Markt für Biogasanlagen in Europa bis 2020 Studie: Im europäischen Ausland sind die höchsten Wachstumsraten zu erwarten Bremen (21. Januar 2008). In Deutschland ist der Markt für Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von circa 1.100 Megawatt Leistung (MWel) weit entwickelt und wird im Jahre 2020 voraussichtlich rund 4.200 MWel erreichen. Damit spielen Biogasanlagen im zukünftigen Gesamterzeugungsmix des Energiesektors eine wichtige Rolle. Doch der nationale Markt ist für die deutsche Biogasbranche längst nicht mehr ausreichend, denn im europäischen Ausland sind langfristig weitaus höhere Wachstumsraten zu erwarten. Neben Deutschland werden sich die Länder Frankreich, Italien und Spanien am weitesten entwickeln. In Bezug auf die gesamte installierte Leistung bei Biogasanlagen wird das Wachstum in diesen Ländern bis zum Jahre 2020 zwischen 30 und 60 Prozent betragen. Die Entwicklung ist jedoch stark abhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen, zum Beispiel der Einspeisevergütung oder den Stoffströmen und Potenzialen von Biomasse. Dies geht aus einer aktuellen Studie �Der Markt für Biogasanlagen in Europa bis 2020: Rahmenbedingungen, Flächen und Mengen, Status quo und Marktprognose, Strategien“ hervor, die das Marktforschungsunternehmen trend:research im Dezember 2007 veröffentlicht hat. In einer szenariobasierten Prognose werden in der Studie die Entwicklungen im europäischen Biogasmarkt für zehn ausgewählte Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Rumänien, Russland, Spanien, Türkei, Ukraine, Vereinigtes Königreich) mit dem größten (Anbau-)Potenzial an Biomasse bis in das Jahr 2020 dargestellt. Die Prognose umfasst neben dem Aufkommen und der Nutzung von Biomasse auch die Entwicklung der installierten Leistung, der Stromerzeugung und verschiedener Marktvolumina innerhalb der einzelnen Länder. Grundlage der Analysen bilden die Befragung von rund 100 Marktexperten aus dem In- und Ausland und Recherchen. Die Potenzialstudie hilft Biogasanlagenherstellern, Energieversorgungsunternehmen und anderen Marktteilnehmern, wie Contractoren, Anlagenbetreibern oder Entsorgungsunternehmen, die zukünftigen internationalen Potenziale im Biogasmarkt einzuschätzen und die eigenen Expansionsstrategien und Ressourcenplanungen auf die Entwicklungen abzustimmen. Neben der gesamten Übersicht über die zehn ausgewählten Länder bietet trend:research auch Profile einzelner frei wählbarer Länder an. Diese Einzelprofile enthalten Informationen über Rahmenbedingungen, Stoffströme und Potenziale und eine Marktprognose bis 2020. Laut trend:research ist aufgrund der weltweiten Klimadiskussion in den einzelnen europäischen Ländern ein vermehrtes Bewusstsein für Umweltschutz und Ressourcenschonung entstanden. In Folge dessen werden teilweise Investitionen in Biogasanlagen erleichtert und auch kommunale Einrichtungen, wie zum Beispiel öffentliche Entsorger, investieren in Vergärungs- und Biogasanlagen. Deutschland spielt demnach mit rund 1.100 MWel installierter Leistung in 2006 eine Vorreiterrolle in Europa. Doch die meisten anderen Länder stehen laut Studie erst am Anfang der Entwicklung. In der Studie wurden die zehn europäischen Länder mit dem größten Potenzial an (Anbau-)Biomasse betrachtet. Gegenüber Deutschland ist die aktuelle installierte Leistung in diesen Ländern aber sehr gering. So lag diese zum Ende des Jahres 2006 in Spanien bei 60 MWel, in Frankreich bei 58 MWel oder in Italien bei 50 MWel; Russland kann sogar nur 2 MWel, die Türkei und Rumänien können lediglich1 MWel aufweisen. Das Referenzszenario zeigt, dass sich die Gesamtentwicklung der installierten Leistung bei Biogasanlagen in den zehn betrachteten Ländern bis 2020 von rund 1200 MWel auf rund 8.600 MWel steigern wird (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Gesamtentwicklung der installierten Leistung bei Biogas bis 2020 / innerhalb der Studie nach Ländern differenziert (Quelle: trend:research) Den Gutachtern zufolge wird sich die installierte Leistung Deutschlands ebenfalls weiter vergrößern, nämlich von rund 1.100 MWel in 2006 auf rund 4.200 MWel im Jahr 2020. Neben Deutschland werden sich die Länder Frankreich, Italien und Spanien am weitesten entwickeln. In Bezug auf die gesamte installierte Leistung bei Biogasanlagen im Untersuchungszeitraum beträgt der Studie zufolge das Wachstum in diesen Ländern zwischen 30 und 60 Prozent. Im Bezug auf die zukünftige Entwicklung haben die Faktoren �Potenzial von landwirtschaftlichen Flächen und Reststoffen“ ebenso wie die �Förderbedingungen“ einen hohen bis sehr hohen Einfluss auf Investitionen und Betrieb neuer Biogasanlagen. Diese Einschätzung wird von den befragten Experten aus dem In- und Ausland geteilt. (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Bedeutung von Faktoren bei dem Markteinstieg in ein neues Land (Quelle: trend:research) Die entscheidende Rolle bei Energiepflanzen spielen dabei Ackerfläche, Hektarerträge sowie Anbau anderer Pflanzen oder konkurrierender Nutzungsalternativen. Der Bereich der Reststoffe und damit das Aufkommen und die Verfügbarkeit wird durch Faktoren beeinflusst wie zum Beispiel Getrenntsammlung kommunaler Bioabfälle, Viehhaltung in Großbetrieben und in Ställen sowie alternative Nutzungsmöglichkeiten, wie beispielsweise der Verfütterung. Die Förderbedingungen sind in den jeweiligen Ländern durch unterschiedliche Mechanismen geprägt. Aus den bisherigen Erfahrungen heraus, so die Studie, ist die praktikabelste Förderungsmaßnahme die Einspeisevergütung, da beim Anlagenbetrieb ein kontinuierlicher Erlösinput gewährleistet wird und damit die Investitionen langfristig gesichert sind. In den vergangenen Jahren und Monaten wurden in den einzelnen Ländern verschiedene Systeme der Einspeisevergütung etabliert; dieser Prozess dauert immer noch an. Der Studie zufolge werden zum Beispiel die Vergütungsregeln in Italien voraussichtlich 2008 angepasst, in Rumänien werde die generelle Einführung der Vergütung geplant. Die Vergütung wird über zwei grundsätzliche Verfahren, einerseits die festen Einspeisevergütungen (wie in Deutschland), andererseits über das Quotensystem mit grünen Zertifikaten geregelt. Neben dem freien Stromverkauf werden Erzeugern von Strom aus erneuerbaren Energien dabei grüne Zertifikate zugeteilt. Die Energieversorger werden ihrerseits verpflichtet, einen Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Dieser Anteil kann selbst erzeugt oder durch den Zukauf an grünen Zertifikaten erfüllt werden. Auch die Förderhöhe ist entscheidend für die zukünftige Entwicklung des Biogasmarktes. Unter diesem Aspekt teilen Anlagenhersteller die Länder in Energiepflanzen- und Abfallländer ein. In den Energiepflanzenländern ist die Förderhöhe durch die Stromeinspeisung hoch genug, um auch Energiepflanzen, die eingekauft werden müssen, einsetzen zu können. Dieses Niveau ist je nach Maissilagepreis variabel, liegt jedoch bei den aktuellen Preisen bei mindestens 15 Cent/kWh. In Ländern mit einer geringeren Vergütung ist der Energiepflanzeneinsatz wirtschaftlich nicht sinnvoll – hier werden hauptsächlich Reststoffe aus Landwirtschaft, Industrie oder den Kommunen eingesetzt. Die Länder mit dem höchsten Entwicklungspotenzial in Bezug auf die Entwicklung der installierten Leistung bei Biogasanlagen, Deutschland, Italien und Spanien, werden zu den Energiepflanzenländern gezählt. Diese Aussagen werden von den befragten Experten bestätigt. Mehrheitlich werden die Kosten für die Inputbiomasse mit einer hohen bis sehr hohen Bedeutung für den Markteinstieg in ein neues Land gesehen (rund 95 Prozent). Wie die Studie ausführt, ist beim Aufbau von Biogasanlagen im europäischen Ausland aufgrund der langjährigen Erfahrung der vergangenen Jahre deutsches Know-how sehr gefragt. Viele deutsche Anlagenhersteller würden sich daher ins Ausland orientieren oder seien dort bereits aktiv, so die Studie. Wie in der Studie ausgeführt wird, sind bei einer Internationalisierung verschiedene Vertriebsstrategien möglich. Die wichtigsten Strategien sind dabei die Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern oder Lizenznehmern und der Aufbau eigener Standorte. Bei der der Nutzung von Vertriebspartnern wird eine Kooperation zwischen Anlagenherstellern und Vertriebspartner geschlossen. Die Kooperation beruht in der Regel auf einer wirtschaftlichen Anteilhabe oder Provisionen des Vertriebspartners, die vertraglich geregelt werden. Mögliche Vertriebspartner sind beispielsweise Berater, Ingenieurbüros, Agrarhändler oder landwirtschaftliche Vereinigungen. Durch die Nutzung vorhandener Vertriebsstrukturen der Partner können der aufwändige Aufbau einer eigenen Vertriebsstruktur vermieden und Kosten gespart werden. Bei der Vergabe von unternehmenseigenen Lizenzen zum Bau von Biogasanlagen wird der gesamte ausführende Teil an ein externes Unternehmen, den Lizenznehmer, abgetreten. Der deutsche Anlagenhersteller gibt durch die Vergabe von Lizenzen seine Aktivitäten im Ausland ab. Er muss also weder einen Vertrieb noch ein Projektmanagement im Ausland unterhalten. Wie auf der Karte in Abbildung 3 zu erkennen, wird diese Vertriebsform bereits von vielen Unternehmen angewendet.
Abbildung 3: Standorte ausgewählter Biogasanlagenhersteller inklusive Standorte von Lizenznehmern (Quelle: trend:research) Die dritte Option ist der Aufbau von Niederlassungen, in denen sämtliche Leistungen entweder durch eigenes Personal oder vor Ort angelernte Arbeiter durchgeführt werden. Die meisten größeren Unternehmen, wie zum Beispiel die Schmack Biogas AG, die Envitec AG oder die Biogas Nord AG besitzen bereits eigene Niederlassungen im außereuropäischen Ausland. Andere Unternehmen, beispielsweise MT-Energie GmbH, besitzen sowohl Niederlassungen als auch Vertriebspartner in Europa. Die Nutzung von Vertriebspartnerschaften oder die Zusammenarbeit mit Lizenznehmern, welche für das Unternehmen tätig sind, werden zumeist von kleineren Unternehmen genutzt. Nur in seltenen Fällen verfügen diese über eigene Niederlassungen. Insgesamt, so die Studie, gehen die Anlagenhersteller �sehr aktiv und initiativ in andere außereuropäische Länder“ und nutzen verschiedenen Strategien zum Marktaufbau. Dabei würden vermehrt Länder mit einer hohen Einspeisevergütung angesteuert, denn dort würden die Chancen für einen schnellen Marktaufbau am positivsten eingeschätzt. Infolgedessen wird sich in diesen Ländern auch ein höherer Wettbewerb entwickeln, der zu Preisanpassungen führt, so die Studie. Durch diesen Effekt werden auch in Ländern mit derzeit hohen Investitionskosten für Biogasanlagen die Preise langfristig sinken. Die 919 Seiten umfassende Studie kann für den Preis von 6.900 Euro bei trend:research bezogen werden. Kontakt: trend:research GmbH, Institut für Trend- und Marktforschung, Parkstraße 123, D-28209 Bremen, Tel. 0421.43 73 0-0, Fax: -43 73 0-11, eMail: info@trendresearch.de, Internet: www.trendresearch.de.
(� RHOMBOS, Abfallwirtschaftlicher Informationsdienst, ISSN: 1613-6489) Quelle (1/2008)
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