Nach der historischen Zinssenkung
Fed setzt EZB unter Zugzwang
Die Zinssenkung der US-Notenbank Fed treibt Euro und Yen in die Höhe. Das hat verheerende Folgen für die Konjunktur der beiden Währungsräume. Jetzt ziehen bereits erste Notenbanken nach und senken den Leitzins. Die EZB ringt noch um ihren Kurs.
Starke Währungsbewegungen nach der spektakulären Zinssenkung der US-Notenbank setzen die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von Japan unter Erwartungsdruck. Der japanische Yen stieg gestern mit Kursen um 87 Yen je Dollar auf den höchsten Stand seit gut 13 Jahren, der Euro klettert über 1,44 Dollar, nachdem er noch vor gut zwei Wochen um 1,25 Dollar notiert hatte. Die Wirtschaft beider Währungsräume steckt in einer schweren Rezession und können die zusätzliche Belastung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit durch die steigenden Wechselkurse nur schwer verkraften.
Die Federal Reserve hatte ihren Leitzins, den Zielsatz für Tagesgeld, am Dienstag von einem Prozent auf eine Spanne von Null bis 0,25 Prozent gesenkt und angekündigt, dass er längere Zeit so niedrig bleiben werde. Außerdem hatte die US-Notenbank verstärkte Käufe von Wertpapieren angekündigt, um so die in der Wirtschaft zirkulierende Dollar-Menge zu erhöhen.
Die norwegische Zentralbank zog bereits gestern mit einem außergewöhnlich großen Zinsschritt nach. Sie senkte ihren Leitzins von 4,75 Prozent auf drei Prozent.
Experten erwarten, dass die japanische Notenbank sich der Yen-Aufwertung entgegenstemmt, indem sie am Freitag ihren verbleibenden Zinsspielraum nutzt, und den Leitzins von 0,3 auf 0,1 Prozent senkt.
Der Leitzins der EZB liegt mit 2,5 Prozent deutlich höher. Die Notenbank steht noch an einer zweiten Währungsfront unter Druck. Mit dem britischen Pfund fiel gestern auch die Währung des neben den USA zweiten großen Außenhandelspartners, des Euroraums, auf ein Rekordtief von nur noch 1,09 Euro je Pfund. Auslöser war die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der Bank von England. Daraus ging hervor, dass deren geldpolitischer Rat einstimmig für die kräftige Zinssenkung um einen vollen Prozentpunkt auf zwei Prozent gewesen war, und sogar eine noch stärkere Senkung in Betracht gezogen hatte. Die EZB hatte sich Anfang Dezember mit einer Senkung um 0,75 Prozent begnügt. Außerdem verdeutlichte gestern ein sehr starker Anstieg der britischen Arbeitslosenzahl, wie schlecht es um die Wirtschaft des Königreichs steht. "Die Abwertung sollte die Exporte fördern", heißt es im Protokoll der Notenbank.
|