Die Telekom-Regulierungsbehörde RTR senkt die Gebühren für Mobilfunkbetreiber bei der Übergabe von Telefonaten in das Netz eines Mitbewerbers. Die RTR erwartet sich dadurch eine Kostensenkung auch für die Endverbraucher und eine Stärkung des schwächelnden Festnetzes. Die Behörde erwartet eine Beschlussfassung der neuen Zusammenschaltungsentgelte bis zum heurigen Juni, geht aber davon aus, dass die Netzbetreiber, wie auch in der Vergangenheit bei vergleichbaren Entscheidungen, vor den Verwaltungsgerichtshof ziehen. In Österreich werden rund 50 Prozent der Handygespräche im eigenen Netz geführt, gut 20 Prozent gehen in andere Mobilfunknetze, weniger als 20 Prozent ins Festnetz.
Fix ist jedenfalls, dass rückwirkend ab 1. Juli 2008 5,72 Cent pro Minute und ab 1. Jänner 2009 4,5 Cent pro Minute von allen Netzbetreibern gezahlt werden müssen. Damit ist die asymmetrische Regulierung Vergangenheit, durch die kleine und später eingetretene Unternehmen deutlich höhere Zusammenschaltungsentgelte erhielten. Aber auch bei gleichen Entgelten profitieren kleine Netzbetreiber stärker als die großen Anbieter, da sie mehr ausgehenden als eingehenden Verkehr haben.
Mit der Senkung der Zusammenschaltungsgebühren wurde auch eine alte Forderung der Festnetzbetreiber erfüllt. In der Vergangenheit haben sie nämlich den Aufstieg des Mobilfunks durch überproportional hohe Gebühren für Anrufe vom Festnetz in das Handynetz mitfinanziert.
Wie RTR-Chef Georg Serentschy am Dienstag vor Journalisten erklärte, sollen laut gestern beschlossenen Bescheidentwürfen mit 1. Juli die Mobilterminierungsentgelte von 4,5 auf 3,88 Cent sinken. In drei weiteren Schritten sollen sie dann mit Jahresbeginn 2011 auf 2,01 Cent je Minute sinken. Jeder dieser insgesamt vier Schritte kostet die vier heimischen Netzbetreiber Mobilkom, T-Mobile, Orange und "3" insgesamt rund 37 Mio. Euro Umsatzrückgang, bringt gleichzeitig aber rund 27 Mio. Euro an Kostenersparnis. Macht auf vier Jahre für alle Anbieter zusammen 40 Mio. Euro Verlust, rechnete die RTR vor.
Aus der Wirtschaftskammer hieß es heute zur APA, dass Hoffnungen auf günstigere Tarife für die Endkunden überzogen seien. Immerhin tobe in der Branche ein beinahe schon ruinöser Wettbewerb, der weitere Preissenkungen kaum möglich mache.
Laut RTR sind 42 Prozent der Handynutzer Kunden bei der Telekom-Austria-Tochter Mobilkom. 32 Prozent telefonieren über die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile. 20 Prozent nutzen das Netz der France-Telecom-Tochter Orange und 6 Prozent vertrauen auf den chinesischen Konzern Hutchison ("3"). Seit mehreren Jahren gehen aufgrund des massiven Preiskampfs die Umsätze der Netzbetreiber zurück, während die Gesprächsminuten zunehmen. Mittlerweile liege der Mobilfunk sowohl bei Gesprächsminuten und Umsatz vor dem Festnetz, betonte Serentschy. (Forts. mögl.) stf/cs
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