Hallo fbo 228766950!
Das ist ja eine superkomplexe Frage und sie erfordert meiner Meinung nach ein wenig differenziertes Verständnis des Begriffs "Börse". Grundsätzlich würde ich meinen, dass Du zunächst einmal für Dich herausfinden solltest, auf welcher Grundlage Du Deine Kauf-/Verkaufsentscheidungen von Wertpapieren an der Börse treffen möchtest:
- Wenn Du z.B. langfristig orientiert bist und Dir über viele Jahre ein schönes Polster für den Ruhestand "ansparen" möchtest, dann suchst Du Dir Aktien etablierter Unternehmen mit guter Dividendenzahlung und kannst auf diese Weise größere Kursschwankungen über die Jahre aussitzen. Trotzdem macht es auch hier Sinn, spätestens alle 3 Monate das Depot auf Profitabilität und Änderungen der Rahmenbedingungen abzuklopfen, zu optimieren und ggf. auch Umschichtungen vorzunehmen. Hier macht es durchaus auch Sinn, innerhalb von Asset-Klassen Umschichtungen vorzunehmen (z.B. bei anständigen Zinssätzen von Aktien in Staatsanleihen umzuschichten) oder eben auch einmal ganz aus dem Markt herauszugehen (Cash in Tagesgeld) oder einen Teil des Vermögens in physisches Edelmetall (Gold, Silber) zu investieren. Das erfordert allerdings, sich nach und nach mit diesen Dingen zu beschäftigen und insbesondere mit den Auswirkungen volkswirtschaftlicher Entwicklungen und den Wechselwirkung zwischen Aktien, Währungen, Edelmetallen, Immobilien und Zinsen zu beschäftigen. Es mag ja sein, dass Du jetzt meinst, dass das für Dich nicht in Frage kommt, aber was machst Du mit 1 Mio. Euro, die Du auf eine andere (riskantere) Art und Weise an der Börse verdient hast? Was ich hier beschreibe ist also eher der Erhalt von Vermögen und die Zukunftssicherung. Wissen in diesem Bereich kannst Du Dir z.B. in einem Zweitstudium erwerben oder eben viel (internationales) Börsenfernsehen schauen und die Dinge dann im Internet nachschlagen, die Du nicht verstanden hast. Irgendwann fangen die Groschen an zu fallen, wenn Du nicht auf den Kopf gefallen bist! Meine Altersvorsorge manage ich z.B. inzwischen unabhängig von Finanzberatern und Versicherungsmaklern, weil mich das in der Vergangenheit massiv Rendite gekostet hat. Es macht also absolut Sinn, sich mit solchen Dingen zu befassen und sich stetig weiterzubilden. Als Geschäftsführer von einigen Kapitalgesellschaften (GmbHs) hatte ich aber auch das Glück, über die Jahre viele persönliche Erfahrungen zu sammeln, die ich jetzt natürlich zur Bewertung der Situation anderer Unternehmen nutzen kann. Irgendwann habe ich dann auch angefangen, meine eigenenen Unternehmensbilanzen und GuVs zu erstellen. Da entwickelt man mit der Zeit natürlich ein gewisses KnowHow und schüttelt manchmal auch den Kopf, wenn den Unternehmen an Börse das Geld nur so hintergeworfen wird, während man selbst (mit 150% Sicherheiten und persönlichen Bürgschaften ausgestattet) kaum noch an Kredite kommt, um sein Geschäft weiter betreiben zu können. Dieses Wissen um die Hintergründe ist nützlich, aber auch keine Garantie für ausnahmslos gute Investmententscheidungen...
- holzauge75 und ich versuchen aber auch mittelfristig über (klassische) Optionsscheine auf Aktien überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Damit verbunden ist aber auch das Risiko, über die Laufzeit der Optionsscheine den gesamten Einsatz zu verlieren. Umgekehrt besteht die Möglichkeit, den Einsatz in einem überschaubaren Zeitraum zu vervielfachen. Auch hier sollte man sich mit den Unternehmen und deren mittelfristiger Entwicklungserwartung im aktuellen Marktumfeld auseinandersetzen können: Man "wettet" darauf, dass ein Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum (Optionsscheine haben einen bestimmten Verfalls- bzw. Abrechnungstermin) einen bestimmten Wert erreicht. Dieser kann über oder unter dem aktuellen Kurs liegen. Setzt man auf steigende Kurse, dann kauft man Calls (und geht damit "long"), setzt man auf fallende Kurse, dann kauft man Puts (und geht damit "short"). Für die Restlaufzeit eines Optionsscheins zahlt man eine Prämie, die man zusätzlich auch noch verdienen muss. Ich selbst handele mit Optionen, die eine Restlaufzeit von ca. 6 Monaten haben. So kann ich sehr kurzfristige Turbulenzen (z.B. wöchentlicher oder täglicher Natur) an den Märkten zwar "aussitzen", aber natürlich muss mein Optionsschein diese Differenz dann noch zusätzlich aufholen. Ich kann Optionsscheine während der Laufzeit auch wieder verkaufen, falls ich entweder glaube, dass ich (schon) genug daran verdiente habe, oder aber meine Verluste begrenzen möchte, weil ich die Entwicklung des Basiswerts falsch eingeschätzt habe. Diese Form der Anlage erfordert aber auch, dass man sich sowohl betriebswirtschaftlich mit dem Unternehmen und makroökonomisch mit seinem Umfeld auseinandersetzt, um eine fundierte Erwartungshaltung bezüglich der Entwicklung des Kurses einzunehmen, um auf dieser Basis den passenden Optionsschein auszuwählen. Man kann auch Optionen auf Indizes (z.B. DAX, Dow Jones) oder Währungen (USD/EUR) erwerben und "spielen". Optionsscheine sind Hebelpapiere und je Größer der Hebel, desto größer das Gewinn-/Verlustrisiko: Ein Hebel von 10 bedeutet z.B., dass wenn sich der Basiswert eines Optionsscheins um 1% bewegt, sich der Wert des Optionsscheins selbst um das 10fache bewegt. Wenn Du mit solchen Papieren handeln willst, musst Du meines Wissens aber nachweisen, dass Du das Funktionsprinzip verstanden hast und bestätigen, dass Du das Verlustrisiko (bis zum kurzfristigen Totalverlust) kennst. Also ist auch hier einiges an Weiterbildung nötig, um sich auf das Handeln mit Optionsscheinen einzulassen.
- alrob76 und Maxxim54 sind offenbar Daytrader, die vermutlich mit CFD oder Turbo-Zertifikaten handeln. Hier spielen die mittel- bis langfristigen Erwartungen an eine Kursentwicklung nicht zwingend eine Rolle. Die meisten Daytrader stellen spätestens zum Handelsschluss ihre Positionen klar und riskieren nicht, über Nacht Ihre gesamten Ersparnisse (inkl. Haus und Auto) zu verlieren. Der Handel mit CFDs basiert größtenteils auf börsenpsychologischen Erfahrungen und Methoden, sich diese für das eigene Handeln nutzbar zu machen. Eine sehr einfache Methode wäre z.B. die Trendfolge ("The trend is your friend!"). Hier läuft man beispielsweise einer Kursentwicklung hinterher. Trotzdem wäre es natürlich super, wenn man den Trend (und seine spätere Umkehr) frühzeitig erkennen könnte und so noch mehr an einem Trade verdienen kann. Hierfür gibt es auch Methoden, die auf Basis von Wahrscheinlichkeiten und Erfahrungen angewandt werden können. Grundsätzlich sollte man sich hier erst einmal ausführlich mit der Charttechnik auseinandersetzen und dann bieten die Anbieter dieser Handelsplattformen spezielle Kurse an, um sich mit diesen Methoden (und natürlich auch der Interpretation des Marktes als Ganzes) vertraut zu machen. Die Kosten für diese Kurse halten sich in akzeptablen Grenzen, einige sind auch kostenlos. Trotzdem kannst Du Dir fast sicher sein, hier anfangs einiges an Lehrgeld zu bezahlen, wenn Du ohne ein gewisses Training einsteigst. Die Aktionärsbank bietet momentan z.B. ein Börsenspiel auf Basis ihrer Plattform an, was ich für eine gute Idee halte, um neue Kunden für diese Möglichkeit des Börsenhandels zu gewinnen. Für mich selbst ist das aber nichts, da das einfach nicht zu meinem Nervenkostüm und meiner Mentalität passt. Man muss da schon ein wenig ausgebufft und über einen längeren Zeitraum konzentrationsfähig sein, um hier unter dem Strich wirklich Erfolg zu haben. Der Vorteil ist, dass man sehr schnell aus einem kleinem Startbudget ein Vermögen machen kann, oder eben auch alles verlieren kann (manchmal mit einer Nachschusspflicht).
Fazit: Lernen, verstehen, üben, erfahren und dann vielleicht irgendwann Erfolg haben...
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