so schnell wird hier keine Bieterschlacht beginnen, denn die Franzosen "wollen und müssen ja erst mal keinen Teil haben lassen". Siehe unten.
In vier Jahren kann viel passieren
Alstom Für Paris bleibt der Konzern vorerst «weiter im Dorf»
Stefan Brändle, Paris
Auf den ersten Blick hat sich EU-Kommissar Mario Monti gegen die nicht minder störrischen Franzosen durchgesetzt: Spätestens in vier Jahren muss Alstom mit ausländischen Unternehmen Partnerschaften eingehen. Ein zweiter Blick, zum Beispiel in die Pariser Presse, macht allerdings stutzig. «Danke Sarko!», titelte das Wochenmagazin «le point», in Sachen Patriotismus sonst eher zurückhaltend, schon am Wochenende an die Adresse des französischen Wirtschafts- und Finanzministers Nicolas Sarkozy.
Noch bevor die Einigung publik war, wussten die Insider in Paris schon, dass der rasende Regierungsvize in Brüssel ganze Arbeit geleistet hatte: Alstom bleibt in Frankreich, das heisst die Kirche im Dorf. Zumindest für vier Jahre. Bei den heutigen Wirtschaftsprozessen - und der fragilen Situation Alstoms - ist das eine halbe Ewigkeit. Vor allem für Franzosen. Man erinnere sich: Vor einem Jahr - nur einem Jahr! - zog der damalige französische Wirtschaftsminister Francis Mer den Kopf in Brüssel nur dadurch aus der Schlinge, indem er hoch und heilig versprach, Frankreich werde den EU-Stabilitätspakt wenigstens ein Jahr später einhalten. Sarkozy ist vielleicht ein Tausendsassa, aber kein Zauberer. Allen Ökonomen in Paris ist längst klar, dass sein Budgetdefizit 2005 erneut über drei Prozent Defizit liegen wird. In vier Jahren kann mit Alstom sehr viel passieren. So viel, dass man sich eventuell bald nicht mehr an die gestrige «Einigung» mit Brüssel erinnern wird. Sarkozy wird dann auf jeden Fall nicht mehr Wirtschaftsminister sein. Derzeit aber hat er für Frankreich das Wesentliche erreicht: Paris darf Alstom eine weitere Milliardenspritze entrichten und den TGV-Hersteller vorerst im eigenen Land und an einem Stück bewahren.
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