Wieder im Irak: Entsetzen über Susanne Osthoff Gefährdet sie das Leben der beiden Geiseln? Was geht nur in dieser Frau vor? Susanne Osthoff ist zurück im Irak! Erst am 18. Dezember war sie von ihren Entführern freigelassen worden, bestritt seitdem mehrfach, sie wolle zurück. In der ARD-Sendung ?Beckmann? hatte sie gesagt, ihr sei klar ?daß ich in dem Land keinen Sandsack mehr von A nach B bewegen werde und will?.
Im ZDF-Interview sagte sie auf die Frage, ob es stimmt, daß sie zurück will: ?Es ist eine komplette Lüge.? Jetzt ist sie also doch dort!
Osthoff bezeichnet ihre Reise in die Stadt Erbil im Norden des Landes als Privatangelegenheit: ?Ich bin hier, um Dinge zu erledigen, die noch zu erledigen sind?, sagte sie der ?Neuen Zürcher Zeitung?.
CSU-Außenexperte Karl-Theodor zu Guttenberg: ?Unfaßbar! Frau Osthoff sollte sich mal überlegen, wie sich die fühlen, die über Wochen versucht haben, sie freizubekommen. Ähnliches gilt für die Familien der beiden deutschen Geiseln.?
Hartmut Koschyk, parlamentarischer Geschäftsführer der CSU: ?Man fragt sich, was im Kopf dieser Frau vorgeht. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich für sie eingesetzt haben!?
Am 25. November war Osthoff verschleppt worden. Drei Wochen lang kämpfte der Krisenstab im Auswärtigen Amt Tag und Nacht für ihre Freilassung.
Experten fürchten, daß ihre Rückkehr das Leben der beiden Leipziger Geiseln jetzt zusätzlich gefährdet.
Ingeborg Bräunlich, Mutter des entführten René Bräunlich, betet mit einer Kerze in der Hand vor der Leipziger Nikolai-Kirche für die Freilassung ihres Sohnes CSU-Innenpolitiker Norbert Geis: ?Durch Osthoffs Erscheinen im Irak könnte der Kampf des Krisenstabes um das Leben der Geiseln torpediert werden.?
Terrorismus-Experte Rolf Tophoven warnt: ?Es ist gerade in der jetzigen Situation, wo es Spitz auf Knopf steht, geradezu eine Provokation und Aufforderung, weitere Deutsche zu kidnappen.?
Möglicherweise wieder Susanne Osthoff?
Nach Einschätzung in Sicherheitskreisen hat sich im Irak herumgesprochen, daß für ihre Freilassung bis zu fünf Millionen Dollar Lösegeld geflossen sein sollen. Und in einem neuen Entführungsfall wäre die Bundesregierung nach dem Konsulargesetz verpflichtet, sich wieder für ihre Freilassung einzusetzen. Führende Politiker sind entsetzt! FDP-Vize Rainer Brüderle: ?Wer sich immer wieder vorsätzlich in Gefahr begibt, kann keine Hilfe mehr erwarten. Bei einer erneuten Geiselnahme müßte Frau Osthoff für die Aufwendungen selbst aufkommen.? CSU-Generalsekretär Markus Söder: ?Wer die Solidarität unserer Gemeinschaft derart überstrapaziert, darf nicht mehr mit der gleichen Unterstützung rechnen.?
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wollte Osthoffs Rückkehr nicht kommentieren: ?Ich hoffe nur, daß sie den Irak baldmöglichst wieder verläßt.?
Aber vielleicht muß die Deutsche gar keine Entführung fürchten. Terrorismus-Experte Tophoven hat einen Verdacht: ?Ihr Verhalten scheint viele Spekulationen und Gerüchte zu bestätigen, daß es sich bei ihr um eine getürkte Entführung gehandelt haben könnte.?
In Leipzig wird man kaum Verständnis für Osthoffs Irak-Reise haben. Dort beteten Donnerstag abend 1500 Leipziger an der Nikolaikirche für René Bräunlich und Thomas Nitzschke. Und der frühere irakische Fußball-Nationaltrainer Bernd Stange will sich in einem TV-Aufruf an das irakische Volk wenden und um die Freilassung der beiden bitten.
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