Gespräch mit Vorstandschef Peter Braun
Bernd Freytag, Frankfurt
IQ Power bittet für den Durchbruch zur Kasse
Automobilzulieferer erwägt Kapitalerhöhung und Wechsel in den Amtlichen Handel - Spezialist für Batteriesysteme startet Produktion
Von Bernd Freytag, Frankfurt Börsen-Zeitung, 6.7.2006 IQ Power hat die Investoren seit dem Börsengang 1999 in den USA schon häufig um einen Nachschlag gebeten. Wie oft, weiß Peter Braun aus dem Stand selbst nicht mehr. "Vielleicht zehn Mal", sagt der Unternehmenschef im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Mit den kleinen Kapitalspritzen aber ist es diesmal nicht getan. "Jetzt ist ,Time to market', da wollen wir weg von kleinen Finanzierungsrunden." Nach langen Jahren der Entwicklungsarbeit will die auf Batteriesysteme und Energiemanagement im Auto spezialisierte Gesellschaft endlich mit ihren Produkten an den Markt. Die Bauarbeiten für eine Fabrikation in Südkorea und Dortmund laufen. Was dem im Entry Standard geführten Unternehmen jetzt zum Durchbruch noch fehlt, ist Geld.
Seit Braun das Unternehmen zusammen mit seinem Kollegen Günther Bauer Mitte der neunziger Jahre gegründet hat, schreibt es rote Zahlen. Nach harten Jahren der Entwicklung mit vielen Rückschlägen befinde sich das Produktportfolio in der "klinischen Phase III". Sagt Braun und lacht. Tatsächlich entwickelt IQ Power keine Medikamente, sondern "Energiemanagement-Systeme" für die Automobilindustrie. Technologie rund um die Stromversorgung im Auto. Der Bedarf wachse stetig - allein für klassische Blei- Säure-Batterien um 4,5 % im Jahr -, und seit auch sicherheitsrelevante Funktionen wie Bremsen von einem zuverlässigen Energiemanagement abhängig seien, werde dem Thema auch vom Gesetzgeber noch mehr Bedeutung beigemessen. Warnleuchten, die trotz funktionierender Bremsen einen Ausfall signalisierten, nur weil irgendwo im System ein Unterstrom herrscht - "das passiert mit unseren Systemen nicht".
Partner in Korea
Bislang allerdings ist das Geschäft von IQ Power über Prototypen kaum hinweggekommen. Das soll sich nun ändern. Gemeinsam mit einem koreanischen Partner habe man den Bau einer Fabrik in Gwangju in Angriff genommen, die Anfang 2007 mit einer Kapazität von 3,5 Millionen "Einheiten" starten soll. In Dortmund laufen nach Brauns Darstellung die Vorbereitungen für die erste heimische Produktion, dort sollen von 2008 an jährlich bis zu 500 000 Stück vom Band laufen - "in Summe also etwa 1 % der weltweit prognostizierten Nachfrage". Dabei will Braun nicht nur Batteriesysteme verkaufen, sondern Lizenzen und Fertigungsknow-how: "Die Fabrik ist das Produkt." Das sei der beste Weg für ein kleines Unternehmen wie IQ Power, um den "Global Sourcing"-Anforderungen der Automobilbauer gerecht werden zu können.
Im Vorjahr hat das Unternehmen gerade mal 700 000 Euro umgesetzt und dabei 2,8 Mill. Euro Betriebsverlust verbucht. Rund 20 Mill. Euro habe die Entwicklung der Technologie bis dato gekostet. Nach einer neuerlichen Finanzierungsrunde Anfang des Jahres liegen noch rund 2,5 Mill. Euro in der Kasse. Genug, um weiterzumachen, aber zu wenig für den Durchbruch.
Maßgeblich für den Erfolg am Markt seien nun "entsprechende Kapitalmaßnahmen und die Entwicklung des Unternehmens", sagt Braun. Ziel sei es überdies, den Handel der Aktien "in einem höheren Börsensegment vorzunehmen" und institutionelle Anleger mit langfristiger strategischer Ausrichtung zu gewinnen. Im Klartext: IQ Power will in den Amtlichen Handel. Verbunden mit einer Kapitalerhöhung könnte das Unternehmen nach Einschätzung von Marktbeobachtern mindestens 20 Mill. Euro einsammeln, so teuer ist alleine der Aufbau der Pilotfabrik in Dortmund. Über Details schweigt sich Bauer noch aus.
An der Börse hat die Gesellschaft das Nischendasein bereits hinter sich gelassen. Nach der Erstnotiz im amerikanischen OTC-Handel 1999 - "damals gab es für Automotive am Neuen Markt kein Geld" - wurden die Papiere 2000 in den hiesigen Freiverkehrshandel einbezogen. Anfang 2005 kostete die Aktie 40 Cent, Ende dieses Jahres rutschte das Unternehmen dann als Gründungsmitglied in den Entry Standard, und die Notierung schoss vorübergehend auf fast 4 Euro hoch. Aktuell kostet die Aktie 2,51 Euro, womit die verlustträchtige und nahezu umsatzlose Gesellschaft eine Marktkapitalisierung von immerhin 115 Mill. Euro auf die Waage bringt.
Braun hofft, mit dem Geschäftsmodell nun auch Institutionelle zu überzeugen. Die Resonanz in Vorgesprächen sei gut, sagt er. Bislang seien bis auf vier Schweizer Adressen nahezu ausschließlich Privatinvestoren engagiert, keiner - auch er und sein Gründungspartner - überschreite dabei die 5 %-Schwelle.
Die Analysten der Investmentbank Chevreux attestieren dem Unternehmen gute Chancen bei der Vermarktung. Für das nächste Jahr erwartet die Bank in einer Ersteinschätzung einen Umsatz von 53,1 Mill. Euro und ein Ebit von 1,1 Mill. Euro. Bis ins Jahr 2014 sollen die Erlöse dann nach erfolgreicher Markteinführung um jährlich 200 % (!) wachsen und dann bei 750 Mill. Euro liegen. Die Studie - "keine Auftragsarbeit", wie Braun betont - beziffert den fairen Wert des Unternehmens denn auch auf fast 200 Mill. Euro.
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