Haben Regierung und FED ein ernsthaftes Interesse an der Lösung der Immobilienkrise? Betrachtet man das pompöse Konjunktur-Programm, so werden Steuernachlässe von 600 USD pro Person bzw. Schecks über 300 USD gewährt, wohlgemerkt an alle Personen und nicht gezielt an Hypo-Schuldner. Mit 600 USD kann der Hypo- Schuldner nicht einmal eine monatliche Rate bezahlen. Das sind nur Wahlgeschenke, die zeigen, dass die Krise anscheinend gar nicht ernst genommen wird, weil man an- scheinend an die Selbstheilungskräfte des Marktes zu glauben scheint. Ben Bernanke fordert, dass die Hypothekenanbieter den Hausbesitzern einen Teil ihrer Kredite erlassen, soweit die Hausbesitzer diese Kredite nicht mehr bedienen kön- nen. Und zwar sollte man die Kredite so weit im Wert mindern, dass der Hausbesitzer die monatlichen Raten wieder tragen könne. Den Verlust solle dann der Hypo- thekenfinanzierer tragen. Dieser Vorschlag ist wirk- lich überraschend weltfremd, denn zum einen sind Ver- träge abgeschlossen worden, die einzuhalten sind, und zum anderen werden sich Anteilseigner der Hypotheken- finanzierer damit niemals anfreunden können.
Deshalb sehe ich diesen Vorschlag als Nebelkerze, um von den eigentlichen Absichten abzulenken: Eine schnelle Lösung der Hypothekenkrise ist gar nicht erwünscht. Die könnte die FED nämlilch sofort mit der Ablösung der Hypokredite durch niedrigverzinsliche Papiere her- beiführen. Zunächst einmal soll der Finanzierungsmarkt bereinigt werden, da hier Überkapazitäten herrschen. Die Großbanken sind von dieser Bereinigung aber ausge- nommen, wie Ben schon einmal verkündet hat.
Die Hypothekenfinanzierer haben ihr Geld für die Hypo- thekenkredite ganz oder zum Teil von Großbanken ausge- liehen, die inzwischen unter Liquiditätsmangel leiden und die ausgeliehenen Kredite gern wieder zurückhaben möchten. Wenn sich nun ergibt, dass die Hypo-Kredite der Hypo-Finanzierer tatsächlich im Wert verloren haben - möglicherweise ermittelt durch den (seltenen) Verkauf entsprechender Kredite - so sind die Großban- ken berechtigt Sicherheiten zu verlangen. Das haben die Großbanken auch im Fall Thornburg Mortgage getan und dieses grundsolide Unternehmen durch Sicherheits- forderungen in die Insolvenz getrieben. Ähnliches ist mit der Carlyle Capital geschehen. Weitere Hypotheken- finanzierer werden wohl folgen.
Der Vorschlag Bernankes wäre nun eine Steilvorlage für die Großbanken, denn wenn die Hypo-Finanzierer schon selbst die Kredite als teilweise uneinbringlich ansehen, dann ist das Verlangen nach Sicherheiten auf jeden Fall gerechtfertigt und die Wahrscheinlich- keit steigt über die Insolvenz des Hypo-Finanzierers schnell wieder an das weggegebene Kapital heranzukom- men.
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