Allmählich dämmert auch den unverbesserlichen Daueroptimisten, dass sie mit Ihrem Jubel vom Ende der Weltwirtschaftskrise womöglich etwas vorlaut waren. Dazu einige Zahlen: In den Vereinigten Staaten sind so viele Menschen arbeitslos wie zuletzt vor 26 Jahren. Nach den weichgespülten Daten aus dem offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung notiert die Arbeitslosenquote im September bei 9,8 Prozent. Wenn zwei Drittel der Wirtschaftsleistung eines Landes von den Ausgaben der Verbraucher abhängen, dann sind solche Zahlen alles andere, nur kein Grund, die Krise zu beerdigen. Und rechnet man die statistischen Schönfärbereien heraus, wie das etwa die Analysten von www.shadowstats.com tun, dann dürfte die Wahrheit in der Nähe von 20 Prozent liegen. Das sind Depressionszahlen, liebe Leser, daran gibt es nichts zu rütteln. Die folgende Grafik zeigt die beiden Realitäten. Jene der US-Regierung (rote Linie) und jene, die bis zur Amtsübernahme durch Ex-Präsident Bill Clinton ausgewiesen worden wäre (blaue Linie). ![](http://redaktion.boerse-go.de/cms/gallery/0000015267.gif)
So genannte "discouraged workers", Menschen also, die es aufgegeben haben, nach einem Job zu suchen, werden seither in den Statistiken nicht mehr aufgeführt. Der Taschenspielertrick verschleiert die Tatsache, dass die Arbeitslosenquote in den USA bereits nahe an das Niveau der 1930er Jahre heranreicht. Seinerzeit lag die Quote bei 25 Prozent. Dass sich die Analysten bei ihren Schätzungen wieder einmal grandios verrechnet haben, ist keine Überraschung: Im September waren 263.000 Jobs verloren gegangen, der Marktkonsens hatte bei 180.000 gelegen. Der Arbeitsmarktbericht ist ein deutlicher Warnhinweis, dass sich die Bewältigung der Krise länger hinziehen wird, als viele sich das derzeit vorstellen. Man darf gespannt sein, welche Täuschungsmanöver der neuen Bundesregierung einfallen werden, wenn es darum geht, die demnächst in Deutschland explodierenden Arbeitslosenzahlen zu beschönigen. Das aber nur nebenbei. Und der Arbeitsmarkt ist ja nur eine Baustelle von vielen. Während heute in den USA kaum noch jemand von faulen Subprime-Krediten spricht, Krediten also, die an Menschen vergeben wurden, die eigentlich nicht kreditwürdig sind, erwischt es jetzt verstärkt jene Kreditnehmer, die bislang zu den erstklassigen Schuldnern gezählt wurden: Die Ausfälle bei den Prime-Krediten sind zuletzt geradezu explodiert. Fast zehn Prozent der ausstehenden Kredite müssen abgeschrieben werden. Ähnlich düster sieht es bei den Kreditkarten aus: Die Ausfälle sind auf ein 20-Jahres-Hoch gestiegen. Die zuletzt so umjubelten Banken werden schon bald wieder verstärkten Abschreibungsbedarf anmelden, ganz besonders in Europa. Der Europäische Ausschuss für Bankenaufsicht (CEBS) hat kürzlich die 22 größten Finanz-Institute in der EU untersucht. Die Verluste, die bis 2010 bei den Banken anfallen könnten, beziffert die Studie mit bis zu 330 Milliarden Euro. Inklusive der bereits verbuchten Verluste aus dem Jahr 2009, könnte der Fehlbetrag auf bis zu 400 Milliarden Euro anwachsen. In dem CEBS-Papier wird auch ein Stresstest zitiert, den der Internationale Währungsfonds (IWF) bei europäischen Banken durchgeführt hat. Demnach rechnet der IWF bei den europäischen Banken im zweiten Halbjahr 2009 sowie 2010 mit Verlusten in Höhe von 521 Milliarden Euro. Diese Zahl bezieht sich auf alle Banken-Aktiva der EU. Und die Steuerzahler sollen dann vermutlich wieder mit Rettungsgeldern zu Hilfe eilen. Doch dieses Spiel wird nicht bis in alle Ewigkeit so funktionieren. Irgendwann ist Schluss, und dann werden wir alle die Rechung für diesen Wahnsinn bezahlen. Aber einige werden mehr bezahlen als andere. Am meisten jene, die sich immer noch alles schönreden und die nicht erkennen wollen, dass dies keine „normale“ Krise ist. Blicken wir nach Deutschland, hier ist die Lage ähnlich desolat. Der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau, einem der Paradepferde der deutschen Wirtschaft, ist im August gegenüber dem Vorjahr um 43 Prozent eingebrochen. Auch im Juli war bereits ein Minus von 43 Prozent registriert worden. Von Erholung keine Spur. Oder nehmen wir die Baubranche: Die Zahl der Aufträge im Baugewerbe ist im Vorjahresvergleich um 8,4 Prozent gesunken. In den ersten sieben Monaten schrumpften die Auftragseingänge um 11,2 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten verringerte sich um 2,5 Prozent. FDP-Star Guido Westerwelle wird angesichts solcher Zahlen viel Stehvermögen brauchen. Das Wahlversprechen von den Steuersenkungen könnte sonst schon sehr bald zu einer Wahllüge mutieren. Und die Linkspartei reibt sich die Hände. Der Trend hat gedreht... Um das Maß voll zu machen, sehen wir uns abschließend den Weltleitindex an: In dieser Woche hat der Dow Jones den seit Monaten gültigen Bullentrend umgekehrt. Auf dem Point & Figure-Chart kam es am Donnerstag zu einem „Double Bottom Breakdown“. Oder anders gesagt: Ein doppelter Boden wurde nach unten durchbrochen. Auch Börsenanfänger wissen, dass dies meist kein gutes Zeichen ist... ![](http://redaktion.boerse-go.de/cms/gallery/0000015269.png)
Quelle: http://www.godmode-trader.de/nachricht/UEbernehmen-jetzt-die-Baeren,a1905993,b567.html
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