand zu leisten, Veränderungen zu bewirken. Wie die Feuerwehrautos werden auch wir mit Steinen beworfen. An den durch die neusten Unruhen angerichteten Schaden dürfen wir gar nicht denken. Nicht nur Autos sind verbrannt, sondern auch die von uns gesponnenen Fäden. Ich habe Angst.
François Bon, Jahrgang 1953, hat zahlreiche Schreib-Workshops mit Jugendlichen im Département Seine-Saint-Denis abgehalten. Letzte Publikation: «Daewoo», Fayard, Paris 2004. Den abgedruckten Text übersetzte Barbara Villiger Heilig.
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Sarkozy - Frankreich verhängt den Ausnahmezustand
Nach der zwölften Krawallnacht in Folge hat Frankreichs Innenminister Nicolas Sarkozy den Ausnahmezustand verhängt. Damit können auf Grundlage des Notstandgesetzes von 1955 Ausgangssperren in den betroffenen Vorstädten angeordnet werden.
In Kürze mehr dazu auf SPIEGEL ONLINE.
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1. Die Migranten müssen sich integrieren wollen u n d integrieren lassen wollen
2. Deine "Einheimischen" müssen die Migranten integrieren wollen
Der entsprechende Wille muß auf beiden Seiten da sein, sonst geht nix... (und ich sehe diesen Willen nicht).
Und Du weißt auch, wie schwierig schon die soziale "Durchlässigkeit" innerhalb einer Gesellschaft - also zwischen ihren sozialen Gruppen oder Klassen sich gestaltet.
Um wieviel schwieriger muß dann das "Integrieren" externer Gruppen sein, bei denen völlig andere kulturelle Prägungen gegeben sind ?
Wieviel hundert Jahre haben auf dem Balkan derartige Gruppen miteinander, d.h. genauer: nebeneinander gelebt, ohne daß wirkliche Integration stattgefunden hätte ? Und wie hat es geendet ?
Wer verhindern will, daß es in Zukunft immer mal wieder zu ethnischen und/oder kulturellen "Säuberungen" kommt, kann nur versuchen, "Parallelgesellschaften", also Gesellschaften in der Gesellschaft, zahlenmäßig zu begrenzen; (besser wäre es gewesen, sie zu vermeiden, nur dazu ist es zu spät). Karlchen hat da auf Dänemark verwiesen.
Dies gilt aber alles nur, wenn man nicht ohnehin zu akzeptieren bereit ist, daß Europa eines Tages wieder türkisch wird, was es in weiten, insbesondere auch in seinen höherentwickelten Regionen über Jahrhunderte schon war. (Spanien; Balkan inkl. Griechenland; Teile von Frankreich)
MfG
kiiwii
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"bei einer bewerbung für einen arbeitsplatz wird unter gleichqualifizierten bewerber der ureinheimische gegenüber demjenigen aus der migrantensiedlung klar bevorzugt. war auch schon früher so, wenn der bewerber eine postadresse aus der obdachlosensiedlung hatte. dem arbeitgeber ist ein bewerber mit einem derartigen hintergrund einfach zu risikoreich. könnte man auch wieder nur über zwangszuweisungen lösen. ist politisch nicht durchsetzbar."
Doch, genau so wird es kommen, Stichwort "positive Diskriminierung"! Zur "Förderung der Chancengleichheit" werden "Ungleichheiten" zugelassen, d.h. es werden z.B. Jugendliche nordafrikaner Abstammung aus den Vorstädten bevorzugt eingestellt. Dies soll wirklich durchgeführt werden, und zwar wohl zunächst in der öffentlichen Verwaltung und Unternehmen wie SCNF etc. Und wißt ihr, wem dieses Konzept besonders am Herzen liegt? Richtig... Sarkozy!
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@Go2bed: mein "politisch nicht durchsetzbar" bezog sich auf deutschland. in frankreich ist eine andere situation. dort ist alles durchsetzbar und nichts wird gemacht. man betrachte nur die entwicklung dieser slums die letzten 4 jahrzehnte und die damit einhergegangenen versprechungen und gesetze. die gesellschaftliche apartheit ist in frankreich wesentlich höher als bei uns und die wird sich unabhängig aller gesetze auch auf die einstellungspraxis in der öffentlichen verwaltung durchsetzen.
mfg 54reab
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"Man schickt, zum Unterrichten, oft Anfänger hierher, unerfahrene Lehrkräfte, die baldmöglichst Versetzung beantragen. Permanente Lehrerwechsel verschärfen die Ghetto-Situation. Das Beispiel Villepinte illustriert den Vorgang: ein ruhiges Einfamilienhäuser-Städtchen, welches die Mittelklasse von Aulnay absorbierte; Aulnay driftet gesellschaftlich ab."
Wer heute in Frankreich Lehrer werden will, beginnt seine Karriere automatisch an genau diesen Brennpunkten. Er hat gar keine Wahl - entweder, oder. Sobald jemand einige Jahre unterrichtet und genug Punkte gesammelt hat, kann er einen Antrag auf Versetzung stellen und wenn er gaaanz viel Glück hat oder schon gaaanz viele Punkte hat, darf er vielleicht sogar an seinem Wunschort arbeiten.
Man muß sich also fragen, warum alle Lehrer so schnell wie möglich von dort weg wollen oder ältere Kollegen gar nicht erst dorthin wollen. Und: Die Jugendlichen beklagen sich in ihren Vierteln über die vielen Polizeikontrollen. Alles führt wieder zum selben Ergebnis: Erst muß dort aufgeräumt werden! Erst wenn es in den Vorstädten keine Parallelgesellschaft mehr gibt, kann auf diese Kontrollen verzichtet werden. Erst wenn ein Lehrer wegen der Vergabe einer schlechten Note keine Angst mehr haben muß, einfach abgestochen zu werden, kann dort Normalität einkehren. Wenn diese Grundvoraussetzung nicht geschaffen wird, wird sich gar nichts ändern. Hierzu ist vor allem eine Änderung der MENTALITÄT der entsprechenden Bevölkerungsgruppe notwendig. Ich bin kein Rassist, weil ich einem Schwarzen oder Nordafrikaner, der Autos anzündet oder mich beschimpft, sage: So geht's aber nicht!
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Als es mit der Arbeit weniger wurde, war die längst integriert.
Im übrigen ist der Pott auch heute in gewisser Weise eine Parallelgesellschaft innerhalb Deutschlands (wenn auch nicht "polnisch"). Es gibt dort einen anderen - besseren - sozialen Zusammenhalt als in anderen Gegenden, fast schon eine Art "Volks-Heimeligkeit". Die Leute fühlen sich wohl dabei und wollen nicht weg, trotz hoher Arbeitslosigkeit; liegt wohl daran, daß die soziale Schichtung/Differenzierung nicht sehr extrem ist, die Familien-Verbände aufgrund der räumlichen Überschaubarkeit eng verbunden bleiben und sich über Generationen hinweg gegenseitig unterstützen. Aus Verwandtenbesuchen weiß ich das ziemlich genau.
MfG
kiiwii