Was die EV Taktik betrifft, ist das aus meiner Sicht aktuell einer der stärksten und besten Punkte von Aston Martin. Wenn ich das richtig verstehe, profitiert AML noch als unabhängiger Nischenanbieter noch in vielen Ländern von Ausnahmeregeln bezüglich der Flottenemissionen.
Wenn man auf der anderen Seite schaut, wie Porsche gerade von den Zwängen gebeutelt wird, kann man nur sagen: Aston Martin hat bisher alles richtig gemacht! Der Taycan ist zur Zeit die neue Referenz für den höchsten Wertverlust bei Autos. Die Verbrenner-Sportwagen Preise sind andererseits vor dem Hintergrund der Entwicklung in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Boxster/Cayman werden nur noch exklusive Reste der teuersten Modelle in geringen Stückzahlen verkauft. Ob die EV-Version ein vergleichbarer Erfolg wird, ist fraglich, ich persönlich kann es mir schwer vorstellen - außer, sie kopieren schnellstmöglich das Hyundai Ioniq 5 N-Konzept, am besten mit einer Auswahl an Motorensounds legendärer Rennwagen der Vergangenheit.
Komfortbetonte Luxusautos sind da eine ganz andere Sache. Niemand kauft einen Rolls Royce vorrangig wegen des krassen Sounds und dem manuellen Schaltgetriebe. Genau diese "oldschool"-Lücke füllt Aston Martin aktuell sehr gut!
Was Stroll betrifft, hoffe ich auch, dass er jetzt Hallmark eine Zeit lang walten lässt. Ich hoffe, er ist in der Lage zu reflektieren und zu verstehen, dass das Auto-Geschäft komplexer ist als Kleider, Gürtel und Handtaschen.
Zu Lucid hatte ich ja schon mal angemerkt, dass die vermeintliche Technologieführerschaft keine (mehr) zu sein scheint. Aber auf das Pferd musste Stroll wegen der PIF Verstrickung offenbar setzen. Dass PIF die letzte Kapitalerhöhung nicht mitgemacht hat, ist eher kein so tolles Zeichen.
Das EV Thema macht das Dilemma von AML als unabhängigem Hersteller deutlich. Hier leiden gerade selbst die etablierten Giganten unter Milliardeninvestitionen und dem Ansturm neuer Konkurrenz. AML hat für die nächsten wenigen paar Jahre ein tolles Produktportfolio. Verbrenner sind da wie mechanische Uhren - technologisch veraltet, kompliziert, seltener werdend und bei starker Marke margenstark. Ob die Kosten und notwendigen Investitionen für die Transformation zu automobilen Smartwatches aus den ersten positiven EBITs nachhaltig erwirtschaftet werden können, ist aber leider sehr fraglich. Bleibt für mich immer noch die Frage, wer ein potentieller Käufer der Marke wäre, und ob und wann Stroll bereit wäre, diesen Weg zu gehen.
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