Edelmetallmesse München: Goldminenaktien attraktiv bewertet
Der DAX hat heute die Vortagesgewinne wieder abgegeben. Das G20-Treffen hat in der Schuldenkrise nicht den großen Durchbruch gebracht. Auch die schwachen Konjunkturdaten aus den USA haben Investoren angeregt, vor dem Wochenende Kasse zu machen.
Zu den Verlierern gehörten auch die Goldminenaktien. Damit setzt sich ein Trend fort: In guten Phasen steigt der Goldpreis stärker als die Kurse der Goldminenaktien und in schlechten Phasen verlieren die Aktien mehr.
Auf der Edelmetallmesse in München hat diese Entwicklung sehr oft ein Kopfschütteln bei den Besuchern ausgelöst. Die Vertreter der über 100 Minengesellschaften mussten den Aktionären und Interessenten erklären, warum der Goldpreis die Aktienkurse der Minengesellschaften in vielen Fällen abgehängt hat.
Goldminen besitzen einen Hebel
In der Theorie müssten die Aktienkurse besser laufen als der Goldpreis. Dazu eine kurze und stark vereinfachte Rechnung. Stellen Sie sich vor, der Goldpreis steigt von 1.000 auf 1.200 Dollar. Das ist ein Anstieg um 20%.
Eine Goldmine, die Förderkosten von 800 Dollar je Unze hat, kam erst auf 200 Dollar Gewinn und nach der Preiserhöhung auf 400 Dollar. Der Goldpreis ist also nur um 20% gestiegen, der Gewinn des Unternehmens dagegen um 100%. Daher müsste der Aktienkurs deutlich stärker steigen als der Goldpreis.
Man spricht davon, dass die Minengesellschaften einen Hebel auf die Goldpreisentwicklung besitzen. In der Vergangenheit sind die Aktien im Aufwärtstrend auch häufig stärker gestiegen als der Goldpreis.
Kosten explodieren
Ein Grund, warum der Hebel seit einiger Zeit nicht mehr funktioniert, sind die explodierenden Kosten. Energie, Rohstoffe wie Stahl und auch die Lohnkosten haben deutlich zugelegt. Auch die härten Umweltauflagen nagen an den Gewinnmargen.
Ronald-Peter Stoeferle, Goldanalyst der Ersten Bank, geht in seiner Studie davon aus, dass die Gesamtkosten bereits bei über 1.100 Dollar je Unze liegen. Die Kosten sind zuletzt schneller gestiegen als in den vergangenen Jahrzehnten. Das ist ein Grund, der die Aktienkurse belastet.
Teure Übernahmen schmälern den Gewinn
Hinzu kommt, dass die großen Minengesellschaften immer größere Probleme bekommen, auf eigene Faust neue, große Reserven zu finden. Wie beim Öl ist die Zeit der großen Funde weitgehend vorbei.
Die Lösung: Die Branchenschwergewichte übernehmen für sehr viel Geld kleine und mittelgroße Goldproduzenten. 2010 wurde ein Übernahme-Rekordvolumen von über 30 Mrd. Dollar erreicht. Die Aktionäre der kleinen Goldminen können dann jubeln, die Aktionäre der Käufer müssen dagegen Kursrückschläge hinnehmen.
Da die großen Goldminen, die auf der Käufer-Seite stehen, in den Goldminen-Indizes hoch gewichtet werden, sehen diese Indizes relativ schwach aus. Mit kleinen Goldunternehmen konnte dagegen sehr gutes Geld verdient werden. Doch das wird im Index kaum sichtbar.
Aktien sind unterbewertet
Diese Punkte erklären zum Teil, warum der Goldpreis zuletzt stärker gestiegen ist als der Goldminen-Index. Es bleibt jedoch noch immer eine Bewertungslücke.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis in der Goldbranche liegt nur noch bei 15 bis 17. In der Vergangenheit lag dieser Wert oft im Bereich von 25 bis 30. Da gleichzeitig die Gewinnmargen und Cash-Zuflüsse sehr hoch sind, ist ein Bewertungsabschlag nicht gerechtfertigt.
Das spricht für 2 mögliche Szenarien: Entweder ist der Goldpreis zu hoch und die Goldminen-Aktionäre preisen einen Preisrückgang bereits ein. Oder aber die Goldminenaktien sind schlicht und einfach deutlich unterbewertet und leiden nur unter der allgemein schlechten Aktienmarktstimmung. Dann sollte sich die Unterbewertung in der nächsten Ruhephase schnell auflösen.