Fundamentales - nur für Interessierte:
Bestimmt habt ihr schon oft gehört oder gelesen, dass bei einer Anhebung des Leitzinssatzes Aktienkursrückgänge bei diversen Gruppen von börsennotierten Unternehmen erwartet werden. Einige der (Hinter)Gründe können sein: Als Folge der Leitzinserhöhung hebt die Bank bei bestehenden Krediten mit variabler Verzinsung den Zinssatz an: Firma hat höheren Zinsaufwand – für Ertragsrechnung schlechter (schlechteres Ergebnis wird erwartet) bei Aufnahme von neuen Krediten, Begebung von Anleihen o.ä.: höherer Zinssatz, also höherer Zinsaufwand für Firma – für Ertragsrechnung schlechter (schlechteres Ergebnis wird erwartet) Unternehmen mit hoher Fremdfinanzierung haben bei Zinserhöhungen wesentlich erhöhten Zinsaufwand – ergibt ein schlechteres Ergebnis (oft haben Jungunternehmen, Wachstumsunternehmen, Technologieunternehmen hohe Fremdfinanzierungen) Leitzinsen werden erhöht: ein gewisser Teil der Anleger schichtet wegen geänderter Situation von Risiko und möglichem Ertrag teilweise um, weg von Aktien, hin zu anderen Anlageformen, z.B. Anleihen – weniger Kapital ist im Aktienmarkt, geringeres Kaufinteresse für Aktien, Verkäufe von Aktien – Aktienkurse sinken eventuell
Jungunternehmen, Wachstumsunternehmen (bei den meisten davon werden erst in einigen Jahren bessere Ergebnisse bzw. Gewinne erwartet): Leitzinserhöhung - Analysten setzen dann oft heutigen Wert des Unternehmens bzw. heute gerechtfertigte Marktkapitalisierung herab, senken oft das Kursziel, alles wegen des Themas Abzinsung (= Diskontierung) (bei höherem Zinsniveau wird für die Abzinsung ein höherer Zinssatz herangezogen als bei niedrigerem Zinsniveau), der Hintergrund ist folgender: Denkt euch einen umgekehrten Sparplan, vorweg ein Sparplan-Beispiel: jährliche Einzahlung EUR 1.000, Verzinsung 1 % pro Jahr, Laufzeit 6 Jahre, ergibt den Endbetrag X zu Ende der Laufzeit; ist der Zinssatz höher als 1 % pro Jahr, ergibt sich ein höherer Endbetrag als X, bei niedrigerem Zinssatz als 1 % pro Jahr ergibt sich ein geringerer Endbetrag als X; um bei höherer Verzinsung denselben Endbetrag X wie beim Zinssatz von 1 % pro Jahr zu erreichen, wären geringere jährliche Einzahlungen erforderlich als die EUR 1.000, die bei einem Jahreszinssatz von 1 % nötig sind Wachstumsunternehmen, Beispiel: erwartete Ergebnisse: 1. Jahr Verlust EUR 30.000, 2. Jahr Verlust EUR 20.000, 3. Jahr Verlust EUR 10.000, 4. Jahr Gewinn 100.000, 5. Jahr Gewinn EUR 200.000, 6. Jahr Gewinn EUR 1.000.000 (ich könnte als Beispiel hier auch von Anfang an bestehende, jährlich steigende Gewinne ansetzen) Jetzt denkt an den umgekehrten Sparplan: Bewertungszeitpunkt heute angesetzt, also Ergebnisse von künftigen Stichtagen auf heute heruntergerechnet (= abgezinst = diskontiert): wenn man mit dem Zinssatz von Y auf heute herunterrechnet, ergibt das entsprechenden Betrag heute (= Barwert); wenn man mit einem Zinssatz von 2 % pro Jahr herunterrechnet, ergibt das einen niedrigeren Betrag heute, als wenn man dies mit einem Zinssatz von 1 % pro Jahr tut; man kann den Barwert sozusagen als heute gerechtfertigte Marktkapitalisierung sehen, bei höherem Zinssatz ist er geringer als bei niedrigerem Zinssatz
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