www.sueddeutsche.de/wirtschaft/...linch-allein-in-frankfurt-1.1457011 Bundesbank-Chef Jens Weidmann führt in der Europäischen Zentralbank einen einsamen Kampf. Seit Monaten stellen seine Kollegen im Rat der EZB ihn als denjenigen hin, der die Lösung der Euro-Krise verhindert. Seinen drohenden Rücktritt soll gar die Kanzlerin persönlich abgewendet haben. Eingeweihte wissen aber: So war es sicher nicht. Als Weidmann im Mai 2011 sein Amt antrat, wusste er, worauf er sich einlässt. Zwar hat sich seitdem die Lage verschärft, seine Überzeugung aber, dass er im Amt für die Stabilität des Euro mehr tun kann als ohne Amt, ist geblieben. Tatsächlich gäbe es aus seiner Sicht bei einem Rücktritt nur zwei gleich schlechte Alternativen: Entweder tickt sein Nachfolger wie er - dann kann er auch selbst weitermachen. Oder der neue Bundesbankchef stützt Draghis Linie - dann hätte Weidmann, seinem Anliegen einen Bärendienst erwiesen. Darüber wird der 44-Jährige zuletzt immer wieder einmal nachgedacht haben. Vielleicht schoss ihm dabei auch der Gedanke "Warum tue ich mir das an?" durch den Kopf. Dass er mit Merkel darüber geredet hat, ist dennoch unwahrscheinlich - so ist das Verhältnis der beiden einfach nicht. Auch achtet die Kanzlerin genau darauf, die Grenzen zwischen den staatlichen Ebenen nicht zu verwischen. Nie würde sie versuchen, Druck auf den Bundespräsidenten, das Bundesverfassungsgericht oder die Bundesbank auszuüben. Hinzu kommt: Weidmann weiß, dass seine Position mit Merkels nicht identisch ist: Zwar teilt die Kanzlerin prinzipiell seine Sicht der Dinge. Andererseits kommen ihr die EZB-Pläne durchaus gelegen, denn jeder Euro, den die Notenbank zur Bewältigung der Krise bereitstellt, ist einer weniger, den sie dem störrischen Bundestag abringen muss. Draghi will am Donnerstag im Zentralbankrat über das Anleiheprogramm abstimmen lassen. Diesmal sollen die Käufe an die Bedingung geknüpft werden, dass Länder zunächst einen Hilfsantrag beim künftigen Euro-Rettungsfonds ESM stellen. Die Mehrheit im EZB-Rat für das Programm steht - und genau hier liegt der Dissens zwischen Asmussen und Weidmann: Asmussen hält den Kampf bereits für verloren und versucht nun, die EZB-Hilfen wenigstens an strengstmögliche Auflagen zu knüpfen. Weidmann dagegen bleibt bei seinem grundsätzlichen Nein. Miteinander überworfen haben sich die beiden Duz-Freunde dennoch nicht. Und zurücktreten wird vorerst auch niemand.
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