Ich habe keine SAP-Aktien im Depot, bin insoweit unparteiisch und unemphatisch. Das Zahlendebakel habe ich mit Fassungslosigkeit verfolgt und mein Urteil bestätigt gesehen, daß die hiesige Börsenwelt eine -in welchem Sinne auch immer- "ungerechte" Zweiklassen-Gesellschaft ist.
Die Walldorfer erfrechen sich, in Zeiten zweistelligen Gewinnwachstums der Dax- Unternehmen (in 2006 hat das durchschnittliche Gewinnwachstum rund 25 % betragen) mit vergleichsweise lächerlichen 11 Prozent aufzuwarten - was weniger als die Hälfte der Anderen ist.
Aber noch schlimmer: dieses "Wachstum" kam auch nur durch die steuerlichen Sondereffekte (und damit nur EIN mal!) zustande. Taxiert man diesen Effekt auf nur 20 Prozent, liegt das "wahre" Wachstum bei lediglich 8,8%.
Aber es kommt noch schlimmer: während die publizierten 11 Prozent die Jahresrate sind, hat -was vielleicht weniger Beachtung fand, aber wesentlich wichtiger ist- das Wachstum im 4. Quartal nur noch 7 Prozent betragen. Ohne Sondereffekt sind es wohl nur etwas über 5 (!) Prozent. Von dieser Zahl muß zunächst trendsetzend ausgegangen werden. So sehen die Zahlen eines Siechenden aus, nicht aber eines gefeierten Stars.
Was bedeutet das alles für die Bewertung der Aktie? Für 2006 sind um die 1,50 ? EPS zu erwarten. Das ergibt ein KGV von rund 26,-?. Setzt sich der im 4. Quartal 2006 eingeschlagene Trend in 2007 fort, so könnte sich das EPS unter ungünstigen Bedingungen (weiter nachlassendes Wirtschafts- wachstum in den USA) halbieren. Die SAP seither eingeräumte Wachstumsprämie dürfte damit der Vergangenheit angehören. Sie wird das Schicksal anderer Dax- Unternehmen teilen müssen, denen -selbst bei guter Ertragslage- KGVs von allenfalls 12 bis 14 zugestanden werden. Würde SAP dieses Schicksal ereilen, wären Kurse sogar weit unter 20,-EURO zu erwarten.
Fazit: Die Börse hat sich geirrt, aber sie wird sich korrigieren. Für SAP wird es deshalb ernst; die Zeiten von KGVs zwischen 20 und 30 sind passé. Die Zahlen des 1. Quartals 2007 werden zeigen, wohin die Reise geht. Ich fürchte, weiter abwärts.
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