Leerverkäufe wirken ganz einfach destabilisierend auf die Finanzmärkte. Man hat dies während der Finanzkrise bereits gesehen, als beim 2008er Crash die extremen Kursschwankungen durch die Leerverkäufer maßgeblich verschlimmert wurden. Danach wollte man eigentlich Leerverkäufe verbieten oder zumindest weitgehend einschränken. Was daraus geworden ist, das sehen wir ja. Man hat vielleicht die aggressivsten Leerverkaufs-Praktiken weitgehend eingeschränkt wie naked short selling, und man hat ein paar handelstechnische Placebos installiert wie die Meldepflicht für Netto-Shortpositionen von mehr als 0,2%. Aber seitdem die Märkte nach der Finanzkrise mit biligem Zentralbanken-Geld geflutet worden sind, hat das ganze nocheinmal eine sehr viel schlimmere Wendung genommen.
Rein kapitalmarkttheoretisch ist es sinnvoll, dass Kurse auch - in vernünftigen Grenzen - ungehindert fallen können. Wäre das nicht der Fall, dann würde dies die realistische Preisfindung erheblich stören, und es wäre auch zu vermuten dass es garnicht erst zu bullishen Anstiegen kommen würde, denn wer würde schon an der Börse investieren wenn er sein Geld in bearishen Phasen nicht auch mal wieder abziehen könnte. Aber so massiv wie die Börsen in den letzten Jahren durch Leerverkäufer zum Casino geworden sind, kann das eigentlich niemand gutheißen der auch nur ein bisschen was von Wirtschaft versteht. Zumal soetwas, wie wir auch 2008 gesehen haben, im Extremfall jederzeit wieder auf die Realwirtschaft durchschlagen kann.
Ich wäre für ein vollständiges Verbot restlos jeder Art von Leerverkäufen, und zwar nicht nur Netto-Shortpositionen, die über 0,002% des Aktienkapitals eines Unternehmens ausmachen. Das wäre ein Hundertstel der momentan geltenden Meldeschwelle für Netto-Shorts, und es dürfte dazu führen dass vor allem bei den meisten mid- und small caps, die ja aufgrund der geringeren Marktkapitalisierung eh leichter zum Spielball von manipulativen Kursbewegungen werden, Leerverkäufe sich kaum noch lohnen. Wohlgemerkt würde ich nur Leerverkäufe verbieten, also Konstruktionen bei denen man geliehene Aktien teuer verkauft mit der direkten Absicht sie billiger wieder zurückzukaufen. Und nicht das bloße Verkaufen von Aktien aus strategischen Überlegungen.
Für Kleinanleger würden sich daraus eigentlich keine Nachteile ergeben. An Short-Papieren verdienen die meisten eh nix. Und die paar Daytrader die meinen sie würden unbedingt Short-Zertis handeln müssen fallen auch nicht ins Gewicht.
Leider wird es wohl erst wieder zu einem massiven Crash kommen bis man erkennen wird dass es so nicht weitergeht.
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