dann geht es nochmals zur Sache.
"Das Walter-Spiel ist noch nicht aus Im Ringen um die Filetstücke des Bau-Konzerns liegen die Österreicher nur knapp vorne
Von unserem Redaktionsmitglied Stefan Stahl, Augsburg/Stuttgart/Wien
Wirtschaft ist ein bisschen wie Fußball. Das Spiel um die Filetstücke der Pleite gegangenen Augsburger Walter Bau-AG schien entschieden zu sein. Es galt als ausgemacht, dass der österreichische Bau-Unternehmer Hans-Peter Haselsteiner seine frühzeitige 1:0-Führung bis zur wohl entscheidenden Sitzung des Gläubigerausschusses am 6. April über die Zeit retten kann. Noch liegt er zwar mit dem geschickt ins Eck gezwirbelten Freistoß vorne. Spielbeobachter räumen seinem Strabag-Konzern nach wie vor gute Chancen ein, die jetzt noch bevorstehenden zehn Minuten plus eventueller Verlängerung zu überstehen.
- Anzeige - Nach Informationen unserer Zeitung aus deutschen Industriekreisen muss der Österreicher aber aufpassen, dass nicht noch ein überraschend vorgetragener Angriff des deutschen Gegners zum Ausgleich führt und vielleicht sogar in letzter Minute der entscheidende Treffer gegen das Team Haselsteiner gelingt. Wie in Erfahrung zu bringen ist, habe es der Unternehmer aus der Alpenrepublik nicht nur mit dem schwarze Zahlen schreibenden Mannheimer Bau-Konzern Bilfinger Berger AG zu tun (wir berichteten). Er müsse überdies damit rechnen, dass Team Deutschland, in dem bereits die Abwehr mit Leuten des Stuttgarter Bau-Unternehmens Züblin bestückt ist, plötzlich überraschend einen Weltklassestürmer aus der Mannschaft des Frankfurter Riesen Hochtief einwechselt.
Aus der Tiefe des Raumes kommend, so spotten Branchenkenner, könnte der gefährliche Hochtief-Mann hoch springen und den österreichischen Torwart alt aussehen lassen. In Anspielung an die Fußballschmach der Deutschen 1978 gegen Österreich im argentinisch Cordoba könnten jetzt die Deutschen ausrufen: " I werd narrisch."
Der Name Hochtief tauchte bisher nicht offiziell auf der Spielerliste des Insolvenz-Wettkampfes auf. Nach Recherchen unserer Zeitung, die sich auf mehrere Quellen, welche namentlich nicht genannt werden wollen, stützen, ist der international tätige und erfolgreiche Konzern Hochtief bereit, seinen deutschen Kollegen finanziell unter die Arme zu greifen. Dabei würde das Unternehmen die Pläne der sich hart gegen österreichische Übernahmegelüste stemmenden Züblin-Grätscher unterstützen. Die Stuttgarter wollen für klare Mehrheitsverhältnisse in der eigenen Firma sorgen. Bisher hält der baden-württembergische Hauptaktionär - die Familie Lenz - nur 43 Prozent an dem Unternehmen. Sie hatten sich bereits Ende vergangenen Jahres eine aufopferungsvolle und erfolgreiche Abwehrschlacht gegen den Walter-Konzern mit Unternehmensgründer Ignaz Walter im Hintergrund geliefert. Damit verhinderten die Stuttgarter unter tätiger Mithilfe ihrer Landesbank und mit Wohlwollen der Landesregierung, dass die Augsburger Züblin komplett übernehmen. Diese Verteidigungskünste sind nach Einschätzung von Experten mitverantwortlich für den beschleunigten Weg der Walter Bau-AG in den Abgrund. Nun hat der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider ein Paket geschnürt, in dem ein 4,9-Prozent-Anteil an Züblin steckt. Bekommt Bilfinger doch den Zuschlag für Walter, könnte die Firma als eine Art weißer Ritter in Diensten baden-württembergischer Interessen diesen Kauf an die Züblin-Beton-Abwehrmänner weiterreichen. Die Familie Lenz selbst, früher schon kräftig gegen Ignaz Walter kämpfend, ist allein nicht in der Lage, sich eine deutliche Mehrheit an Züblin zu erkaufen. Deshalb hat sie sich bereits die US-Beteiligungsgesellschaft D.B. Zwirn in den Kader geholt. Käme auch Hochtief als Geldgeber hinzu, wäre es möglich, den bei der Bayerischen Landesbank als Pfand hinterlegten Züblin-Anteil von rund 48 Prozent in Deutschland zu halten. Damit wäre Züblin der Grundbaustein einer Deutschen Bau AG, wie sie auch Haselsteiner zimmern will.
Der Österreicher reagierte gestern etwas verschnupft auf die Bilfinger-Taktik. Der von ihm angestrebte Zusammenschluss sei die zukunftsträchtigste Lösung. Die Gründung der Dywidag SF- und Ing.-Bau GmbH sichere die Weiterbeschäftigung von immerhin rund 800 Mitarbeitern. In Stuttgart heißt es: " Der Ball liegt bei der Landesbank in München. Hoffentlich schießt sie kein Eigentor."
So wird jetzt die Frage geklärt, ob die Konsolidierung der heimischen Bauwirtschaft unter deutscher (Züblin, Bilfinger, Hochtief) oder österreichischer Regie (Strabag) gelingt"
|