Osthoff will in den Irak zurückkehren
Trotz ihrer Entführung im Irak denkt Susanne Osthoff über eine Rückkehr in das Land nach. Damit stellt sich die Archäologin offen gegen die Bundesregierung. Die hatte Osthoff nach dem Kidnapping-Drama eindringlich vor einem neuerlichen Irak-Aufenthalt gewarnt.
Kairo/Berlin/Osnabrück - Sie wolle ihre Arbeit als Archäologin fortsetzten, sagte Osthoff in einem heute ausgestrahlten Interview mit dem arabischen Nachrichtensender al-Dschasira. Einen Zeitpunkt für die Rückkehr nannte sie nicht. Osthoff war Ende November entführt worden und am Sonntag vor einer Woche freigekommen. Derzeit hält sie sich vermutlich in einem anderen arabischen Land auf.
AP Susanne Osthoff: Arbeit als Archäologin fortsetzten Osthoff berichtete, sie sei von ihren Entführern gut behandelt worden, insbesondere nachdem sie mit ihnen darüber diskutiert habe, dass sich Deutschland nicht am Krieg im Irak beteiligt hat. "Als ich Arabisch mit ihnen gesprochen habe, erkannten sie, dass ich nicht ihr Feind war und sie mich der Botschaft übergeben müssen." Die Kidnapper hätten dennoch Nutzen aus ihrer Entführung ziehen wollen. Sie hätten ihr gesagt, sie wollten kein Lösegeld, aber humanitäre Hilfe von Deutschland. Damit wollten sie Schulen und Krankenhäuser im sogenannten sunnitischen Dreieck nord-westlich von Bagdad bauen.
Die Bundesregierung allerdings will keine Projekte im Irak mehr unterstützen, an denen die deutsche Archäologin beteiligt ist. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte am Wochenende einen Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ), wonach Osthoff nach dem Ende ihrer Entführung "unmissverständlich" aufgefordert wurde, nicht mehr in den Irak zurückzukehren.
Laut "NOZ" ist offensichtlich auch Osthoffs Projekt vom Tisch, im nordirakischen Erbil ein deutsches Kulturzentrum aufzubauen. Noch im Oktober habe die deutsche Botschaft in einem Brief an die kurdische Regionalregierung Unterstützung für die Idee signalisiert.
Die 43-Jährige habe trotz mehrfacher Warnungen im Oktober und im November auch ihre Arbeit zur Sanierung einer Karawanserei in Mossul wieder aufgenommen. Das Projekt war Ende Mai auf Eis gelegt worden, nachdem es angeblich Entführungspläne der Terrorgruppe al-Qaida gab. Die Deutsche war von der Antikenverwaltung in Bagdad als Leiterin des Projekts eingesetzt worden, das vom Auswärtigen Amt mit rund 43.000 Euro gefördert wurde. Auch diese Maßnahme solle nicht mehr fortgeführt werden.
Bruder unterstützt Rückkehrpläne
Osthoffs Familie hatte mit ihrer Rückkehr in das Land gerechnet. Ihr Bruder Robert Osthoff vermutete, dass seine Schwester bald wieder in den Irak zurückkehren könnte. Wenn seine Schwester zurück in den Irak gehe, könne er "das nur begrüßen", sagte er der Berliner "B.Z.". "Es muss doch noch Menschen geben, die den Leuten dort unten helfen. Der Irak muss wieder aufgebaut werden."
Auch an Weihachten hat Susanne Osthoff keinen Kontakt zu ihrer Mutter und ihren Geschwistern in Bayern aufgenommen. "Bisher haben wir nichts von ihr gehört", sagte ihre Mutter Ingrid Hala heute. "Die Umstände sind eben so - ich muss mich damit abfinden." Sie äußerte aber auch Verständnis für ihre Tochter, die eine schwierige Zeit hinter sich habe.
Auch in den vergangenen Jahren habe sich die im Irak tätige Archäologin zu Weihnachten meist nicht gemeldet. "Es ist auch nicht so wichtig, wenn ich weiß: Es geht jemanden gut", sagte Hala. "Im Ausland spielt Weihnachten ja nicht so eine große Rolle."
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