Trennung von van der Vaart einzig gangbarer Weg
Wahrscheinlich würde sich ein gehöriger Teil der Anhängerschaft des Hamburger SV inzwischen mit der Sammelbüchse in der Hansestadt verteilen, um genau 232 Euro zusammenzubringen - für Rafael van der Vaart. Für diesen Betrag bekommt der wechselwillige niederländische Superstar einen einfachen Flug Richtung Valencia. Dass er genau dorthin nach all den unerfreulichen Vorkommnissen der vergangenen Woche verschwinden soll, meinen auch die T-Online User. Weit über 17.000 Menschen stimmten über die Zukunft van der Vaarts ab. 54 Prozent sprachen sich dafür aus, dem 24-Jährigen Halb-Spanier keine Steine in den Weg zu legen.
§ Sylvie bleibt aus Angst erstmals einem Heimspiel fern Vielleicht denken diese 54 Prozent auch an die Unversehrtheit des früheren Ajax-Talents. Denn ein Verbleib in Hamburg wird nicht nur immer unwahrscheinlicher, sondern birgt auch tatsächlich Gefahren für den privaten Frieden aller van der Vaarts. Rafaels Ehefrau Sylvie - seit der Ankunft an der Seite ihres fußballerisch so begabten Mannes in Hamburg mindestens ebenso im Rampenlicht stehend - traut sich nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung nicht mehr auf die Straße. Das Heim-Debüt der gerade angelaufenen Bundesligasaison gegen Leverkusen will das Model erstmals nicht live auf der Tribüne der HSH Nordbank Arena verfolgen.
Taktische Verletzung Nach Lage der Dinge würde Sylvie ihren Rafael auch gar nicht anfeuern können - denn der hat sich ja bekanntlich an Sohn Damian verhoben. Resultat: Eine Rückenverletzung, die van der Vaart unmittelbar vor dem Hinspiel in der entscheidenden UEFA-Pokal-Qualifikationsrunde bei Honved Budapest außer Gefecht setzte. Dass sich der dem HSV nunmehr ohne Rückgrat präsentierende WM-Teilnehmer die Blessur nahm, um in Valencia nicht bis Februar 2008 auf mögliche Einsätze in der Champions League verzichten zu müssen, liegt auf der Hand.
Vorbild Bouhlarouz Nicht anders verfuhr im Vorjahr sein Landsmann Khalid Bouhlarouz, als das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Bundesliga gegen Osasuna um die Qualifikation zur Champions League kämpfte. Der Innenverteidiger mit marokkanischen Wurzeln verschwand kurz drauf zum damaligen englischen Meister Chelsea London. Weil er sich im Ballack-Klub vergeblich um einen Platz in der Stammelf bewarb, wurde der 25-Jährige inzwischen an den FC Sevilla verliehen. So träfe er in der spanischen Primera División bald auch wieder auf van der Vaart.
Wie lange hält die Verweigerungshaltung des HSV? Vorläufig aber bleibt sein Noch-Arbeitgeber hart und sieht nicht ein, auf die 14-Millionen-Offerte aus Valencia einzugehen. Wie sehr das sportliche Wohl und Wehe des sechsmaligen deutschen Meisters vom Mitwirken van der Vaarts abhängt, bewies das müde torlose Remis in Ungarns Hauptstadt. In Budapest bemühte sich sogar Rafaels Vater Ramon, im Gespräch mit Hamburgs Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer die Freigabe für seinen Filius zu erwirken. Er blitzte ebenso ab wie Berater Sören Lerby, seit seinen Tagen beim FC Bayern München selbst ein Star der Bundesliga. Lerbys Partner Bayram Tutumlu wurde in einer Tageszeitung Valencias, "Las Provincias", mit den Worten zitiert: "Er betrachtet diesen Wechsel als die Chance seines Lebens. Und die kann ihm der HSV nicht nehmen."
An Klose denken Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die Hamburger einlenken müssen. Aus mehrerlei Gründen: Van der Vaart hat sich charakterlich in den vergangenen Tagen disqualifiziert, empfände urplötzlich "Schmerzen", müsse er seinen Vertrag bis 2010 in Hamburg erfüllen. Der einstige Sympathieträger ist in seinem offensichtlichen Widerwillen, das Trikot mit der Raute noch länger zu tragen, weder Mitspielern noch Fans länger als Vorbild zu präsentieren. Dem Instinktfußballer droht ein Spießrutenlaufen, von bereits erwähnten Übergriffen, die seitens durchgeknallter Anhänger drohen, ganz abgesehen. Der Fall Miroslav Klose bewies erst kürzlich, dass es in einer derart verfahrenen Situation nichts Vernünftigeres für alle Beteiligten gibt, als den Spieler keinen Fuß mehr auf die bereits verbrannte Erde setzen zu lassen.
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