zustimmen - Garantien gibt es auch (oder wegen der beteiligten Natur gerade) hier keine.
Das Zitat in #89 vom user BiopharmaPro aus stocktwits ist leider ähnlich wie der SA-Artikel geprägt von aneinander gereihten Halbwahrheiten und deshalb wenig hilfreich:
"it's the shift in the CAR-T space that made Baker bros and others buy in." - ob und warum Baker Brothers so massiv investiert haben, könnten wohl nur diese beantworten. Wir können nur spekulieren, aber der Stimmungswechsel in der CAR-T Branche ist es sicher nicht. (Mein Tip: ein durch kalkulierter Plan mit dem die vorher und aktuell eingesetzten bzw. noch geplanten Mittel in Bellicum von geschätzt bis zu 175 Millionen US-Dollar sich mit sattem Gewinn in den nächsten 5-10 Jahren vom Normalinvestor oder einem BigPharma-Aufkauf mit höchst möglicher Gewissheit wieder einspielen werden).
"The limitation with CAR-T treatment now is safety problems with toxicities ..." - dass ist nichts Neues und war von Anfang an ein bekanntes Problem der T-Zell Immuntherapien. Je mächtiger die gewünschte Wirkung gegen Krebszellen wird, desto drastischer (inklusive tödlicher) können auch die Nebenwirkungen gegen gesundes Gewebe sein. Inzwischen haben sich die darauf spezialisierten Kliniken aber darauf weitgehend einstellen können und haben die typischen Erscheinungen wir CRS mit Standardverfahren gut im Griff.
"and not able to treat solid tumors effectively." - dies gilt allgemein für praktisch alle Therapien und ist nur bezüglich der ungewöhnlich guten Erfolge der klassischen CAR-T so offensichtlich, die den einfach zu behandelnden CD19 Blutkrebs wegen der geringen Abhängigkeiten als einfaches Ziel ausgewählt hatten. Ähnlich hohe CR -Raten von 70-80% und mehr sind hier nicht so schnell - und als Einzeltherapie wohl auch nie - zu erwarten. Der hauptsächliche Grund liegt in der Tumorumgebung / der Verkapselung der Krebszellen in festen Tumoren wohingegen beim Blutkrebs die Krebszellen überall direkt zugänglich und damit leicht für die im Blut zirkulierenden Immunzellen zu entdecken & zu eliminieren sind.
"What drew me in is the rimiducid and CaspaCID switches to control CAR-T being given to the patient. I believe these are groundbreaking which is why I'm invested in BLCM." - Kann man verstehen, ist aber zunächst sehr naiv, da (I) die Schalter zum Abschalten genauso gut und meist schneller durch andere, direkt auf die Immunzellen ausgerichtete Medikamente gestoppt werden können. Es ist inzwischen Routine entsprechend zugelassene Medikamente in den Zelltherapie-Zentren bereitzuhalten. (II) auch die Funktion der Aktivierung der Immunzellen durch andere Mittel wie Zytokine oder auch Checkpoint-Inhibitoren einfacher und sehr effektiv gesteuert werden kann. Für die Bellicumtechnik bleibt als nicht zu vernachlässigender Vorteil die gezielte Eliminierung nur der entsprechend modifizierten Immunzellen (ohne andere Abwehrkräfte mit zu zerstören) und deren individuelle und systematisch wiederholbare Aktivierung.
Da ich bei allen oben genannten Werten (Adaptimmune, Medigene, Bellicum oder Affimed) selbst auch engagiert & immer wieder mal investiert war und bin, will ich kurz versuchen die Verwirrung aus meiner aktuellen Sicht etwas aufzulösen:
(a) Affimed zuerst, da sie am wenigsten Überlappung mit den anderen Werten hat: - ist klinisch ganz am Anfang von den vier Firmen ( zumal man mit AFM11 einen wesentlichen Teil zur Immuntherapie mittels T-Zellen freiwillig aufgegeben hat -- als Grund wird die Konzentration der Mittel auf das angeborene Immunsystem angegeben) - ist mit seinem 5 Milliarden BioDollar Deal mit Genentech / ROCHE am besten gerüstet (wenn der Deal hält und Ergebnisse liefert) - leider ist er wegen dieses grossen Deals und der daran geknüpften Geheimhaltung auch nur schwer einzuschätzen, sowohl was den Entwicklungsfortschritt als auch die Aussichten angeht. Man kann eigentlich nur auf Meilensteine und Veröffentlichungen des Partners ROCHE oder auf neue Deals hoffen
(b) Bellicum - ist klinisch am weitesten und könnte in Europa mit dem ersten Produkt Rivo-cel im kommenden oder spätestens übernächsten Jahr auf dem Markt sein - das Besondere an Rivo-cel: es ist so speziell, dass auch eine kleine Mannschaft wie die bei Bellicum den Vertrieb direkt bei den rund 75 Klinikzentren in Europa selbst übernehmen und trotzdem ca. 80% des Marktes abdecken könnte - durch die fast 70 Millionen US-Dollar an neuen Mittel scheint Bellicum aktuell für die nächsten Meilensteine finanziell gut gerüstet zu sein - allerdings wird dies nach Wandlung der Vorzugsaktien und Ziehen der Warrants zu einer massiven Verwässerung der Altinvestoren führen
(c) Adaptimmune - scheint finanziell schwach dazustehen, zumal man wohl neben Bellicum den grössten Barmittelverbrauch und Apparat mit zwei Standorten und vielen Mitarbeitern zu finanzieren hat - gleichzeitig ist es die einzige der vier Firmen, die es sich erlaubt selbst Deals einzugehen, die mit mehreren hundert Millionen an Meilensteinen und weiteren Zahlungsverpflichtungen verbunden sind - sie hat selbst nur einen nennenswerten Deal über ursprünglich 350 Millionen US-Dollar mit GSK abgeschlossen, aber hier auch schon als einzige der vier Firmen das erste Projekt 'NY-ESO' komplett übergeben (und dafür rund 60 Millionen an Meilensteinen/Gebühren kassiert) - der GSK Deal wird allerdings vom Markt auch unterschätzt, da die ursprünglichen Bedingungen mehrfach angepasst wurden und neben dem abgelieferten 'NY-ESO' (für das inzwischen insgesamt bis zu 500 Millionen an BioDollar Meilensteinen hereinkommen könnten) noch bis zu 4 weitere TCR Projekte mit eigenen Meilensteinen von jeweils bis zu über 300 Millionen US-Dollar kommen -- insgesamt könnte man also von einem weit über 1,5 Milliarden BioDollar Deal sprechen, wenn man es mit den anderen hier vergleichen will. - Es zeigt sich hier aber auch die Einschränkung der BioDollar Deals am deutlichsten: neben der Kostenerstattung und den tatsächlich von GSK geflossenen Vorauszahlungen, Startgebühren, und Meilensteinen (von mir geschätzt inzwischen rund 80 Millionen US-Dollar über 5 Jahre) ist einiges an möglichen Meilensteinen inzwischen auch nicht mehr zu erwarten bzw. in der Hand von GSK: so wurde z.B. der zweite von GSK beauftragte TCR - ein auf PRAME ausgerichtetes Projekt - still und leise Ende 2018 eingestampft und ausser den Startgebühren & Kostenerstattungen haben sich die 300 Millionen BioDollar + Umsatzbeteiligungen dafür in Luft aufgelöst.
(d) Medigene - ist formal mit den zwei grossen Milliarden Deals mit bluebird und Roivant ähnlich wie Affimed gut aufgestellt, als Anleger erfährt man aber auch hier nur anhand von Meilensteinen oder Veröffentlichungen der Dealpartner, wie der Stand ist und wo die Reise in etwa hingehen könnte - insgesamt hat Medigene 10 Projekte veräussert und zusätzlich alle vor 2014 begonnenen Altprodukte/projekte nahezu komplett verkauft (allerdings zu Schleuderpreisen mit nur geringen Vorabzahlungen, die bestenfalls auf ein Null-Summen Spiel für die ersten 15 Jahre seit Börsengang 1999 hinauszulaufen scheinen) - die eigene Pipeline ist dagegen dünn mit nur einem DC und einem TCR in der Klinik zudem sehr träge in der Rekrutierung und Durchführung, der grosse Durchbruch wird hier wohl noch Jahre (oder leider realistischer: Jahrzehnte) auf sich warten lassen
Fazit mit Grantl: nichts ist einfach und trotz grossem analytischem Aufwand immer nur schwer miteinander zu vergleichen oder abzuschätzen. Meiner Meinung nach bleibt es letztlich ein Gewinnspiel mit vielen Unbekannten bei ungleicher Verteilung der Informationen zu Lasten des Kleinanlegers - daher nie vergessen Gewinne rechtzeitig mitzunehmen und zu grosse Risiken z.B. vor Bekanntgabe von entscheidenden klinischen Daten möglichst vermeiden. Ansonsten ist der Trend dein Freund meine ich. Trotzdem KEINE Handelsempfehlung!
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