Hier findet kein Wirtschaftskrieg statt. Das ist auch keine Intrige der Amerikaner, um ihre Wirtschaft in Vorteil zu bringen. Man muss es einfach aus dem Blickwinkel der Amerikaner betrachten. Die ursprünglich harten kalifornischen Abgasregelungen stammen noch aus den 70er Jahren, um den Smog und die damit verbundene Gesundheitsgefährdung aus den Städten zu verbannen. Auf diesen Druck hin wurden zuerst in USA die Katalysatoren entwickelt und eingeführt. Die deutsche Autoindustrie hat sich damals angepasst und auch für den MArkt dort Katalysatoren geliefert, die die Normen erfüllten. In Europa hat man ähnliche Bewegungen hintertrieben und verhindert, bis es nicht mehr ging und der Katalysator auch bei uns Einzug hielt. Heute kräht kein Hahn mehr nach den propagierten NAchteilen (Leistung, Verbrauch). Alles Märchen.
Über die Zeit sind zu dem ursprünglich ins Visier genommenen Kohlenmonoxid die Stickoxide dazugekommen und die Grenzwerte wurden mit der fortschreitenden Technologieentwicklung gesenkt. Beim Benziner gab es da nie große Probleme (Partikel beim Direkteinspr. werden noch ein Problem werden, sind aber noch nicht geregelt). Man konnte Schritt halten, egal ob man aus USA oder Europa kam. Aus gesundheitspolitischer Sicht ist es nur folgerichtig, bei den Grenzwerten keinen Unterschied zwischen Diesel und Benzin zu machen. Deshalb gelten in USA die Werte unabhängig vom Verbrennungsprinzip. Also alles logisch und o.k.
Die Europäer sind da etwas verlogener. Da steht nicht die direkte Gesundheit der Menschen im Vordergrund sondern die Umwelt (CO2 gaaanz wichtig, Spötter nennen es auch Lachgas). Damit wird der Hersteller insbesondere beim Diesel, der überwiegend mit Luftüberschuss betrieben werden muss, zur Quadratur des Kreises gezwungen. Das hat die Autolobby der europäischen Kommisssion auch klar gemacht, weshalb diese dann die Grenzwerte für den Diesel hochgesetzt und die Testprozedur realitätsfern definiert hat. Damit hatte man dann einen Motor, der viel Leistung hatte, gleichzeitig sparsam war, die Umwelt (CO2, lach) schützt und die Stickoxidemissionen offiziell beglaubigt wirksam reduziert. Alles o.k. könnte man glauben.
In Wirklichkeit war der Diesel in den letzten Jahrzehnten zum Verkaufsrenner in Europa geworden und die Cashcow musste, weil die Quadratur des Kreises nicht gelang, auf die für den Verbraucher wichtigen Parameter (Verbrauch, Leistung, CO2) getrimmt werden. Die Stickoxide waren schon immer problematisch und werden es immer bleiben, wenn man an Leistung und Verbrauch nichts ändert. Nur merkt der Verbraucher ja nicht direkt, ob hinten viel oder wenig NOx rauskommt, und damit ist es ihm mehr oder weniger im Vergleich zu Verbrauch und Leistung auch egal. Also ging es nur darum, wie man günstig an das offizielle Gütesiegel kommt. Und das ging nur mit Mauschelei.
Die folgerichtige Konsequenz aus der Umweltgesetzgebung wäre nämlich gewesen, den Diesel einzumotten oder so aufzurüsten, dass wieder eine teure und lahme Krücke aus ihm wird, so wie es die amerikanischen Hersteller machten. Das wollte man aber in Europa nicht, weil zuviel Geld daran hing, und weil man sich in den USA einen Marktvorteil versprach, weshalb dann dieses Gemauschel herauskam. VW hat den Fehler gemacht, die US-Behörden als noch mauschelfreudiger einzuschätzen als die europäischen. Mit diesem Fehlurteil haben die Amerikaner zurecht aufgeräumt.
Das heißt, nicht die amerikanischen Behörden stehen hier am Pranger, sondern die europäische Autoindustrie. Sie wird die Konsequenzen wohl auch tragen müssen.
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