Neutral ein paar Dinge zur Beachtung, die kann man in der Bewertung jetzt gewichten, wie man mag:
Der Buffet Indikator hat seit ca. 2012 keinen Kaufkurs mehr geliefert. Hätte man 2012 einen vernünftigen Marktquerschnitt gekauft, obwohl kein Kaufkurs da war. Was ich damit sagen will ist, auch wenn ich Teile Deiner Sicht teile. Die Bewertung von Aktien ist komplexer geworden.
Das liegt IMO an folgenden Gründen: 1.) Aktien sind im Kern Sachkapital mit Angebot und Nachfrage: Die Nachfrage richtet sich nach dem Nutzen, den das Gut stiftet. Es mag im Angesicht einer Börse zunächst absurd anmuten, aber Nutzen ist nicht erwarteter Profit in Geld. Sonst würde auch nicht jeder Gold halten, um mal ein naheliegendes Beispiel nehmen. Das erklärt nicht alles aber vieles. Solange sich genügend Leute auf so ein gemeinsamen nicht monitären Wert einigen, läuft das. Bei Gold ist es Werterhalt, bei Tesla ggf. das Gefühl, etwas großen zu supporten, bei amazon, ein Teil des mächtigsten Unternehmes zu halten bzw. einfach den Wert, den man solcher Macht zuweist etc. Insgesamt ist bei den Amerikaner der CEO ein Wert. Square läuft wegen Dorsey, Tesla wegen Musk, amazon wegen Bezos usw. Wir Deutschen sind da eher negativ. Bei uns läuft es "trotz" xy oder wegen dem nicht. Es kann passieren, dass der Markt abschmiert, diese Werte aber, modulo einer kurzen Korrektur, wieder da sehen, wo sie sind... Ähm, Moment... DAS IST JA SCHON PASSIERT!
2.) Fehlende Alternativen und Inflation. Aktien sind am Ende verbriefte Sachanlagen (ich besitze einen Teil eines Unternehmens). Die Geldmenge weitet sich aus, ein Teil der Bevölkerung partizipiert und sucht nach Werterhalt und Wertentwicklung. Wir sagen immer es ist eine Blase, seit Jahren, aber seit Jahren gibt es einen mit wachsenden Gegenwert, die Geldmenge: Interessant wird es, einen Nettowert zu bestimmen. Habe ich leider nicht zur Hand. Dennoch: Mehr Geld-> höhere Preise für Sachkapital. Das nennt man Inflation. Nur umfasst das Standardinflationsmaß den Aktienmarkt so nicht. Ich habe das ja mehrfach hier schon geäußert, dass ich das so sehe. Bereinigt man so den Buffet Index, wird man vermutlich immer noch zum Schluss kommen, dass es im Schnitt sehr hoch bewertet ist, aber es dürfte dem Ganzen ggf. das ganz extreme nehmen.
3.) Seit dem Junispike hat sich folgendes Phänomen ergeben. Viele Werte sind auf das Mai, Juni Niveau gerutscht, Industrie, Basisbedarf, Ölwerte, Pharma. Ich würde diese Werte, auch wenn man länger in der Historie zurückschaut, nicht als überkauft sehen. Einige sind sogar, im Verhältnis erst recht, eher schwach bewertet. Wir reden hier über ein Nischehnphänomen. Es ist rein die Technologie, ein Buy the future, das ist partiell absurd, ob aber alles völlig überbewertet ist, schaun wir mal. Und natürlich schiebt das ist, dass kann: Wenn ich VISA oder Paypal hoch bewerte, weil sie eine Macht sind, dann ist es fast folgelogisch, Square hochzukaufen, wenn man glaubhaft das Potential sieht, dort hin zu kommen. Das Phänomen ist noch krasser. Je mehr die Krise sich wieder verschärft, desto mehr steigen die Werte (und die anderen sinken) Tech is the new gold. Wenn aber viele der robinhooder Tech garnicht so sehr als Spekualtionsmasse sehen, sondern als langfristig sichere Wertanlage ihres Vetrauens, ja, dann erklärt sich einiges, oder? Eine Diskussionsthese. Bitte so aufnehmen.
Das ganze schließt nicht deutliche Wertberichtigungen aus. Gemeinsame Wertvorstellungen können sich spontan verändern, für den Rest sorgen die Dynamiken.
Kurzfristig: Kurzfristig ist das fast egal, dass ist nur die große Strömung, in der wir schwimmen. Aber bislang, auch wenn die Wucht abnimmt, ist das Momentum. Es geht nach oben, was nach oben will(oder muss).
Sorry, für Tippfehler. Es ist spät...
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