... also ich denke diese diskussion besteht seit der aufklärung. kant meinte dies sei die beste aller welten, voltaire schrieb daraufhin in seinem candide eine zynische abrechnung. recht hatte natürlich keiner der beiden, denn die welt war nie so gut, als dass man sie nicht noch verbessern könnte ... zum anderen haben sarkastische pessimisten vom schlag voltaires wenig zu ihrer verbesserung beigetragen - im gegenteil: in der regel räumen die resultierenden revolutionen und der radikalismus nicht nur die missstände, sondern auch das wenige gute, bewahrenswerte beiseite. die globalisierung ist also schlecht? dann spiele ich mal den voltaire: es waren also die zeiten vor zehn jahren viel besser, als der durchschnittschinese 1/3 des heutigen gehalts bekam. es war besser, als wir noch kein globales dorf waren und der handel nur in den händen weniger multis lag (das ist in der tat heute anders - nicht nur in chile, thailand, malaysia, russland, türkei, etc sind millionen kum (kleine und mittelständler) entstanden, die über die landesgrenzen hinaus tätig sind. es war also besser, als die dürren informationsstrukturen bestanden und man im magreb und im iran keine handys und kein internet hatte und man nie das ausland mit informationen über missstände betwittern konnte? es war besser, als keine sau mitbekam mit welcher dreckschemie und unter welchen fürchterlichen bedingungen in schwellenländern gearbeitet wurde und daher auch niemande an initiativen a la fairtrade und tropenholzzertifizierung dachte? es war besser, als wir auf einer insel der seligen wohnten, unser schnitzel frassen und der rest der welt sich von maniok ernährte und uns wenig interessierte? gut - wir fuhren mit kärren, die 18 liter/100km brauchten und ohne kat liefen ... war auch gar kein problem, solange polen, inder und thai allenfalls 'nen zweitaktroller fuhren.
es ist ja nicht nur so, dass mich dieses regressive gewinsel von gutversorgten schon per se ankotzt ... ne. an der betrachtung in #1 stimmt kein einziger satz, wenn man ihn auf den prüfstand stellt - der kapitalismus, der kapitalismus, der böse zum zigtausendsten mal - ja welche systemkritik gab es denn jemals in nichtkapitalistischen systemen? kapiert man denn in eurer traumwelt nicht, dass es gerade der sog. kapitalismus ist, der eben nicht stur seinen weg geht, sondern sich ständig in frage stellt, ständig optimiert, ständig vom bürger kontrolliert wird, ständig auf dem prüfstand steht, ständig über den tellerrrand hinaus sieht, das was an anderen systemen gut ist integriert und ökologie, sozialleistungen, bessere lebensdingungen erst schafft ... in welchem anderen traumland wurden denn qua kritik verhältnisse geändert? wo war die ökobewegung in der ddr? wer erkämpft denn in einer statischen diktatur höhere löhne? pah!
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