Die niederländische Wirtschaftswissenschaftlerin und Ethikprofessorin Ingrid Robeyns schreibt in Ihrem grundlegenden Werk mit dem Titel "Limitarismus" über ihre Forschung zu dem Thema: Auf meinem weiteren Weg zeigte sich deutlich, dass extremer Reichtum nicht nur praktische und politische, sondern auch moralische Probleme schafft. Die Legitimität von Ungleichheit und vor allem von extremem Reichtum einzuschätzen bedeutete, sich einer Reihe von grundlegenden philosophischen Fragen zu stellen. Wie sehen wir uns als Menschen? Wie verstehen wir unser Verhältnis zu anderen in der Gesellschaft? Welche Verantwortung haben wir für vulnerable Menschen und die Bereitstellung öffentlicher Güter? Und was sollen wir mit den Rechtfertigungen extrem reicher Menschen anfangen, warum sie so viel Geld und Macht besitzen?
Alles hat eine GrenzeNach einem Jahrzehnt der Untersuchung kommt Robeyns zu dem Schluss, dass es keine Extrem-Reichen geben dürfe und daher eine Obergrenze für Einkommen, aber insbesondere Vermögen notwendig sei: Wenn man will, dass niemand in Armut lebt, und zu viel Ungleichheit für schlecht hält, folgt daraus, dass es eine Obergrenze für das Vermögen geben muss, wie viel eine Person besitzen darf.
Drei GegenargumenteRobeyns steht heute mit Ihrem Lösungskonzept des Limitarismus keineswegs alleine. Auch der US-amerikanische Soziologe Tom Malleson macht sich in "Against Inequality" hierfür stark, ebenso wie die Journalistin Julia Friedrichs in "Crazy Rich", einer Untersuchung über Superreiche in Deutschland. Robeyns nennt drei Einwände, die ihr gegenüber immer wieder erhoben werden, wenn sie die Idee einer Obergrenze für Einkommen und Vermögen vorschlägt: ? Nicht Ungleichheit, die damit bekämpft werde, sei das eigentliche Problem, das es zu lösen gelte, sondern vielmehr Armut ? Eine Obergrenze widerspreche fundamental der Idee der Meritokratie ? Eine Obergrenze stehe im Widerspruch zur Motivation, die die Aussicht auf außergewöhnlich hohe Gewinne erzeugt. ...
Grenzen für extreme Vermögen sind wieder in der Diskussion. Aber warum sollten die Reichsten das akzeptieren? Teil 2 und Schluss.
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