Also ich will nicht zu pessimistisch klingen, und ich habe die Daten und News der letzten Quartale nur überflogen, aber sieht mir wirklich nur nach einer Spekulation aus. Aus analytischer Sicht sehe ich da kein Grund jetzt ins fallende Messer zu greifen.
1. Selbst wenn ich bedenke, dass es im 3.Quartal Rückstellungen von 1,6 Mio gab, die das Ergebnis belastet haben, so würde selbst ohne diese Rückstellungen das Ebitda-Ergebnis nur leicht positiv auf Gesamtjahresbasis sein. Das Ebit würde maximal ausgeglichen und der Überschuss auch so negativ sein. 2. Trotz Umsatzwachstum sehe ich keine sonderlich großen Fortschritte bei den Gewinnmargen, und das sollte doch entscheidend sein bei Turnarounds. 3. Die EK-Quote gefällt mir gar nicht. Mag zwar bei Turnarounds nicht entscheidend sein, aber woher soll ich wissen, dass im nächsten Jahr auch wirklich 2 Mio Überschuss erwirtschaftet werden? Denn 2 Mio wären m.E. schon notwendig, um die negativen Dinge zu übertünchen. 4. Die negativen bilanziellen Dinge bergen die Gefahr in sich, dass es irgendwann mal zu einer Kapitalerhöhung kommt, was ich für den Zeitpunkt annehmen würde, wo Articon mal 2-3 Quartale in Folge Überschüsse vermeldet, und die Anleger dann überzeugt von der KE wären. Läuft ja immer nach dem selben Muster ab. Jedenfalls würde dadurch der mögliche Gewinn verwässert werden.
Das waren die negativen Punkte, und die halten mich auf dem Niveau von einem Investment ab.
Positiv (und deswegen spekulierst du vermutlich auf den Turnaround) sind folgende Dinge!
1. Das KUV ist mit etwa 0,27 relativ günstig, wobei es da auch Negativbeispiele im IT-Sektor gibt (siehe Cancom mit KUV von 0,12) 2. Der Umsatz steigt wenn auch nicht gerade stark. 3. Man ist auf Ebitda-Basis bereits profitabel, was aber aus genannten Gründen (Bilanz) leider nicht ausschlaggebend ist. 4. Der Auftragsbestand ist sehr solide und lässt zumindest keine negativen Überraschungen beim Umsatz erwarten.
Fazit: Articon muss seine Kosten in den Griff kriegen. Das KUV und die Branche sprechen dafür, dass ein Turnaround möglich ist. Allerdings hat Articon das auch schon mehrmals gesagt, und auf Ebit-Basis ist man davon noch ein Stück entfernt. Die Bilanz muss aufgeräumt werden, wofür es 2 Möglichkeiten gibt. Entweder hoher CashFlow, so daß niemanden die niedrige EK-Quote stört, weil sich das Problem dann langfristig von allein löst, oder aber nach den ersten Gewinnen eine Kapitalerhöhung durchziehen, was aber den Gewinn verwässert. Ich würde eine Bodenbildung abwarten. Die Aktie ist in einem klaren Abwärtstrend, und die fundamentale Bewertung ist nicht gerade dafür geeignet, von einem klaren Kauf zu sprechen. In der Kombination wäre es m.E. töricht in diesem Abwärtstrend zu kaufen. Also entweder klare charttechnische Signale abwarten, oder schaun wie die nächsten 2 Quartale fundamental laufen. Zumindest ein positives Ebit in 2-3 aufeianderfolgenden Quartalen sollte Pflicht sein, um hier den Turnaround zu verkünden. Leider hat Articon das schon getan als man gerade mal ein Quartal positives Ebitda hatte, und die dummen Analysten von EuramS und Extrachancen (die übrigens über Herrn Wegner zusammenhängen) haben das gleich zum Push im Sommer genutzt.
Sorry, wenn ich dir nichts Positiveres schreiben konnte, aber solange es dermaßen günstige Aktien wie Brain Force oder Nemetschek gibt, die beide bei KGV06 von 9-11 wachsen, schuldenfrei sind und mit viel Cash ausgestattet sind, wüsste ich nicht wieso man auf Turnarounds spekulieren sollte. Und das sind nur 2 Beispiele.
Grüße
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