Solarkraftwerk Ibersol vor dem Aus http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/...-vor-dem-aus/60128879.html 13.11.2011, 21:19 Solar Millennium: Solarkraftwerk Ibersol vor dem Aus Dem angeschlagenen Konzern Solar Millennium läuft die Zeit bei einem wichtigem Großprojekt in Spanien davon: Die Finanzierung des Kraftwerks Ibersol ist weiterhin nicht gesichert. Solar Millennium droht ein weiterer Rückschlag. Auch bei dem derzeit wichtigsten Projekt in Spanien fürchtet der angeschlagene Konzern nach FTD-Informationen zu scheitern. Das Solarkraftwerk Ibersol, das Solar Millennium in Südspanien bauen will, muss bis Ende 2013 ans Netz gehen, um die Vergütungszusage der spanischen Regierung nicht zu verlieren. Doch der Bau, der nach ursprünglichen Angaben des Unternehmens zweieinhalb Jahre dauert, hat noch nicht begonnen. Die Finanzierung fehlt ebenfalls bisher. "Es ist noch nicht absehbar, ob und wann sie überhaupt anfangen", sagte ein Insider.
Nachdem das Erlanger Unternehmen vor wenigen Wochen angekündigt hatte, sein komplettes US-Geschäft zu verkaufen, steht es mit einem immens geschrumpften Auftragsbuch da - umso wichtiger ist es für das defizitäre Unternehmen, die wenigen Projekte auch umzusetzen. Die Abkehr von den hoffnungsvollen Großprojekten in den USA hatte Anleger schockiert und war der vorläufige Höhepunkt einer Serie schlechter Nachrichten. Solar Millenniums Aktienkurs dümpelt seither bei rund 2 Euro - weit weg vom Jahreshoch von 21,33 Euro. Für das Kraftwerk Ibersol fehlen Geldgeber. Laut Handelsregister hat der Berliner Vermögensverwalter ICM Investmentbank Ende Oktober seinen Anteil von 16 Prozent an dem Projekt an Solar Millennium zurückübertragen. Nun halten Solar Millennium und der Essener Industriedienstleister Ferrostaal jeweils 50 Prozent an Ibersol. "Es gibt externes Interesse, sich an dem Projekt zu beteiligen", sagte allerdings ein Solar-Millennium-Sprecher.
Seit der Finanzkrise ist es schwierig geworden, Banken für mehrere Hundert Millionen Euro schwere Projekte wie Ibersol zu gewinnen. Außerdem hat Solar Millennium nach etlichen Chefwechseln und nicht eingehaltenen Ankündigungen viel Vertrauen verloren. Ursprünglich wollte Solar Millennium Anfang 2010 mit dem Bau beginnen. "Alle Beteiligten wissen, dass die Zeittaktung sehr anspruchsvoll ist", sagte der Sprecher. Das Projekt werde rechtzeitig fertig, das sei in 20 bis 24 Monaten zu schaffen. Branchenkenner bezweifeln das aber.
Auch Privatinvestoren entziehen Solar Millennium das Vertrauen: Die Nachfrage für den Ibersol-Fonds, der zur Teilfinanzierung des Projekts aufgelegt wurde, ist gering. Gezeichnet sind erst gut zehn Prozent der angestrebten Summe von rund 60 Mio. Euro. Mit mehr habe man aber auch noch nicht gerechnet, sagte der Sprecher. "Solange die Finanzierung nicht abgeschlossen ist, ist der Fonds schließlich mit erheblicher Unsicherheit verbunden." Für Solar Millennium ist entscheidend, dass schnell frisches Geld in die Kasse kommt. Im Mai kommenden Jahres muss das Unternehmen eine Anleihe im Wert von 40 Mio. Euro zurückzahlen. Ende April, als das Unternehmen zuletzt Zahlen vorlegte, verfügte es über flüssige Mittel von 85,5 Mio. Euro, die nach FTD-Informationen seither gesunken sind. "Wir werden die Anleihe zurückzahlen", sicherte der Sprecher zu. Der Verkauf der US-Projekte sorge für zusätzliche Liquidität. Allerdings dürften aus dem Verkauf auch Kosten entstehen: Das Unternehmen hatte zur Finanzierung des ersten großen Kraftwerks in den USA eine Anleihe über 100 Mio. Euro aufgelegt. Weil das Projekt nun nicht mehr existiert, ergibt sich für einige Gläubiger ein Kündigungsrecht, andere planen laut Anwaltskreisen eine Klage auf Rückzahlung.
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