Man muss unterscheiden zwischen Zukauf und Rückkauf.
(1) - Bei einem Aktienrückkauf kauft eine Firma Aktien am freien Markt zurück und "vernichtet" sie danach. Dadurch sind weniger Aktien im Umlauf, und der Gewinn pro Aktie steigt entsprechend. Rückkäufe helfen daher ALLEN Aktionäre (von Schaeffler IHO bis zum Kleinaktionär).
(2) - Bei einem Zukauf erwirbt die IHO Holding (und nicht die Schaeffler AG selbst) Aktien am freien Markt, z. B. auch Vitescos, die ihr bei 94 Euro im Dez. nicht angedient wurden. Sie würde diese Aktien dann aber nicht (oder nur zum Teil) vernichten, sondern "sammeln" - ggfs. in Investmentvehikeln parken - und für sich selber verwerten, z. B. für Dividenden. Das käme einer schrittweisen Reprivatisierung der Firma nahe, weil die Holding ihren Geschäftanteil damit überproportional erhöht hat.
Die jetzige Gemengelage ist offenbar eine Kombination aus (1) und (2). Es gibt neuerdings rund 945 Mio. Stamm-Aktien - also weniger als die 1122 Mio. Stamm-Aktien, die rechnerisch bei der Fusion zusammengekommen wären - siehe #9515.
D.h. Die IHO hat offenbar 177 Mio. Aktien zurückgekauft und "vernichtet", um den Gewinn pro Aktie zu erhöhen (evtl. als Ausgleich für die niedrigere Vitesco-Marge). Dies entspricht dem Vorgehen in Variante (1).
Gleichzeitig hat die IHO aber auch ihren Anteil am Gesamtkuchen erhöht:
Der Free Float ist zwar auf 198 Mio. Aktien (um 32 Mio. bzw. um 19%) gestiegen. Die Altaktionäre behielten jedoch ihre 166 Mio. Alt-Aktien, die nun zu Stämmen geworden sind. Zuvor besaßen sie 25% der Altfirma. Nun sind es nur noch 18% der allerdings vom Umsatz her um ca. 50% größeren Fusions-Firma, und die Transaktion war für die Vorzugsaktionäre kostenlos, da keine Kapitalerhöhung vorgenommen wurde.
Die 32 Mio., die zum Free Float hinzugekommen sind, hat die IHO offenbar bei Investoren oder in IHO-eigenen Investmentvehikeln untergebracht.
Der IHO-Anteil ist von zuvor 500 Mio. Schaeffler-Aktien auf 747 Mio. (d.h. um 274 Mio. bzw. um 49,5%) gestiegen. Evtl. kommen auch noch die obigen 32 Mio. Aktien hinzu, falls sie bei IHO-eigenen "Vehikeln" untergebracht sind.
Unterm Strich hat die IHO also wesentlich mehr vom Fusions-Kuchen abbekommen.
Negativ für die Altaktionäre ist im Prinzip die Gewinnverwässerung infolge der schwächeren Vitesco-Marge. Dies könnte jedoch durch den vermuteten Teilrückkauf (177 Mio. Aktien) gemäß Variante (1) kompensiert worden sein.
Die Altaktionäre besitzen nun 18% der Anteile an einer größeren und vom Einfluss her "schwergewichtigeren" Firma, ohne dass sie dafür mit einer KE zur Kasse gebeten wurden. D.h. sie bekommen u. a. die Vorteile eines Aufstiegs in den MDAX und in die Euro-Stoxx-Variante "gratis". Hinzu kömmt die erhöhte Verhandlungs-Power des größeren Gesamtunternehmens bei Preisverhandlungen mit Autoherstellern, was die Marge hebt.
Insgesamt mMn eine faire Lösung.
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