Lidl filmte Kunden bei Eingabe der GeheimzahlVon der Bespitzelung beim Discounter Lidl sind außer Mitarbeitern auch Kunden betroffen. Die Kameras erfassten nach Angaben von Datenschützern das Bezahlen mit EC-Karte an der Kasse. Lidl entschuldigt sich bei den Mitarbeitern – doch die Gewerkschaft Ver.di will den Konzern verklagen. Aktuell: 615 Stimmen Der Lebensmittel-Discounter Lidl soll nach Angaben von Datenschützern nicht nur Mitarbeiter überwacht haben. Auch Kunden seien möglicherweise betroffen, sagte die stellvertretende Leiterin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD), Marit Hansen, in Kiel. „Wie auf den veröffentlichten Kamerabildern zu sehen ist, wurden im Kassenbereich zum Beispiel auch die Eingabegeräte erfasst, in die die Kunden bei Kartenzahlung ihre Geheimzahlen eingeben“, sagte Hansen.
Vereinzelte Abhörberichte sollen auch aus Schleswig-Holstein stammen. Das ULD habe den Discounter daher aufgefordert, dies aufzuklären, sagte Hansen. „Eine systematische heimliche Überwachung ohne konkreten Verdacht eines schwerwiegenden Vergehens greift in unzulässiger Weise in das Persönlichkeitsrecht der Arbeitnehmer ein“, erklärte die Datenschützerin.Weiterführende links Der Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di im Norden, Frank Schischefsky, sprach von einem „gigantischen Skandal“. Er forderte alle Lidl-Mitarbeiter auf, sich zu ihrer Unterstützung mit der Gewerkschaft in Verbindung zu setzen. Nach Angaben der Kieler Staatsanwaltschaft gibt es in Schleswig-Holstein bisher keine Strafanzeigen von Mitarbeitern gegen das Unternehmen.
Lidl soll Beschäftigte in zahlreichen Filialen vor allem in Norddeutschland systematisch überwacht haben. Über Überwachungskameras sei registriert worden, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen, wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis hat und wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur „introvertiert und naiv wirkt“, berichtete das Magazin „Stern“. Lidl entschuldigt sich für "persönliche Verletzungen"Der Discounter hat sich bei seinen Mitarbeitern wegen der in mehreren Filialen aufgedeckten Überwachungsmethoden entschuldigt. In einem Brief der Lidl-Geschäftsführung an die Mitarbeiter heißt es: „Wenn Sie sich in Misskredit gebracht und persönlich verletzt fühlen, so bedauern wir dies außerordentlich und entschuldigen uns dafür bei Ihnen.“Das Schreiben ist nach Lidl-Angaben an alle 48.000 Mitarbeiter in Deutschland gegangen. Lidl teilte mit, „Inventurkontrollen“, bei denen Detekteien eingesetzt worden seien, habe es in etwa 200 Lidl-Filialen in Deutschland gegeben. Das entspreche etwa acht Prozent des deutschen Filialnetzes. Die Lidl-Sprecherin sagte, es sei um „Warensicherungsmaßnahmen“ gegangen. Ver.di macht jetzt auch Druck auf Lidl, damit das Unternehmen die Einrichtung von Betriebsräten anders als bisher nicht mehr behindert. Die Betriebsräte könnten gerade in solchen Fällen wie der Überwachung von Mitarbeitern durch Detektive bei Lidl hilfreich sein, sagte die Ver.di-Vizevorsitzende Margret Mönig-Rahne im Bayerischen Rundfunk. Mönig-Rahne rief bespitzelte Lidl-Mitarbeiter zu Schadenersatzklagen gegen den Discounter auf. „Ich kann den betroffenen Lidl-Mitarbeitern raten, sich untereinander zu verabreden und gemeinsam zu Verdi zu kommen“, sagte die Gewerkschafterin „stern.de“. Schlagworte Lidl Ver.di Discounter Datenschutz Bespitzelung Möglicherweise seien dann Musterklagen gegen Lidl möglich, sagte die Gewerkschafterin. Gewerkschaftsmitglieder würden in diesem Fall Rechtsschutz von Ver.di erhalten. AFP/dpa/oht
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